
Der deutsche Einzelhandelsriese steht im Fokus einer Kontroverse, nachdem Berichte aufgetaucht sind, denen zufolge das Unternehmen den Import israelischer Agrarprodukte eingestellt hat. Laut einem Artikel der israelischen Nachrichtenseite Ynetnews vom 26. Juni 2025 berichten israelische Landwirte, dass Aldi seit etwa sechs Wochen keine Produkte mehr aus Israel bezieht. Als Grund wird wachsender Boykott-Druck im Zusammenhang mit dem Gaza-Konflikt genannt.
Ein israelischer Kartoffelexporteur erklärte gegenüber Ynetnews, dass die Stimmen für einen Boykott israelischer Waren in Deutschland lauter geworden seien. Ofer Levin, ein weiterer Exporteur, betonte, Aldi habe subtil angedeutet, keine israelischen Produkte mehr führen zu wollen. Aldi begründet dies offiziell mit der Verfügbarkeit lokaler Alternativen, doch Levin sieht darin eine politisch motivierte Entscheidung. „Es ist eindeutig politisch“, sagte er und verwies auf die öffentliche Stimmung gegen Israel in Europa.
Die Boykottbewegung gegen israelische Produkte hat in den letzten Jahren in mehreren europäischen Ländern an Fahrt gewonnen, insbesondere in Belgien, Irland und Skandinavien. EU-Vorschriften, die eine klare Kennzeichnung des Herkunftslandes vorschreiben, haben die Ablehnung israelischer Waren durch Verbraucher verstärkt – insbesondere bei Produkten mit der sichtbaren Herkunftsangabe „Israel“. Laut Levin umgehen einige Händler diese Vorschriften, indem sie bestimmte Produkte ohne Herkunftskennzeichnung verpacken.
Aldi selbst hat sich zu den Vorwürfen bisher nicht offiziell geäußert. In der Vergangenheit betonte das Unternehmen jedoch immer wieder, dass es keine politischen oder religiösen Positionen einnehme. So wies etwa die niederländische Aldi-Tochter 2013 einen angeblichen Boykott von Produkten aus israelischen Siedlungen zurück. Dennoch werfen Kritiker Aldi vor, auf den Boykott-Druck zu reagieren, um Proteste oder negative Schlagzeilen zu vermeiden.
Solange Aldi keine klare Stellungnahme abgibt, bleibt unklar, ob dieser Schritt tatsächlich auf Boykott-Druck zurückzuführen ist oder ob andere wirtschaftliche Gründe im Vordergrund stehen.
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