Sea-Watch Kapitänin Carola Rackete wird verhaftet

Ein deutsches Rettungsschiff mit 40 Migranten an Bord hat sich den italienischen Behörden widersetzt und im Hafen der italienischen Insel Lampedusa angedockt, nachdem das Schiff mehr als zwei Wochen auf See gewesen war und ihm die Einfuhr verwehrt wurde.

Sea-Watch-Sprecher Ruben Neugebauer teilte der AFP-Nachrichtenagentur mit, die deutsche Schiffskapitänin Carola Rackete (31) sei festgenommen worden.

Rackete wurde von der Polizei verhaftet, weil sie den Anweisungen eines Militärschiff nicht folgte und das Schiff ohne Erlaubnis in den Hafen manövrierte. Dies würde mit einer Haftstrafe zwischen drei und zehn Jahren geahndet werden.

Obwohl am Freitag fünf europäische Länder der Aufnahme der Migranten zugestimmt hatten und der italienische Innenminister und Parteichef der rechten Liga, Matteo Salvini, zuvor angekündigt hatte, dass er Rackete das Andocken gestatten werde, wenn andere EU-Staaten einer sofortigen Aufnahme der Migranten zustimmen, gab Italien Sea-Watch nicht die Erlaubnis den Hafen zu betreten.

Selbst wenn andere EU-Staaten einer sofortigen Aufnahme der Migranten zustimmen, würden die italienischen Behörden das Schiff beschlagnahmen und seine Kapitänin strafrechtlich verfolgen, weil sie Menschenschmugglern geholfen habe, sagte Salvini.

In der Zwischenzeit haben Staatsanwälte in Sizilien eine Untersuchung gegen Rackete eingeleitet. Rackete wird von den Behörden verdächtigt “illegale Einwanderung” zu unterstützen.

“Obwohl die Staatsanwaltschaft am Nachmittag ein Ermittlungsverfahren gegen mich eingeleitet hat, haben sie uns gleichzeitig mitgeteilt, dass sie nicht helfen werden, die Geretteten vom Schiff zu holen”, sagte Rackete in einer Video-Erklärung auf Twitter.

“Ich habe alleine beschlossen, den Hafen, der nachts frei ist, zu betreten”, fügte sie hinzu.

Das Schiff und sein Kapitänin wurden von einer Gruppe von Anhängern, die auf dem Pier auf Lampedusa standen, mit Beifall empfangen.

Das Rettungsschiff hat 53 Migranten die am 12. Juni in einem Schlauchboot vor der Küste Libyens trieben gerettet. Durch die Hitzewelle im Mittelmeer war das Leben der Migranten im treibenden Schlauchboot bedroht und obwohl 13 Migranten aus medizinischen oder humanitären Gründen bereits evakuiert und nach Lampedusa gebracht worden waren, bestand Salvini darauf, dass der Rest unerwünscht sei.

Aus Solidarität verbrachten fünf italienische linke Abgeordnete Freitagabend an Bord der Sea-Watch 3. Einer der Abgeordneten, Graziano Delrio, der von 2015 bis 2018 Minister der italienischen Küstenwache war, sagte:

“Wir bleiben an Bord, bis alle Migranten ausgestiegen sind.

“Wir sind stolz auf unsere Kapitänin, sie hat genau das Richtige getan. Sie hat das Seerecht eingehalten und die Menschen in Sicherheit gebracht”, sagte Johannes Bayer, Vorsitzender der deutschen Wohltätigkeitsorganisation Sea-Watch, auf Twitter.

Unterdessen gab Salvini am Samstag bekannt, dass die Kapitänin eine “Verbrecherin” sei, due eine “Kriegshandlung” gegen Italien begangen habe.

Er sagte auch, dass das “Piratenschiff” beschlagnahmt werde, eine “Höchststrafe” an die NGO verhängt wird und dass alle Migranten in andere europäische Länder geschickt wurden.

Das Schiff verließ den Hafen, nachdem die Migranten ausgestiegen waren.

In der Zwischenzeit erklärte der Gründer der spanischen Hilfsorganisation Proactiva Open Arms, er sei bereit, ein Gefängnisstrafe zu riskieren, um nach dem Vorbild von Rackete Leben im Mittelmeerraum zu retten.

“Wenn ich den Preis durch eine Gefängnisstrafe oder eine Geldstrafe bezahlen muss, um das Leben einiger Menschen zu retten, werde ich das tun”, sagte der Gründer der Gruppe, Oscar Camps, AFP telefonisch.

Das Open Arms-Schiff ist am Donnerstag Richtung libysche Küste gefahren; die spanische Regierung droht mit einer Geldstrafe von bis zu 900.000 Euro, teilte Camps mit.

Am heutigen Sonntag sagte die Kapitänin des Rettungsschiffs Sea-Watch 3 über Anwälte der italienischen Tageszeitung Corriere della Sera:

„Die Situation war hoffnungslos und mein Ziel war allein, erschöpfte und verzweifelte Menschen ans Land zu bringen.“

Bild: © Hol and / CC BY-SA 4.0.

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