Gaza – Wie sieht ein zukünftiger Guerillakrieg aus?

Gastbeitrag von Mohammed Isa

Die erste deutliche Veränderung in der Kriegsführung wurde mir beim Einsatz türkischer Bayraktar-Drohnen gegen die Armee Assads bewusst. Die Drohnen schützten nicht nur erfolgreich die Stellungen des syrischen Widerstands, sondern fügten den Regierungstruppen auch erheblichen materiellen Schaden zu – und brachen ihre Moral. Der Erfolg des syrischen Widerstands war zu einem Teil der türkischen Drohnentechnologie zu verdanken.

Ein weiteres markantes Beispiel lieferte der Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien. Armenische Truppen, die nach der Vertreibung von rund 750.000 aserbaidschanischen Türken im ersten Karabach-Krieg jahrzehntelang große Teile des aserbaidschanischen Staatsgebiets besetzt hielten, wurden innerhalb von nur eineinhalb Monaten geschlagen. Damit endete fast 30 Jahre Besatzung. Der Sieg Aserbaidschans beruhte nicht nur auf technologischer Überlegenheit, sondern auch darauf, dass Armenien unter einer selbstgefälligen und korrupten Elite litt.

Der derzeit wohl bedeutendste Konflikt ist jedoch Russlands Vernichtungsfeldzug gegen die Ukraine. Zu Beginn rechnete kaum jemand mit einem derart zähen Widerstand der Ukrainer. Auch hier wurde deutlich: Wer in der modernen Kriegsführung bestehen will, muss technische Innovationen schnell aufnehmen und seine Taktiken flexibel anpassen.

Guerillakriegsführung im modernen Zeitalter

Der Krieg in Gaza wirft neue, drängende Fragen zum antikolonialen Widerstand auf. Klassische Lehrwerke der Guerillakriegsführung – von Che Guevaras „Guerillakampf und Befreiungsbewegung“ bis zu Carlos Marighellas „Handbuch des Stadtguerillero“ – reichen im Zeitalter hochentwickelter Drohnen, künstlicher Intelligenz und Cloud-gestützter Kriegführung nicht mehr aus.

Sun Tzus „Die Kunst des Krieges“ liefert zwar zeitlose strategische Grundsätze, doch sie müssen ebenso wie Clausewitz’ „Vom Kriege“ an die neue Realität angepasst werden. Die entscheidende Frage lautet: Wie kann man eine Militärmacht besiegen, die sich auf KI stützt?

Widerstandskämpfer müssen Wege finden, die Lufthoheit des Gegners zu stören oder ganz zu brechen, sich gegen Drohnenangriffe zu verteidigen und selbst mit einfachster Drohnentechnologie den Kampf in die politischen und wirtschaftlichen Zentren der Macht zu tragen. Die Herausforderung besteht darin, mit begrenzten Mitteln einem Gegner gegenüberzutreten, der über nahezu unbegrenzte Ressourcen verfügt.

Der Völkermord in Gaza könnte den Partisanenkampf grundlegend verändern. Technologischer Fortschritt, künstliche Intelligenz und vernetzte Systeme schaffen nicht nur neue Hürden, sondern zwingen Widerstandsbewegungen weltweit, Strategien zu entwickeln, den technischen Fortschritt selbst voranzutreiben und die neuen Möglichkeiten gezielt zu nutzen, um den Gegner wirksam zu bekämpfen.

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