
Die Zahl der islamfeindlichen Straftaten in Bayern hat im Jahr 2024 einen besorgniserregenden Höchststand erreicht. Wie das bayerische Innenministerium mitteilte, wurden 213 Straftaten mit islamfeindlichem Hintergrund registriert – ein Anstieg um 24 Prozent gegenüber 2023 (171 Fälle) und eine Verdreifachung gegenüber 2022 (66 Fälle). Besonders alarmierend: Die Zahl der Gewaltdelikte stieg auf 15 mit insgesamt 26 Opfern.
Mehr als 80 Prozent der Straftaten, darunter fast alle Gewalttaten, gehen auf das Konto rechtsextremer Täter. „Die Islamfeindlichkeit in Bayern explodiert geradezu und es sind vor allem Rechtsextreme, die unsere muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürger bedrohen“, kritisiert Cemal Bozoğlu, Abgeordneter der Grünen im Bayerischen Landtag. Der Anstieg wird unter anderem mit rechtsextremen Narrativen in Verbindung gebracht, die durch den Nahostkonflikt seit Oktober 2023 zusätzlichen Auftrieb erhielten.
Im Jahr 2024 wurden sechs Angriffe auf Moscheen oder andere islamische Einrichtungen registriert, ein Rückgang gegenüber zehn im Vorjahr, aber immer noch ein hoher Wert. Neben tätlichen Angriffen berichten Muslime zunehmend von Diskriminierungen im Alltag. Ein Beispiel aus München: Im Jahr 2024 wurde ein Taxifahrer rassistisch beleidigt, was die zunehmende Feindseligkeit verdeutlicht. Auch in Schulen oder bei der Wohnungssuche häufen sich Berichte über Ausgrenzung.
Bayern steht mit diesem Anstieg nicht alleine da. Laut dem Netzwerk CLAIM wurden 2023 bundesweit rund 1.926 antimuslimische Vorfälle dokumentiert – ein Anstieg um 114 Prozent gegenüber 2022. Das Bundeskriminalamt meldete einen Anstieg islamfeindlicher Straftaten von 610 (2022) auf 1.464 (2023). Besonders betroffen sind Moscheen und muslimisch geprägte Orte, die 2023 in 88 Fällen Ziel von Angriffen waren.
Experten und Politiker fordern dringende Maßnahmen. „Bayern braucht eine zivilgesellschaftliche Monitoringstelle für antimuslimische Straftaten, ähnlich wie für Antisemitismus“, betont Bozoğlu. Kritik gibt es auch an der bayerischen Politik: Anders als in anderen Bundesländern fehlt ein institutionalisierter Austausch mit muslimischen Gemeinden. Präventionsarbeit und besserer Schutz für Moscheen stehen ebenfalls im Fokus der Debatte.
Die Zahlen zeichnen ein düsteres Bild der gesellschaftlichen Lage. Der Anstieg islamfeindlicher Straftaten zeigt, dass der Kampf gegen Rechtsextremismus und Vorurteile dringender denn je ist. Muslimische Gemeinden in Bayern fordern mehr Solidarität und konkrete politische Schritte, um ihre Sicherheit zu gewährleisten.
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