33 Jahre nach der Zerstörung der Babri-Moschee: Ein Ereignis, das Indien bis heute prägt

Vor genau 33 Jahren, am 6. Dezember 1992, wurde die Babri Moschee in Ayodhya von einer großen Menge hindu-nationalistischer Extremisten zerstört – ein Ereignis, das als einer der tiefsten Einschnitte in der jüngeren indischen Geschichte gilt. Die Demolierung löste landesweite religiöse Unruhen aus, bei denen nach Schätzungen mehrere Tausend Menschen ums Leben kamen. Bis heute bleibt die Tragweite des Vorfalls politisch, rechtlich und gesellschaftlich spürbar.

Ein historischer Wendepunkt

Die im 16. Jahrhundert errichtete Moschee stand jahrzehntelang im Zentrum eines erbitterten religiösen und politischen Konflikts. Nationalistische Gruppen behaupteten, das Gebäude sei auf den Ruinen eines früheren Tempels errichtet worden, der den Geburtsort des hinduistischen Gottes Rama markiert habe. Diese Behauptung bildete die Grundlage für eine breit angelegte Mobilisierung, die schließlich in der gewaltsamen Zerstörung der Moschee mündete.

Der lange Weg durch die Justiz

Zwischen 1992 und 2020 beschäftigten die Ereignisse mehrere indische Gerichte. Die Ermittlungen umfassten:

rund 850 Zeugenaussagen,

über 7.000 Dokumente,

zahlreiche Videoaufnahmen, Fotos und journalistische Berichte.

Ursprünglich standen 49 Angeklagte vor Gericht, darunter auch hochrangige Politiker aus der Bharatiya Janata Party (BJP) und Funktionäre nationalistischer Organisationen. Im Laufe der Jahre schieden mehrere Angeklagte aus Alters- oder Gesundheitsgründen aus.

Am 30. September 2020 fällte ein Sondergericht des Central Bureau of Investigation (CBI) ein viel diskutiertes Urteil: Alle 32 verbliebenen Angeklagten wurden freigesprochen. Das Gericht führte aus, die Beweislast reiche nicht aus, um eine organisierte Verschwörung nachzuweisen, und bezeichnete die Zerstörung als „spontane“ Aktion der Menge.

Der Freispruch stieß national und international auf Kritik. Menschenrechtsorganisationen, muslimische Verbände und einige oppositionelle Parteien sprachen von einem „Versagen der Justiz“, während Regierungsnahe Stimmen das Urteil als angemessen bezeichneten.

Der Eigentumsstreit um das Gelände

Parallel zum Strafverfahren lief über Jahrzehnte ein Zivilprozess um die Besitzrechte des Grundstücks. Im November 2019 entschied der Oberste Gerichtshof Indiens zugunsten einer hinduistischen Stiftung, die seither an der Errichtung eines großen Ram-Tempels arbeitet. Muslimischen Klägern wurde ein Ersatzgrundstück für eine neue Moschee zugesprochen.

Ein Konflikt, der weiter nachwirkt

Auch 33 Jahre später bleibt Ayodhya ein Symbol für die tiefe religiöse und politische Polarisierung des Landes. Die Demolierung von 1992 wird in Schulbüchern, Medien und öffentlichen Debatten immer wieder neu bewertet.

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