
Frankreichs Innenminister Bruno Retailleau hat sich erneut für ein Verbot des Hijabs an Universitäten ausgesprochen. Diese Ankündigung dürfte die ohnehin hitzige Debatte über Laizismus und religiöse Ausdrucksformen im öffentlichen Raum weiter anheizen.
Retailleau argumentiert, das muslimische Kopftuch gefährde die Neutralität der Bildung, ein Kernprinzip des französischen Laizismus. „Die Universität ist ein Ort des Wissens und der Neutralität. Religiöse Symbole haben dort nichts zu suchen“, sagte er in einem Interview mit Le Figaro. Der Vorschlag ist Teil einer langjährigen Debatte über die Rolle der Religion in öffentlichen Institutionen.
Seit 2004 verbietet Frankreich das Tragen auffälliger religiöser Symbole wie dem Hijab in öffentlichen Schulen. Universitäten sind davon ausgenommen, da Studierende als Erwachsene mehr Freiheiten in ihrer persönlichen Ausdrucksweise haben. Ein Verbot an Universitäten wäre eine deutliche Ausweitung dieser Politik.
Kritiker, darunter Menschenrechtsgruppen und muslimische Vertreter, werfen Retailleau Diskriminierung vor. „Das Verbot würde Musliminnen von der Bildung ausschließen“, warnt Amina Khaled, Sprecherin eines Studentenverbandes. Liberale Politiker kritisieren den Vorstoß als polarisierend.
Ein Verbot könnte vor Gericht angefochten werden, da die französische Verfassung Religionsfreiheit und Laizismus gleichermaßen schützt. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat ähnliche Regelungen in der Vergangenheit akzeptiert, wenn sie verhältnismäßig waren. Dennoch drohen Proteste und Klagen.
Die Hijab-Debatte spiegelt tiefere Spannungen über Einwanderung und den Platz des Islam in Frankreich wider. Retailleaus Vorschlag kommt zu einer Zeit, in der rechtspopulistische Stimmen an Einfluss gewinnen.
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