
Heute jährt sich der Kaschmir-Märtyrertag zum 94. Mal. Er ist ein bedeutendes Datum in der Geschichte Kaschmirs und erinnert an die 22 kaschmirischen Muslime, die am 13. Juli 1931 von Truppen des Dogra-Maharajas Hari Singh vor dem Zentralgefängnis in Srinagar getötet wurden. Das Massaker markierte einen Wendepunkt in der kaschmirischen Freiheitsbewegung und ist bis heute ein starkes Symbol für den Widerstand gegen Unterdrückung.
Im Jahr 1931 stand Jammu und Kaschmir unter der Herrschaft des hinduistischen Dogra-Maharajas Hari Singh, während die Mehrheit der Bevölkerung muslimisch war. Die Muslime litten unter hohen Steuern, wirtschaftlicher Benachteiligung und eingeschränktem Zugang zu Bildung und Ämtern, was zu wachsendem Unmut führte. Auslöser der Ereignisse war die Verhaftung des Aktivisten Abdul Qadir Khan, der in einer feurigen Rede die kaschmirische Bevölkerung dazu aufgerufen hatte, sich gegen die autokratische Dogra-Herrschaft zu wehren.
Am 13. Juli 1931 versammelten sich Tausende vor dem Zentralgefängnis in Srinagar, um den Prozess gegen Khan zu verfolgen und gegen die Unterdrückung zu protestieren. Als sich die Zeit des Gebets näherte, stand ein Kashmiri auf, um den Adhan zu rufen. Daraufhin gab der Gouverneur Ray Zada Tartilok den Befehl, den Gebetsrufer zu erschießen. Als dieser getötet wurde, stand ein anderer Kashmiri auf, um den Adhan zu vervollständigen. Auch dieser wurde getötet. Insgesamt wurden 22 Muslime massakriert, die versucht hatten, den Adhan zu vervollständigen. Die Opfer wurden später im Mazaar-e-Shuhada (Märtyrer-Friedhof) in Srinagar beigesetzt. Dieses Ereignis wird oft mit dem Jallianwala-Bagh-Massaker von 1919 verglichen.
Das Massaker löste eine Welle der Empörung aus und gilt als Beginn der organisierten Freiheitsbewegung in Kaschmir. Es stärkte die Position von Führern wie Sheikh Abdullah, der später die Jammu-und-Kashmir-Nationalkonferenz gründete, und führte zur Bildung von Widerstandsgruppen wie der Anjuman-e-Sarfaroshaan. Eine Untersuchung durch die Middleton-Kommission machte den damaligen Premierminister Hari Kishan Koul für den Einsatz übermäßiger Gewalt verantwortlich. Dies veranlasste den Maharaja, Reformen einzuleiten, um die Spannungen zu entschärfen.
Der Kaschmir-Märtyrertag wird jährlich von vielen Kaschmiris begangen – sowohl in dem von Indien kontrollierten Jammu und Kaschmir als auch in Azad Kaschmir. In Srinagar und anderen Städten finden Gedenkveranstaltungen statt, bei denen die Opfer geehrt und die Forderung nach Selbstbestimmung erneuert wird. Allerdings bleibt der Tag politisch aufgeladen. Seit die indische Regierung im Jahr 2019 den Sonderstatus von Jammu und Kaschmir (Artikel 370) aufhob, wurde der Märtyrertag als offizieller Feiertag abgeschafft, was Proteste auslöste. Viele Kaschmiris fordern die Wiedereinsetzung des Feiertags, um die historische Bedeutung des 13. Juli zu bewahren.
Der Kaschmir-Märtyrertag bleibt somit ein Symbol für den anhaltenden Kampf um Gerechtigkeit und Selbstbestimmung in der Region. In den sozialen Medien betonen Nutzer wie X die Notwendigkeit, die Geschichte der Märtyrer nicht zu vergessen. Einige Stimmen ziehen Parallelen zwischen den Ereignissen von 1931 und den heutigen Spannungen im Kaschmir-Konflikt, der nach wie vor Indien, Pakistan und die kaschmirische Bevölkerung betrifft.
Während die Kaschmiris heute der Opfer von 1931 gedenken, bleibt die Region ein Brennpunkt globaler Aufmerksamkeit. Der Märtyrertag erinnert nicht nur an die Vergangenheit, sondern wirft auch ein Licht auf die komplexen politischen und sozialen Herausforderungen, mit denen Kaschmir aktuell konfrontiert ist. Die Forderung nach einer friedlichen Konfliktlösung und nach Gerechtigkeit für die kaschmirische Bevölkerung wird lautstark erhoben.
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