Die Universität Florenz hat einen historischen Schritt unternommen und ihre akademischen Beziehungen zu israelischen Institutionen abgebrochen. Diese Entscheidung wurde von fünf Fakultäten der renommierten Hochschule getroffen und ist eine Reaktion auf die anhaltenden Konflikte im Gazastreifen, die von vielen als Völkermord bezeichnet werden. Die Maßnahme reiht sich in die weltweite Boykott-, Desinvestitions- und Sanktionsbewegung (BDS) ein, die sich gegen die israelische Besatzung und Apartheidpolitik richtet.
Von dem Abbruch der Kooperationen sind die Fakultäten für Architektur, Informatik und Mathematik, Agrarwissenschaften, Ingenieurwissenschaften und Technologie sowie Politik- und Sozialwissenschaften betroffen. Betroffen sind unter anderem die Ben-Gurion-Universität des Negev, die Verbindungen zum israelischen Militär-Industrie-Komplex unterhält, sowie die Ariel-Universität, die sich in einer illegalen Siedlung im besetzten Westjordanland befindet. Auch das Blavatnik Interdisciplinary Cyber Research Center der Universität Tel Aviv steht auf der Liste der betroffenen Institutionen.
„Diese Entscheidung ist ein Akt der Solidarität mit dem palästinensischen Volk und eine Reaktion auf die Zerstörung des Bildungswesens in Gaza”, erklärte ein Sprecher der Universität. Laut Berichten wurden seit Beginn der jüngsten Eskalation am 7. Oktober 2023 alle Universitäten im Gazastreifen zerstört. Dieser Vorgang wird als „Scholastizid“, also die gezielte Zerstörung des Bildungswesens, bezeichnet. Die Universität Florenz betrachtet ihren Boykott als Teil ihrer ethischen Verantwortung, gegen Institutionen vorzugehen, die in die Besatzung oder militärische Forschung verwickelt sind.
Die Universität Florenz steht mit dieser Entscheidung nicht allein da: Sie reiht sich in eine wachsende Zahl europäischer Hochschulen ein, die ähnliche Boykottmaßnahmen umsetzen. So haben beispielsweise Universitäten in Spanien, Norwegen und Belgien Verbindungen zu israelischen Institutionen eingestellt. In den USA, Großbritannien und den Niederlanden wurden Forschungsprojekte abgebrochen und Vorträge israelischer Wissenschaftler:innen abgesagt. Diese Entscheidungen spiegeln eine zunehmende Unterstützung für die von der südafrikanischen Anti-Apartheid-Bewegung inspirierte BDS-Bewegung wider.
In Israel wird diese Welle akademischer Boykotte als „beispiellos“ bezeichnet. Vertreter israelischer Universitäten berichten von erheblichen Einschränkungen in der internationalen Zusammenarbeit, welche die wissenschaftliche Forschung beeinträchtigen. Es gibt Bemühungen, den Boykott durch rechtliche und diplomatische Mittel zu bekämpfen, doch die wachsende Unterstützung für BDS in Europa stellt eine Herausforderung dar.
Die Entscheidung der Universität Florenz markiert einen Wendepunkt im akademischen Diskurs über den Nahostkonflikt. Für viele Studierende und Dozierende in Florenz ist der Boykott ein klares Zeichen der Solidarität mit den Palästinenser:innen – und ein Aufruf an andere Institutionen, ihrem Beispiel zu folgen.
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