Palästinensische Flüchtlinge im Libanon: Rekordarbeitslosigkeit und Ausbeutung

Die palästinensischen Flüchtlinge im Libanon befinden sich in einer humanitären Krise, die von extremer Arbeitslosigkeit und ausbeuterischen Arbeitsbedingungen geprägt ist. Der aktuelle Bericht der UNRWA („Socio Economic Survey of Palestinian Refugees in Lebanon 2023“) offenbart erschreckende Zahlen: Die Arbeitslosenquote unter palästinensischen Flüchtlingen ist mehr als sechsmal so hoch wie im weltweiten Durchschnitt und dreimal so hoch wie im libanesischen Durchschnitt. Nur Eswatini (34,4 Prozent) und Südafrika (33,2 Prozent im Jahr 2024) weisen höhere Quoten auf.

Trotz ihrer jahrzehntelangen Anwesenheit im Libanon werden palästinensische Flüchtlinge rechtlich als Ausländer behandelt. Sie benötigen Arbeitserlaubnisse und dürfen Berufe wie Medizin, Recht oder Ingenieurwesen nicht ausüben. Dadurch sind sie gezwungen, schlecht bezahlte, körperlich anstrengende und oft informelle Jobs anzunehmen. Arbeitgeber nutzen die Abhängigkeit der Flüchtlinge aus, während bürokratische Hürden sie in einem Teufelskreis gefangen halten. Offiziell wird argumentiert, die Verweigerung von Rechten schütze ihr Rückkehrrecht, doch in Wirklichkeit fördern diese Gesetze die Ausbeutung billiger Arbeitskräfte und erhalten das fragile politische Gleichgewicht im Libanon.

Besonders benachteiligt sind palästinensische Frauen. Obwohl sie besser ausgebildet sind als ihre männlichen Kollegen, finden sie kaum Arbeit, da die verfügbaren Jobs körperlich anstrengend sind und sozial als „unpassend“ gelten. Palästinensische Flüchtlinge aus Syrien (PRS), die 14,8% der Flüchtlinge ausmachen, leiden unter doppelter Diskriminierung – als Palästinenser und als Syrer. Sie unterliegen seit 2016 einem Einreiseverbot und ihre Armuts- und Arbeitslosenraten sind besonders hoch. Palästinenser, die in Flüchtlingslagern leben (45 % der Gesamtzahl), sind isoliert, werden streng überwacht und haben kaum Zugang zu Arbeitsmöglichkeiten.

Hochgebildete Palästinenser stehen vor einem Dilemma: Gesetzliche Berufsverbote und der Ausschluss vom öffentlichen Dienst machen sie arbeitslos oder zwingen sie zur Auswanderung. Laut UNRWA haben 26,7% der palästinensischen Familien Verwandte im Ausland, im Durchschnitt zwei pro Familie. Informelle Beschäftigung prägt den Arbeitsmarkt: 62,4% der libanesischen Arbeitnehmer arbeiten ohne Vertrag, bei den Palästinensern ist der Anteil noch höher, was soziale Unsicherheit bedeutet. 40% der palästinensischen Arbeiter haben keine Vollzeitstelle, was zu instabilen Einkommen führt.

Die Verantwortung wird oft auf die UNRWA abgewälzt, die jedoch nur 2,1% der Palästinenser beschäftigt. Die Mehrheit ist dem unregulierten Privatsektor ausgeliefert. Der Zugang zu hochqualifizierten Berufen bleibt durch Berufsverbote und mangelnde Bildungschancen versperrt: 21,2 % der über 25-Jährigen haben die Grundschule nicht abgeschlossen, 54,2 % haben die Vorbereitungsstufe nicht erreicht.

Diese Situation erfordert dringend Reformen, um den palästinensischen Flüchtlingen faire Arbeits- und Lebensbedingungen zu ermöglichen. Ohne politischen Willen wird sich die Situation weiter verschlechtern.

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