
Inmitten des andauernden Bürgerkriegs in Libyen werfen neue Enthüllungen ein Schlaglicht auf die komplexen und oft geheimen Verbindungen des libyschen Militärführers Khalifa Haftar zu Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Diese von strategischen Interessen und regionalen Machtkämpfen geprägten Beziehungen haben weitreichende Auswirkungen auf die Stabilität des nordafrikanischen Landes und die geopolitische Dynamik im Nahen Osten.
Haftar, der mit 81 Jahren Kommandeur der Libyschen Nationalarmee (LNA) ist, kontrolliert weite Teile des östlichen und südlichen Libyens. Seit dem Sturz Muammar al-Gaddafis im Jahr 2011 ist Haftar eine zentrale Figur im libyschen Bürgerkrieg, der das Land in rivalisierende Fraktionen spaltet. Seine LNA steht im Konflikt mit der international anerkannten Regierung der Nationalen Einheit (GNE) in Tripolis, während beide Seiten um die Kontrolle über das ölreiche Land kämpfen.
Haftar, einst ein Verbündeter Gaddafis, hat sich durch militärische Eroberungen und strategische Allianzen als De-facto-Herrscher des Ostens etabliert. Seine Beziehungen zu ausländischen Mächten, insbesondere den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Israel, sind jedoch kein Geheimnis mehr, sondern wurden durch Berichte und Analysen öffentlich.
Verbindungen zu Israel:
Berichte aus regionalen Medien und von Sicherheitsquellen deuten darauf hin, dass Haftar seit mindestens 2018 geheime Kontakte zu Israel pflegt, die durch die VAE vermittelt wurden. Laut einem Bericht der „International Campaign for Freedom in the UAE” (ICFUAE) trafen sich Haftar und israelische Geheimdienstoffiziere, darunter Vertreter des Mossad, um eine militärische Zusammenarbeit zu besprechen. Israel soll Haftar mit Ausrüstung wie Scharfschützengewehren und Nachtsichtgeräten versorgt haben, um seine Offensive gegen die GNE zu unterstützen.
Ein besonders aufsehenerregendes Ereignis war der Besuch von Saddam Haftar, dem Sohn von Chalifa Haftar, in Israel im November 2021.
Laut der Times of Israel bot Saddam im Auftrag seines Vaters an, diplomatische Beziehungen nach dem Vorbild der Abraham-Abkommen aufzubauen – im Austausch gegen militärische und diplomatische Unterstützung. Diese Gespräche spiegeln Israels Interesse wider, Haftar als strategischen Partner zu gewinnen – insbesondere im Kampf gegen islamistische Gruppen wie den Islamischen Staat (IS) sowie zur Sicherung maritimer Routen im östlichen Mittelmeer.
„Ein Freund unserer Freunde – und ein Feind unserer Feinde – ist unser Freund“, sagte ein ehemaliger israelischer Verteidigungsbeamter in einem Bericht von TRT World. Haftar wird als Verbündeter von Israels regionalen Partnern wie Ägypten, Jordanien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) gesehen, was seine Attraktivität als Partner erhöht. Kritiker warnen jedoch, dass Israels Unterstützung für Haftar den libyschen Konflikt verschärfen und die fragile Einheit des Landes weiter untergraben könnte.
Die VAE sind unbestritten Haftars stärkster internationaler Unterstützer. Seit Beginn des Bürgerkriegs haben sie Haftar mit umfangreicher militärischer, finanzieller und logistischer Hilfe versorgt, um ihre geopolitischen Ziele in Libyen zu verfolgen. Laut einem Bericht der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu Agency haben die VAE Millionen Dollar in Haftars LNA investiert, darunter:
– Waffenlieferungen: 14,7 Millionen US-Dollar für Pantsir-S1-Luftabwehrsysteme, 25 Millionen US-Dollar für Yabhon-Drohnen, 2 Millionen US-Dollar für Wing-Loong-2-Drohnen sowie Raketen wie die Blue-Arrow-BA-7.
– Flugzeuge und Fahrzeuge: Antonov An-26- und Ilyushin IL-76-Cargoflugzeuge, gepanzerte Fahrzeuge wie Nimr und Panthera sowie sechs Mirage-2000-9-Kampfflugzeuge, die in Ägypten nahe der libyschen Grenze stationiert sind.
– Söldner und Milizen: Die VAE haben sudanesische Janjaweed, tschadische Rebellen und russische Wagner-Söldner finanziert, um Haftars Truppen zu verstärken.
– Infrastruktur: Die VAE kontrollieren Luftwaffenstützpunkte wie Al-Jufra und Al-Khadim in Libyen und haben 11.000 Tonnen militärischen Jet-Treibstoff geliefert.
