Der Boykott als Form des gewaltfreien Widerstands gegen Ungerechtigkeit oder Unterdrückung hat eine lange Geschichte. Mit einem Boykott zeigt man, dass man mit bestimmten Verhaltensweisen von Personen, Unternehmen oder Regierungen nicht einverstanden ist. Ein Boykott ist eine organisierte wirtschaftliche, soziale oder politische Zwangs- oder Druckmaßnahme, die darauf abzielt, eine Person, eine Personengruppe, ein Unternehmen oder einen Staat vom normalen Geschäftsverkehr auszuschließen. Streik und Embargo sind dem Boykott verwandte Druckmittel.
Der Name „Boykott“ geht auf einen englischen Gutsverwalter namens Charles C. Boycott zurück, der im 19 Jahrhundert lebte. Er war bei den irischen Bauern verhasst, weil er als Gutsverwalter für Lord Erne sehr hart und ungerecht war. Er verlangte hohe Pachtzinsen, drohte mit Vertreibung und weigerte sich, die Pachtzinsen zu senken, wenn die Ernte schlecht ausfiel. Er war auch ein Symbol für die englische Herrschaft über Irland, die viele Iren ablehnten. Er wurde zur Zielscheibe einer Kampagne der Irish Land League, die ihn und seine Familie völlig isolierte und boykottierte. Das bedeutete, dass niemand mehr mit ihm sprach, für ihn arbeitete oder ihm etwas verkaufte. Schließlich musste er Irland verlassen, weil er keine Lebensgrundlage mehr hatte.
In der Geschichte gab es viele Boykotte, ein Beispiel war der Montgomery Bus Boycott. Der Montgomery Bus Boycott war eine wichtige Protestaktion der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA. Er begann im Dezember 1955, als Rosa Parks sich weigerte, ihren Sitzplatz im Bus für einen weißen Fahrgast zu räumen. Sie wurde verhaftet und zu einer Geldstrafe verurteilt. Daraufhin beschlossen die schwarzen Einwohner von Montgomery, Alabama, die städtischen Busse so lange zu boykottieren, bis die rassistische Sitzordnung aufgehoben würde. Der Boykott dauerte über ein Jahr und wurde von Martin Luther King Jr. angeführt. Er endete im Dezember 1956, nachdem der Oberste Gerichtshof der USA die Rassentrennung in Bussen für verfassungswidrig erklärt hatte.
Der United Farmworkers Grape Boycott war eine Protestaktion der Gewerkschaft United Farm Workers (UFW), die von 1984 bis 2000 andauerte. Die UFW forderte die Verbraucher auf, keine kalifornischen Tafeltrauben zu kaufen, um gegen den Einsatz gefährlicher Pestizide in den Weinbergen zu protestieren. Der Boykott war eine Fortsetzung früherer Kampagnen der UFW, die in den 1960er und 1970er Jahren für die Rechte und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Landarbeitern gekämpft hatte. Die UFW wurde von Cesar Chavez und Dolores Huerta gegründet, die zu Symbolen für gewaltlosen Widerstand und soziale Gerechtigkeit wurden. Der Boykott wurde schließlich im Jahr 2000 beendet, nachdem die UFW einige Erfolge bei der Reduzierung des Einsatzes giftiger Chemikalien erzielt hatte.
Der Boykott Südafrikas war eine der wichtigsten internationalen Protestaktionen gegen die Apartheid, das rassistische System der politischen und sozialen Trennung von Weißen und Nicht-Weißen, das von 1948 bis 1994 in Südafrika herrschte. Der Boykott umfasste verschiedene Bereiche wie Wirtschaft, Sport, Kultur und Bildung. Er wurde von vielen Ländern, Organisationen und Einzelpersonen unterstützt, die sich mit dem Kampf der schwarzen Mehrheit für Freiheit und Gleichberechtigung solidarisierten. Ziel des Boykotts war es, das Apartheidregime zu isolieren, zu schwächen und zu delegitimieren.
