Belgische Polizei nimmt zwei Israelis wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen fest

Die belgische Bundespolizei hat am 21. Juli 2025 während des Tomorrowland-Musikfestivals in Boom zwei israelische Soldaten festgenommen und verhört. Grund dafür war eine Beschwerde der in Belgien ansässigen Hind Rajab Foundation und der Global Legal Action Network (GLAN). Die Organisationen werfen den Soldaten schwere Kriegsverbrechen im Gazastreifen vor. Die pro-palästinensischen Organisationen bezeichnen die Festnahmen als „maßgeblichen Schritt” in der globalen Verfolgung von Verantwortlichen für mutmaßliche Verbrechen im israelisch-palästinensischen Konflikt.

Die Beschwerde stützt sich auf Beweise, darunter Social-Media-Beiträge der Soldaten, die angeblich deren Beteiligung an Kriegsverbrechen wie der Zerstörung von Eigentum und der Nutzung menschlicher Schutzschilde dokumentieren. Die Soldaten wurden identifiziert, nachdem sie auf dem Festival die Flagge der Givati-Brigade geschwenkt hatten, einer Einheit der israelischen Streitkräfte. Belgien berief sich dabei auf das Prinzip der universellen Gerichtsbarkeit, welches es Staaten erlaubt, schwere internationale Verbrechen unabhängig vom Tatort oder der Nationalität der Beschuldigten zu verfolgen.

Nach stundenlangen Verhören wurden die beiden Soldaten freigelassen, es wurde jedoch eine strafrechtliche Untersuchung eingeleitet. Die israelische Regierung bestätigte, dass es sich um einen Zivilisten und einen Soldaten handelt, die sich in Belgien im Urlaub befanden. Sie erklärte, die Angelegenheit werde von israelischen Behörden geprüft. Kritiker, darunter die European Jewish Association, werfen den belgischen Behörden vor, die Festnahmen seien politisch motiviert gewesen und die Soldaten hätten lediglich ihre militärischen Pflichten erfüllt.

Die nach einem sechsjährigen palästinensischen Mädchen benannte Hind Rajab Foundation hat in den vergangenen Monaten in über zehn Ländern Beschwerden gegen israelische Soldaten und Offizielle eingereicht. Das Mädchen wurde 2024 von israelischen Streitkräften getötet. Der Vorfall in Belgien ist das erste Mal, dass solche Beschwerden in Europa zu Festnahmen geführt haben. „Dies ist ein Wendepunkt in der globalen Suche nach Gerechtigkeit“, erklärte ein Sprecher der Stiftung.

Die Festnahmen stehen im Kontext der zunehmenden internationalen Kritik an Israels Militäreinsätzen in Gaza. Laut dem Gesundheitsministerium Gazas wurden dort seit Beginn des Konflikts über 60.000 Palästinenser getötet. Während einige die Aktion als Signal für eine stärkere internationale Rechenschaftspflicht begrüßen, warnen andere vor einer politisierten Anwendung der universellen Gerichtsbarkeit.

Die Ermittlungen der belgischen Behörden dauern an und der Fall könnte weitreichende Auswirkungen auf die internationale Strafverfolgung von Kriegsverbrechen haben.

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