#GazaGenozid: Warum wird Samsung boykottiert?

Der südkoreanische Technologieriese steht in der Kritik, da auf seinen Smartphones der A- und M-Serie in der Region Westasien und Nordafrika (WANA) die vorinstallierte Anwendung „AppCloud“ sensible Nutzerdaten ohne Zustimmung sammelt. Die von der israelischen Firma ironSource entwickelte Software wirft Fragen zu Datenschutz, Spionage und geopolitischen Implikationen auf.

Seit der Partnerschaft zwischen Samsung und ironSource im Jahr 2022 ist die AppCloud-Anwendung standardmäßig auf Galaxy-A- und -M-Serie-Geräten in der WANA-Region installiert. Laut Berichten der digitalen Bürgerrechtsorganisation SMEX (Social Media Exchange) sammelt AppCloud Daten wie IP-Adressen, Geräte-IDs, Standortinformationen und möglicherweise biometrische Daten, ohne dass die Nutzer dem zustimmen oder die App einfach deinstallieren können. Die Deinstallation erfordert Root-Zugriff, wodurch Garantien erlöschen und Sicherheitsrisiken entstehen. Zudem installiert „AppCloud“ automatisch eine weitere Anwendung namens „Aura“, die ohne das Wissen der Nutzenden zusätzliche Software herunterlädt.

SMEX kritisiert, dass weder Samsung noch ironSource transparente Datenschutzrichtlinien für AppCloud bereitstellen. Dies verstoße gegen Datenschutzgesetze in Ländern wie Ägypten, den VAE und Saudi-Arabien sowie gegen die DSGVO in der EU. In Ländern wie dem Libanon, in dem aufgrund eines Boykottgesetzes von 1955 israelische Unternehmen verboten sind, wirft die Partnerschaft zudem rechtliche und ethische Fragen auf.

Die Tatsache, dass ironSource, das jetzt zum US-Unternehmen Unity gehört, seinen Ursprung in Israel hat, hat in der WANA-Region Besorgnis ausgelöst. Berichte von Sunna Files und algerischen Medien spekulieren, dass AppCloud als Spionagewerkzeug genutzt werden könnte, um Daten an israelische Behörden weiterzuleiten – insbesondere in einem geopolitisch sensiblen Kontext.

Die Kontroverse wird durch den jüngsten Konflikt in der Region – einschließlich des Gaza-Kriegs und eines Anschlags im Libanon, bei dem manipulierte Kommunikationsgeräte zum Einsatz kamen – angeheizt. Experten warnen, dass die gesammelten Daten potenziell für Überwachung oder zur Entwicklung von KI-Systemen genutzt werden könnten, die in Konfliktregionen eingesetzt werden. Dennoch schließen Technologieexperten eine Massendetonation von Smartphones, wie im Fall der manipulierten Pager im Libanon, aus, da diese internetbasiert arbeiten.

Samsung unterhält seit 2007 ein Forschungs- und Entwicklungszentrum in Israel, das sich auf Kameratechnologie und Chips konzentriert. Zudem kündigte das Unternehmen im Jahr 2024 eine Partnerschaft mit Avnet ASIC Israel für ASIC-Designs an. Bis 2024 war Samsung Next, der Innovationszweig des Unternehmens, in Tel Aviv aktiv und investierte in rund 70 israelische Start-ups. Aufgrund wirtschaftlicher Rückgänge und des Gaza-Konflikts schloss Samsung Next sein Büro in Israel. Dies wurde von der BDS-Bewegung als Erfolg gewertet. Diese Entwicklung verstärkt jedoch die öffentliche Skepsis in der WANA-Region.

SMEX und andere Organisationen fordern von Samsung mehr Transparenz bezüglich der Datenschutzpraktiken von AppCloud, einfachere Opt-out-Optionen und das Ende der Vorinstallation. Zwar können Nutzer die App in den Einstellungen deaktivieren, doch sie bleibt im Hintergrund aktiv, was die Bedenken weiter schürt.

Die Vorwürfe haben in der WANA-Region Boykottaufrufe gegen Samsung ausgelöst, da die Partnerschaft mit ironSource als politisch sensibel gilt. In den sozialen Medien, etwa auf Reddit, äußern Nutzer ihre Frustration über die aufdringliche Software und fordern Lösungen, um sie zu entfernen.

Bisher hat sich Samsung öffentlich nicht zu den Vorwürfen geäußert. Die Partnerschaft mit ironSource wurde als Teil einer Strategie zur Verbesserung der Nutzererfahrung durch KI-gestützte App-Empfehlungen beschrieben. Dabei wurden die Datenschutzprobleme jedoch nicht angesprochen. Kritiker werfen Samsung vor, wissentlich oder unwissentlich israelische Überwachungsinteressen in einer Region mit bestehenden Spannungen zu unterstützen.

Nutzer in der WANA-Region werden aufgefordert, ihre Geräteeinstellungen zu überprüfen und sich direkt an Samsung zu wenden, um Antworten zu verlangen.

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