Der Boykott begann in den 1950er Jahren mit einzelnen Initiativen wie dem Verzicht auf südafrikanische Produkte oder dem Abbruch diplomatischer Beziehungen. Er verstärkte sich in den 1960er Jahren, als die Vereinten Nationen (UN) mehrere Resolutionen gegen die Apartheid verabschiedeten und ihre Mitglieder zu Sanktionen gegen Südafrika aufriefen. Er erreichte seinen Höhepunkt in den 1980er Jahren, als die internationale Anti-Apartheid-Bewegung an Stärke und Popularität gewann. Sie organisierte zahlreiche Kampagnen, Demonstrationen und Konzerte, um die Öffentlichkeit über die Situation in Südafrika zu informieren und zum Boykott aufzurufen. Sie arbeitete eng mit dem African National Congress (ANC) zusammen, der wichtigsten Widerstandsbewegung in Südafrika.
Der Boykott hatte vielfältige Auswirkungen auf Südafrika. Er schadete der exportabhängigen Wirtschaft des Landes. Das Bruttoinlandsprodukt sank in den 1980er Jahren um etwa 1,5 Prozent pro Jahr. Ausländische Investitionen gingen zurück und die Verschuldung stieg. Der Boykott beeinträchtigte den Sportsektor, der eine wichtige Rolle für das nationale Prestige spielte. Er behinderte den kulturellen Austausch, der eine Quelle der Inspiration und des Dialogs war. Er förderte aber auch die Entwicklung einer alternativen Kultur, die sich gegen die Apartheid richtete. Sie stärkte das Selbstbewusstsein und den Widerstandswillen der schwarzen Bevölkerung, die sich von der internationalen Gemeinschaft unterstützt fühlte. Er erhöhte den Druck auf die weiße Minderheit, die sich zunehmend isoliert und bedroht fühlte.
Der Boykott war somit eine wichtige politische und soziale Strategie, die zur Überwindung der Apartheid beitrug. Er zeigte aber auch die Macht und die Grenzen des Boykotts als Mittel des gewaltlosen Protests.
Boykottaufrufe gibt es auch gegen die Apartheid in Israel. Die BDS-Bewegung („Boycott, Divestment, Sanctions“) ruft dazu auf, Waren und Dienstleistungen aus Israel zu boykottieren und Investitionen von dort abzuziehen, bis der Staat drei zentrale Forderungen erfüllt:
- Das Ende der Besatzung der Westbank, der Golanhöhen und Ostjerusalems.
- Vollständige Gleichberechtigung der arabisch-palästinensischen Bürger Israels.
- Das Rückkehrrecht nach Israel für palästinensische Vertriebene und ihre Nachkommen.
Laut den Autoren eines UN-Berichts war BDS ein Schlüsselfaktor für den Rückgang der ausländischen Direktinvestitionen in Israel um 46 % im Jahr 2014 im Vergleich zu 2013. Obwohl in der BDS-Bewegung viele Juden aktiv sind, wie die Autoren des Buches „BDS – Boykott, Desinvestition, Sanktionen – Gewaltloser Kampf gegen die Israel-Apartheid“, Al Jana, Abraham Melzer und Diana Carminati, wird die Bewegung als antisemitisch bezeichnet und das Israelische Regime versucht diese Bewegung zu verbieten. Das Schwingen mit der Antisemitismus-Keule als politische Waffe gegen jegliche Kritik beschreibt der jüdische Professor und Politikwissenschaftler Norman G. Finkelstein in seinem Buch „Antisemitismus als politische Waffe: Israel, Amerika und der Mißbrauch der Geschichte“.
In Sahih Bukhari, Muslim und Bayhaqi wird der Boykott von Thumama ibn Uthal (r.) erwähnt. Als Thumama ibn Uthal (r.), ein Anführer des Banu Hanifah-Stammes von Yamamah den Islam annahm, verhängte er ein Weizenembargo gegen die mekkanischen Heiden, bis sie so hart getroffen wurden, dass sie den Propheten ﷺ aus Gründen der Verwandtschaft anflehten, Thumama zu bitten, das Embargo aufzuheben.
[Überliefert von Al-Bukhari (4372), Muslim (1764) und Al-Bayhaqi 9/66]
Der Gelehrte Ibn Hajar al-Asqalani schreibt in Fathul Bari:
„Kommerzielle Geschäfte mit Nichtmuslimen sind erlaubt. An sie Waren zu verkaufen oder von ihnen Waren zu kaufen, ist jedoch nicht erlaubt, wenn dies den Nichtmuslimen im Kampf gegen den Muslimen hilft.“
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