Türkisch-israelische-Beziehung: Wenn Taten eine andere Sprache sprechen als Worte

In der Ansprache zum Eid al-Fitr schwor der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan das Besatzungs- und Annexionsprojekt, das Palästinas Souveränität und internationales Recht missachtet, nicht zuzulassen. Die Handlungen der türkischen Regierung zeigen allerdings das Gegenteil, die Beziehungen zwischen der Türkei und Israel tauen auf.

Die Beziehungen und Flüge zwischen Israel und der Türkei wurden gekappt, nachdem israelische Spezialeinheiten im Mai 2010 neun türkische Aktivisten an Bord der Mavi Marmara-Flottille getötet hatten, die Hilfsgüter nach Gaza transportierte.

Nach einem Gespräch 2013 zwischen Erdogan und Netanjahu über den Mavi Marmara Vorfall stimmte der türkische Präsident zu, die juristische Verfolgung israelischer Soldaten in der Türkei zu beenden. Diese Entscheidung sorgte bei den Angehörigen der Opfer für Wut und Entsetzen, sie waren damit nicht einverstanden, dass für eine Entschädigungssumme ein Schweigetuch über den Vorfall gelegt wird. Das Finanzministerium leitete sogar ein Verfahren ein, um das Entschädigungsgeld zu beschlagnahmen, unter dem Vorwand der „ungerechtfertigten Bereicherung“. In einer Rede von 2013 betonte der türkische Präsident kurze Zeit nach dem Vorfall, seine Regierung hätte die Erlaubnis für die Reise der Mavi Marmara gegeben. Nachdem man sich mit Israel geeinigt hatte, fragte Recep Tayyip Erdoğan 2016 aber rhetorisch:
Habt ihr denn etwa den derzeitigen Ministerpräsidenten gefragt, um eine solche humanitäre Hilfe von der Türkei [dort] hinzubringen? Wir haben dem Gaza-Streifen bis heute sowieso immer die nötige Hilfe geleistet und leisten sie [noch], für Palästina [ebenfalls] geleistet und leisten sie [noch]. Aber während wir das tun, tun wir das nicht, um eine Massenkundgebung zu veranstalten, sondern alles so, dass es im Rahmen der internationalen Diplomatie ist. Und wir werden das auch weiterhin tun. Und wir werden das nicht tun, indem wir das lautstark herumposaunen, sondern wir haben das im Rahmen der Sitten und Normen getan und werden es weiterhin so machen.“

Nun landete am 24. Mai das erste israelische Flugzeug der Fluggesellschaft El Al nach einer zehnjährigen Pause in Istanbul. Das Flugzeug soll medizinisches Equipment transportieren, zweimal die Woche soll es eine Flugverbindung geben. Bereits im April erhielt Israel Hilfslieferungen für Gaza und das Westjordanland von der Türkei, darunter Masken, Desinfektionsmittel und andere Güter als Unterstützung gegen das Coronavirus.

Auch sollen sich laut anonymen Quellen der türkische Spionagechef Hakan Fidan und sein israelischer Amtskollege Yossi Cohen in den letzten 10 Monaten, zuletzt im Januar, mindestens zweimal getroffen haben.

Quellen:

Resumed cargo flights: Thaw in Israel-Turkey ties?

Erdogan dashes hopes of Turkey-Israel reconciliation

Is there a thaw in Israel-Turkey ties?

Israel seeking to rebuild full diplomatic ties with Turkey

ADJerusalem PostMiddle East

Israel-Turkey relations could be in for a change – analysis

Turkish, Israeli officials thought to be in secret talks as Erdogan eyes Med gas deal

Coronavirus: Turkey sends medical shipment to both Palestine and Israel

Israel’s El Al resumes cargo flights to Turkey after decade-long absence

Netanjahu entschuldigt bei Erdogan

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