
Sergey Brin, Mitgründer von Google, hat mit einem Angriff auf die Vereinten Nationen (UN) für Empörung gesorgt. In einer internen Diskussion bezeichnete er die UN aufgrund eines Berichts, der Google und andere Tech-Unternehmen beschuldigt, vom Krieg in Gaza zu profitieren, als „offen antisemitisch“. Seine Äußerungen werfen Fragen zur Verantwortung von Tech-Giganten sowie zur Instrumentalisierung des Antisemitismusvorwurfs auf.
Im Juni 2025 veröffentlichte Francesca Albanese, UN-Sonderberichterstatterin für die besetzten palästinensischen Gebiete, einen Bericht, in dem sie Google, Amazon und Microsoft vorwirft, durch ihre Technologien Israels Militäreinsätze in Gaza zu unterstützen. Im Zentrum steht „Project Nimbus“, ein 1,2 Milliarden Dollar schwerer Vertrag aus dem Jahr 2021, der Israel Cloud- und KI-Dienste bereitstellt. Albanese bezeichnet Israels Aktionen als „Völkermord“ und verweist auf über 57.000 Tote in Gaza. Der Bericht fordert Untersuchungen zur Mitverantwortung der Unternehmen.
In einem Google-DeepMind-Forum schrieb Brin: „Den Begriff ‚Völkermord‘ in Bezug auf Gaza zu verwenden, ist für viele jüdische Menschen, die echte Völkermorde erlebt haben, zutiefst beleidigend. Ich würde davor warnen, offen antisemitische Organisationen wie die UN zu zitieren.” Diese Äußerungen, die aus Brins persönlicher Erfahrung als jüdischer Immigrant aus der Sowjetunion stammen mögen, wurden von Kritikern als Versuch gewertet, berechtigte Menschenrechtskritik zu delegitimieren. Ein Sprecher Brins verteidigte ihn gegenüber der „Washington Post“ und sprach von einem „voreingenommenen und irreführenden Bericht“.
Brins pauschaler Antisemitismusvorwurf gegen die UN wird als unverhältnismäßig und ablenkend kritisiert. Die UN vertritt durch Sonderberichterstatter wie Albanese unabhängige Positionen, die auf Menschenrechtsverletzungen abzielen. Kritiker werfen Brin vor, den Begriff des Antisemitismus zu missbrauchen, um von der Rolle Googles bei Project Nimbus abzulenken. Im Rahmen dieses Projekts wird Israels Militär mit Technologie versorgt. Auf der Plattform X betonen Nutzer:innen wie @EconomicsOnX, dass die UN-Berichte auf dokumentierten Fakten basieren und der Vertrag mit Google Fragen zur ethischen Verantwortung aufwirft.
Intern stößt Brins Haltung auf Widerstand. Google-Mitarbeiter, insbesondere aus der Gruppe „No Tech for Apartheid“, protestieren seit Jahren gegen Project Nimbus. Im Jahr 2024 wurden 28 Mitarbeiter nach entsprechenden Protesten entlassen. Durch Brins Äußerungen könnten die Spannungen weiter eskalieren und die interne Kritik an Googles Geschäften mit Israel verstärkt werden.
Die USA unterstützen Brins Position indirekt, indem sie Albanese sanktionierten und seine Entlassung forderten. Dies ist ein Versuch, unabhängige UN-Berichte zu unterdrücken. Der Vorwurf des Antisemitismus wird oft genutzt, um Kritik an Israel zu diskreditieren, was die Debatte über Gaza und Tech-Unternehmen erschwert. Der UN-Bericht mag in seiner Wortwahl – insbesondere dem Begriff „Völkermord“ – polarisieren, doch er stützt sich auf dokumentierte Opferzahlen und Technologieverträge, die von Google nicht bestritten werden.
Sergey Brins Angriff auf die UN lenkt von der Kernfrage ab. Welche Verantwortung trägt Google für die Nutzung seiner Technologien in Konfliktzonen? Anstatt die Vorwürfe des UN-Berichts sachlich zu entkräften, greift Brin zu einem emotional aufgeladenen Antisemitismus-Vorwurf, der die Diskussion vergiftet. Inmitten eines Krieges mit Zehntausenden Toten bleibt die Rolle von Tech-Giganten wie Google ungeklärt – und Brins Reaktion wirft mehr Fragen über seine Motive auf, als sie beantwortet.
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