Suwayda-Konflikt

Der Konflikt in der Provinz Suwayda, insbesondere rund um das Dorf Al-Mazra’a, verdeutlicht die komplexe und instabile Lage im Süden Syriens, die von ethnischen, religiösen und geopolitischen Spannungen geprägt ist. Das syrische Innenministerium hat die Umsetzung eines Abkommens bestätigt, durch das interne Sicherheitskräfte in Al-Mazra’a stationiert wurden, um die Situation zu stabilisieren. Dies deutet auf einen Versuch hin, die Kontrolle über das Gebiet zurückzugewinnen und die Kämpfe zwischen drusischen Milizen und anderen Gruppen – insbesondere sunnitischen Beduinen – einzudämmen.

Die Situation rund um den drusischen Führer Hikmat al-Hijri und sein angebliches Abkommen mit der syrischen Regierung ist jedoch nicht eindeutig bestätigt. Laut Berichten hat al-Hijri, ein einflussreicher religiöser und militärischer Anführer der Drusen, eine Zusammenarbeit mit der Regierung in Damaskus wiederholt abgelehnt und die Fortsetzung der Kämpfe zur „Befreiung” Suwaydas betont. Dies steht im Widerspruch zur Behauptung, er habe einen Deal mit der Regierung abgeschlossen, um drusische Milizen in die Sicherheitskräfte oder die lokale Polizei von Suwayda zu integrieren. Es gibt Hinweise darauf, dass andere drusische Führer Kompromisse mit der Regierung eingegangen sind, während al-Hijri und seine Fraktion dies verweigerten.

Quellen berichten von schweren Kämpfen in Suwayda, bei denen Hunderte Menschen getötet wurden, darunter Drusen, Beduinen und Regierungssoldaten. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte spricht von über 700 Toten, darunter mehr als 150 Zivilisten, seit Beginn der jüngsten Kämpfe. Israel hat Luftangriffe durchgeführt und dies mit dem Schutz der drusischen Minderheit sowie der Sicherstellung einer entmilitarisierten Zone im Süden Syriens begründet. Diese Angriffe haben Kritik hervorgerufen, etwa von der syrischen Regierung und der Türkei, die Israel vorwerfen, den Konflikt zu eskalieren und die Stabilität Syriens zu untergraben.

Israel hat wiederholt betont, die Drusen in Syrien schützen zu wollen. Dies hängt auch mit den familiären und historischen Verbindungen zu den Drusen in Israel und auf den besetzten Golanhöhen zusammen. Doch einige drusische Stimmen, wie Scheich Youssef, haben sich gegen eine Einmischung Israels ausgesprochen und ihre Loyalität zum syrischen Staat betont. Dies zeigt die Spaltung innerhalb der drusischen Gemeinschaft: Einige streben eine Integration in ein föderales Syrien an, während andere, wie al-Hijri, eine härtere Linie fahren.

Weiteren Beduinenkonvois sind nach Suwayda unterwegs. Dies spiegelt die fortlaufende Mobilisierung sunnitischer Stämme wider, zu der Beduinenführer wie Abdul Moneim al-Naseef aufgerufen haben. Sie sollen sich gegen die drusischen Milizen stellen. Diese Kämpfer betrachten die zwischen der syrischen Regierung und einigen drusischen Gruppen vereinbarte Waffenruhe als nicht bindend für sie, da sie nur die Regierungstruppen betreffe. Dies deutet auf eine weitere Eskalation hin, da die Beduinen ihre Offensive fortsetzen, um gefangene Stammesmitglieder zu befreien oder Vergeltung zu üben.

Al-Hijris Ablehnung einer Zusammenarbeit mit der Regierung und die Fortsetzung der Kämpfe haben die Gewalt in Suwayda zweifellos angeheizt – mit verheerenden Folgen für die Zivilbevölkerung. Berichte von Massakern, Plünderungen und der Zerstörung der Infrastruktur zeichnen ein Bild des Chaos, das die Region erfasst hat. Die Unterstützung durch Israel mag den Drusen zwar kurzfristig militärische Rückendeckung gegeben haben, hat jedoch auch die Spannungen mit der syrischen Regierung und anderen Gruppen verschärft. Dies könnte die Isolation der Drusen in Syrien weiter verstärken.

Israel verfolgt in diesem Konflikt eigene Interessen: die Sicherstellung einer entmilitarisierten Zone nahe seiner Grenze und die Schwächung der islamistischen Regierung in Damaskus. Zwar präsentiert sich Israel als Schutzmacht der Drusen, doch einige Beobachter sehen dies als Vorwand, um geopolitischen Einfluss in Südsyrien zu sichern. Die israelischen Angriffe konnten die Drusen nicht vor schweren Verlusten bewahren und die anhaltende Gewalt zeigt, dass die Region weit von einer stabilen Lösung entfernt ist.

Die Lage in Suwayda bleibt äußerst angespannt. Wiederholte Waffenstillstandsversuche scheitern und der Konflikt internationalisiert sich zunehmend durch Israels Eingreifen. Al-Hijris harte Haltung und die Weigerung, mit der Regierung zu verhandeln, haben die Drusen in eine gefährliche Position gebracht. Währenddessen mobilisieren die Beduinen und die syrische Regierung ihre Kräfte. Ohne eine nachhaltige politische Lösung droht die Provinz weiter in Gewalt und Chaos zu versinken.

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