
Teil 6: Tödlichster Angriff auf Journalisten im Nahen Osten
Im Schatten des Gaza-Kriegs haben sich entsetzliche Verbrechen ereignet, die das Gewissen der Menschheit erschüttern. Dies ist eines der finstersten Kapitel unserer Epoche. In dieser Artikelserie werfen wir ein Licht auf die schwerwiegendsten Massaker Israels.
Sanaa-Massaker: Angriff auf Journalisten
In einem Akt, der als gezielte Attacke auf die Freiheit der Berichterstattung gewertet wird, hat Israel am 10. September einen Medienkomplex in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa dem Erdboden gleichgemacht. Mindestens 31 Journalisten und Medienmitarbeiter kamen bei dem Luftangriff ums Leben – es ist der zweittödlichste einzelne Schlag gegen Pressevertreter weltweit seit 1992 und der verheerendste in der Geschichte des Nahen Ostens. Während israelische Militärs von „präzisen Schlägen gegen militärische Propaganda-Ziele” faseln, sprechen Überlebende und Menschenrechtsorganisationen von einem „abscheulichen Kriegsverbrechen”, das Zivilisten und unabhängige Stimmen systematisch zum Schweigen bringt.
Der Angriff ereignete sich um 16:45 Uhr Ortszeit, als Dutzende Mitarbeiter der Zeitungen „26. September” und „Al-Yemen” gerade die Druckvorbereitungen für die wöchentliche Ausgabe abschlossen. Die israelischen Kampfflugzeuge warfen Präzisionsbomben auf das Gebäude ab, das als „Moral Guidance Directorate” der Huthi-Armee diente, aber primär als Redaktions- und Druckzentrum fungierte. Durch die Explosionen wurde nicht nur das Gebäude zerstört, sondern auch benachbarte Wohnhäuser im dicht besiedelten Viertel Al-Tahrir. Insgesamt starben 35 Menschen, darunter Zivilisten, Frauen und ein Kind, über 130 wurden verletzt. Unter den Opfern: Nasser al-Khadri, der Chefredakteur der „26. September”, der bis zuletzt über die jemenitische Geschichte berichtete, die nun in Flammen aufging.
Das Committee to Protect Journalists (CPJ) bestätigt, dass 31 Medienarbeiter getötet wurden, davon neun klassische Journalisten. Es war der tödlichste Tag für die Pressefreiheit seit dem Maguindanao-Massaker auf den Philippinen im Jahr 2009, bei dem 32 Reporter in einem politischen Hinterhalt starben. Im Nahen Osten übertrifft der Angriff auf Sanaa alles Bisherige – selbst die Hunderte getöteten Journalisten in Gaza seit 2023.
Human Rights Watch (HRW) warnt, dass solche Angriffe das humanitäre Völkerrecht verletzen, das Journalisten – unabhängig von ihrer Zugehörigkeit – schützt, solange sie nicht aktiv kämpfen. Israel rechtfertigt den Bombenregen jedoch als „Vergeltung” für Raketenangriffe der Huthi auf das Land, die als „Solidarität mit Gaza” deklariert werden.
Dieser Vorfall ist kein Einzelfall in Israels Eskalationsstrategie. Seit dem Gaza-Krieg 2023 hat das Regime Ziele im Libanon, in Syrien, im Iran und nun im Jemen bombardiert – oft mit dem Vorwand, „Terrorpropaganda” zu bekämpfen. Im Jemen, dem ärmsten Land der arabischen Welt, in dem Millionen Menschen unter Hunger und Krieg leiden, eskaliert Israel den Konflikt weiter. In Sanaa-Al-Tahrir starben kürzlich zehn Familienmitglieder, darunter vier Frauen und zwei Kinder, bei einem ähnlichen Angriff. „Israel öffnet die Pforten der Hölle”, warnte Generalmajor Mohammed al-Ghamari von der jemenitischen Armee.
Während in Sanaa Hunderte an den Massenbegräbnissen teilnahmen und Särge durch die Straßen getragen wurden, tobt auf X (ehemals Twitter) eine Welle der Empörung. Nutzer:innen wie @QudsNen teilen Bilder der Trümmer und nennen es „israelisches Massaker”, das die „Stimme Jemens zum Schweigen bringt”. Internationale Stimmen fordern Untersuchungen, doch Straffreiheit scheint die Regel zu sein. Die UN und HRW kritisieren: Solche Angriffe normalisieren den Krieg gegen die Presse, wie es die USA 2003 mit Al Jazeera in Bagdad taten.
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu droht mit weiteren Schlägen: „Wer uns angreift, wird siebenfach getroffen.“ Doch wer zahlt den Preis? Yemenitische Familien, die unter Trümmern nach Überlebenden graben, und eine Region, die in Israels Expansionsdrang versinkt. Der Angriff auf Sanaa ist kein Akt der „Selbstverteidigung“ – er ist ein Skandal, der die Weltgemeinschaft dazu aufruft, Sanktionen gegen Tel Aviv zu verhängen und die Pressefreiheit zu schützen. Solange das Regime ungestraft bombt, bleibt der Nahe Osten ein Pulverfass – und die Wahrheit das erste Opfer.
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