Sabra und Schatila: Das Massaker mit israelischer Unterstützung

Im Jahr 1982 war der Libanonkrieg in vollem Gange, als Israel in den Libanon einmarschierte, um die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO), die von dort aus operierte, zu schwächen. Die Intervention führte nicht nur zu einer militärischen Schwächung der PLO, sondern verschärfte auch die ohnehin angespannte Lage im Libanon, einem Land, das durch interne Konflikte und externe Einflüsse zerrissen war.

Ein zentrales Ereignis dieses Jahres war die Wahl von Bashir Gemayel, dem Anführer der christlichen Phalange-Miliz (Forces Libanaises), zum Präsidenten des Libanon im August 1982.
Seine Präsidentschaft sollte jedoch tragischerweise nur von kurzer Dauer sein: Am 14. September 1982 fiel Gemayel einem Bombenattentat in Beirut zum Opfer. Der Anschlag wurde der geschwächten PLO zugeschrieben, obwohl viele den syrischen Geheimdienst als Drahtzieher vermuteten. Er heizte die ohnehin volatile Lage weiter an.

Inmitten der politischen Instabilität und der Suche nach Schuldigen für Gemayels Tod eskalierte die Gewalt. Am 15. September 1982 umstellte die israelische Armee die palästinensischen Flüchtlingslager Sabra und Schatila in West-Beirut, die hauptsächlich von palästinensischen Zivilisten und libanesischen Schiiten bewohnt waren. Am 16. September 1982 begann eines der dunkelsten Kapitel der libanesischen Geschichte: Etwa 150 Milizionäre der Phalange unter der Führung von Elie Hobeika drangen in die Lager ein und verübten ein brutales Massaker. Über drei Tage, vom Abend des 16. bis zum Morgen des 18. September, wurden Zivilisten – darunter Frauen, Kinder und ältere Menschen – wahllos getötet. Berichte sprechen von Folter, Verstümmelungen und Vergewaltigungen. Die Schätzungen der Opferzahlen variieren stark, liegen aber allgemein zwischen 800 und über 3.500 Toten, wobei häufig die Zahl von über 2.000 genannt wird.

Die israelische Armee, die die Lager umstellte, unterstützte die Phalangisten mit logistischen Mitteln, einschließlich der Beleuchtung der Lager durch Leuchtraketen in der Nacht. Die Kahan-Kommission, eine israelische Untersuchungskommission, stellte später fest, dass Israel eine indirekte Verantwortung trage, insbesondere der damalige Verteidigungsminister Ariel Scharon, der für seine Rolle scharf kritisiert wurde und zurücktrat. Dennoch bestreitet Israel eine direkte Beteiligung an den Morden.

Elie Hobeika, der Anführer der Phalange-Miliz während des Massakers, bekleidete später hohe Ämter in der libanesischen Regierung, was die Straflosigkeit der Verantwortlichen verdeutlicht. Als 2002 in Belgien eine Untersuchung des Massakers eingeleitet wurde und Hobeika ankündigte, Beweise für eine israelische Mittäterschaft vorzulegen, wurde er bei einem Autobombenanschlag in Beirut getötet. Die Hintergründe seines Todes sind bis heute ungeklärt.

Das Massaker von Sabra und Schatila ist ein Symbol für die Grausamkeiten des Libanonkriegs und die Leiden der palästinensischen Flüchtlinge. 42 Jahre später wird es von der internationalen Gemeinschaft weitgehend ignoriert oder vergessen, obwohl es für die Überlebenden sowie für die palästinensische und libanesische Gemeinschaft eine offene Wunde bleibt. Es erinnert uns daran, wie wichtig es ist, historische Verbrechen aufzuarbeiten, Verantwortung zu übernehmen und Gerechtigkeit für die Opfer zu suchen.

Wir gedenken der unschuldigen Opfer von Sabra und Schatila und fordern, dass dieses Verbrechen nicht in Vergessenheit gerät.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*