Drogen in Adana: das Doppelleben eines Staatsanwalts

Im Zuge einer Operation gegen Drogenkriminalität in Adana (Türkei) erschüttern Ermittlungsergebnisse über die Verwicklung von Beamten in die organisierte Kriminalität das Vertrauen der Bürger in die ohnehin längst bröckelnde Rechtsstaatlichkeit des Landes. Demnach konnten aktuell beim Drogentransport von Adana nach Konya nicht nur die als Familie getarnten mutmaßlichen Täter, darunter auch der als leitender Drogenkurier angenommene Polizist F.H. gefasst und ihre Handys beschlagnahmt werden. Es gelang durch die Analyse ihrer Gesprächsverläufe sogar der Nachweis weiterer skandalöser Vernetzungen. Die Spur der für den Transport verantwortlichen kriminellen Vereinigung führte nämlich bis hin zu Osman Yarbas, dem leitenden Staatsanwalt für Terrordelikte in Adana. Er soll den besagten Transport mit einer Ladung von 25kg Heroin in Auftrag gegeben und die Art und Weise seiner Durchführung bis ins kleinste Detail diktiert haben. 

Die monatelangen Ermittlungsarbeiten ergaben unter anderem auch, dass Yarbas das Fahrzeug eines alten Schulfreundes aus Antalya für seine Drogengeschäfte verwendet habe. Er selbst soll noch am selben Tag zusammen mit dem in der Drogenvollzugsbehörde von Adana tätigen Polizisten M.B.Y. den Transport einer anderen Ladung nach Antalya unternommen haben. Die Ermittler sind davon überzeugt, dass er den Kopf seiner kriminellen Bande darstellt, unterstützt von zwei Helfern namens Cahit und Semiyan Kutluk. Neben den Polizisten F.H. und M.B.Y. als Kurieren werden noch weitere Mitglieder des Netzwerkes vermutet, darunter insbesondere die eine Woche zuvor in Konya bei einem Polizeieinsatz festgenommenen 20 Verdächtigen, unter denen sich erneut auch Polizeibeamte befanden. 

Wie lange genau die besagten Strukturen schon existieren und ob weitere derartige Vernetzungen bestehen, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt der Ermittlungen nicht eindeutig feststellen. Der Fall scheint sich allerdings immer mehr zu einem weiteren Beispiel für die enge Verflechtung von staatlichen und mafiosen Strukturen in der Türkei zu entwickeln, die in den letzten Jahren bereits für etliche Skandale sorgte. 

Besonders kritisch wird der Fall vor dem Hintergrund bewertet, dass Osman Yarbas im Zuge der politischen Reaktion der Koalition von AKP und MHP auf den Putschversuch zu diesem Amt gelangte. 

Damals wurden viele hohe Beamte entlassen und durch neue regierungstreue ersetzt. Gerechtfertigt wurden diese oftmals verfassungswidrigen Maßnahmen mit der Bedrohung eines weiteren eventuell bevorstehenden Putschversuches, für den die Organisation Fethullah Gülens und seine Anhänger in staatlichen Strukturen verantwortlich gemacht wurden, wie die Regierung auch bis heute immer wieder lautstark betont. 

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