
Am Dienstagmorgen landeten 225 jüdische Einwanderer aus den USA und Kanada am Ben-Gurion-Flughafen in Israel. Der von der zionistischen Organisation Nefesh B’Nefesh in Zusammenarbeit mit der Jewish Agency, dem Jüdischen Nationalfonds und der israelischen Regierung organisierte Flug markiert den 65. Charterflug der Organisation zur Förderung der Einwanderung nach Israel. Die Ankunft der sogenannten „Olim” sorgt jedoch für hitzige Debatten, da einige Berichte behaupten, die Neuankömmlinge würden in völkerrechtlich umstrittene Siedlungen in den besetzten palästinensischen Gebieten ziehen.
Nefesh B’Nefesh ist eine im Jahr 2002 gegründete Organisation, die jüdische Einwanderung nach Israel durch finanzielle Hilfe, Beratung und logistische Unterstützung fördert. Die Organisation betonte, dass die 225 Einwanderer aus Nordamerika Teil eines langjährigen Programms zur Stärkung der jüdischen Präsenz in Israel sind.
Auf Plattformen wie X sorgte die Nachricht für Kontroversen. Einige Nutzer behaupteten, die Einwanderer würden gezielt in „besetzte palästinensische Gebiete“ gebracht, um dort Häuser und Land zu beanspruchen, das Palästinensern „gestohlen“ wurde. Die internationale Gemeinschaft, einschließlich der UNO, stuft den Siedlungsbau im Westjordanland und in Ost-Jerusalem als Verstoß gegen das Völkerrecht ein. Grund ist die Verletzung von Artikel 49 der Vierten Genfer Konvention, der die Ansiedlung von Zivilisten in besetzten Gebieten verbietet.
Die israelische Regierung bestreitet, dass es sich bei diesen Gebieten um „besetzte“ Territorien handelt. Sie beruft sich dabei auf historische und biblische Ansprüche sowie auf die Behauptung, dass Palästina nie ein souveräner Staat war. Dennoch hat der Internationale Gerichtshof (IGH) im Jahr 2024 in einem Gutachten die israelische Besatzung und den Siedlungsbau als illegal eingestuft und Israel aufgefordert, alle Siedlungsaktivitäten einzustellen und die Siedler aus den besetzten Gebieten abzuziehen.
Menschenrechtsorganisationen wie B’Tselem und Amnesty International berichten von einer Zunahme der Siedlergewalt im Westjordanland.
Diese Gewalt umfasst Angriffe auf palästinensische Dörfer, Brandstiftung und Vertreibung. Über 1.000 Palästinenser wurden demnach bereits gezwungen, ihre Heimat zu verlassen.
Die Ankunft der 225 Einwanderer wirft erneut Fragen zur israelischen Siedlungspolitik und deren Auswirkungen auf den Friedensprozess auf. Während Nefesh B’Nefesh die Einwanderung als Teil der zionistischen Vision feiert, sehen Kritiker darin eine Fortsetzung der Landnahme, welche die Aussichten auf eine Zwei-Staaten-Lösung weiter erschwert.
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