Diese Unterstützung ist Teil der Strategie der VAE, den „politischen Islam”, insbesondere Gruppen wie die Muslimbruderschaft, zu bekämpfen und ihren Einfluss in der Region zu festigen. Haftar dient dabei als Stellvertreter, der die Interessen der Emirate in Libyen vertritt. Ein Bericht der Anadolu Agency aus dem Jahr 2019 enthüllte zudem, dass die VAE afrikanische Milizen aus dem Sudan und dem Tschad rekrutierten, um Haftars Offensive gegen Tripolis zu unterstützen. Dies rief internationale Kritik hervor.
Die Verbindungen zwischen Haftar, Israel und den VAE sind Teil eines größeren Netzwerks, in das auch Ägypten und Saudi-Arabien involviert sind. Die VAE spielen eine zentrale Rolle als Vermittler, die Haftar mit Israel zusammenbringen, während sie gleichzeitig ihre eigenen Ressourcen einsetzen, um seine militärischen Operationen zu finanzieren. Ein X-Post von @Seamus_Malek vom 13. Juni 2025 betonte, dass Haftar israelische Unterstützung suche, um sich als „Puffer” für Israel zu positionieren, ähnlich wie der ägyptische Präsident Abdel Fattah el-Sisi.
Ein weiterer X-Post von @mabukittens vom gleichen Datum berichtete, dass die von den VAE unterstützte LNA kürzlich die Grenzregion zwischen Libyen, Ägypten und Sudan sicherte und einen humanitären Konvoi nach Gaza stoppte. Dies unterstreicht die aktive Rolle der VAE in regionalen Konflikten und ihre Nutzung Haftars als Instrument ihrer Außenpolitik.
Die Unterstützung für Haftar durch Israel und die VAE ist jedoch umstritten. Beide Länder werden beschuldigt, das UN-Waffenembargo gegen Libyen zu verletzen, wodurch sich der Konflikt verschärft und humanitäre Krisen vertiefen. Die geheime Natur von Haftars Beziehungen zu Israel hat zudem Misstrauen in Libyen geweckt, insbesondere unter Anhängern der GNE. Sie werfen Haftar vor, nationale Interessen für persönliche Macht zu opfern.
In einem X-Post vom 26. März 2025 kritisierte @glcarlstrom die „gescheiterten“ Außenpolitikpläne der VAE, einschließlich ihrer kostspieligen Unterstützung für Haftar, und stellte sie anderen fehlgeschlagenen Initiativen der Emirate gegenüber. Analysten warnen, dass die fortgesetzte Einmischung ausländischer Mächte wie der VAE und Israels die Aussichten auf eine politische Lösung in Libyen weiter verschlechtert.
Auswirkungen auf Libyen und die Region
Die Allianzen zwischen Haftar, Israel und den VAE haben tiefgreifende Auswirkungen auf Libyen und die Region. In Libyen selbst verstärken sie die Spaltung zwischen Ost und West, da Haftars militärische Stärke durch ausländische Unterstützung wächst, während die GNE mit türkischer und katarischer Hilfe kontert. Der Konflikt hat Zehntausende Vertriebene und Opfer gefordert und die libysche Wirtschaft, die stark vom Öl abhängt, weiter destabilisiert.
Auf regionaler Ebene stärken diese Allianzen das anti-islamistische Bündnis unter der Führung der VAE, während sie die Spannungen mit Ländern wie der Türkei und Katar, die die GNE unterstützen, verschärfen. Für Israel bieten die Beziehungen zu Haftar die Gelegenheit, den eigenen Einfluss in Nordafrika auszubauen. Gleichzeitig besteht jedoch das Risiko, in einen weiteren regionalen Konflikt verwickelt zu werden.
Khalifa Haftars Verbindungen zu Israel und den VAE verdeutlichen die Komplexität des libyschen Bürgerkriegs und die Rolle ausländischer Mächte bei dessen Fortdauer. Während die VAE Haftar als Schlüssel zu ihrem Einfluss in Libyen sehen, nutzt Israel ihn als strategischen Partner gegen gemeinsame Feinde. Diese Allianzen sind zwar effektiv für Haftars militärische Ziele, untergraben jedoch die Hoffnung auf Frieden und Einheit in Libyen.
Die Enthüllungen über Khalifa Haftars enge Verbindungen zu Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten werfen ein neues Licht auf seine jüngsten Aktionen, insbesondere auf die Behinderung des Sumoud-Konvois. Dieser sollte humanitäre Hilfe nach Ägypten und letztlich nach Gaza bringen. Offensichtlich nutzt Haftar seine von den VAE gestützte militärische Macht, um die Grenzregion zwischen Libyen, Ägypten und Sudan zu kontrollieren und Konvois zu stoppen. Dies steht im Einklang mit den strategischen Interessen seiner Verbündeten, die eine Eindämmung der Unterstützung bestimmter regionaler Akteure verfolgen. Diese Blockade verdeutlicht, wie Haftars Allianzen nicht nur den libyschen Konflikt beeinflussen, sondern auch die humanitäre Lage in der Region verschärfen, während er als Stellvertreter für die geopolitischen Ziele Israels agiert.
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