Kasachstan: Strafen wegen Lehrens des Qurans

Nachdem die Polizei in einem Dorf in der südlichen Jambyl-Region, in dem 48 Mädchen in den Schulferien den Quran lernten, eine Razzia durchführen, wurde ein Ehepaar wegen illegalen Religionsunterrichts mit einer Geldstrafe von mehr als vier Monatslöhnen bestraft.

Die Berufungen von Aidar Kharsanov und Zarina Manu, beide von der ethnischen Minderheit Dungan, sollen am 3. September dem Landgericht Jambyl vorgeführt werden.

Die Geldstrafen für das Ehepaar belaufen sich auf mehr als vier Monatslöhne. Zusätzlich zu den Geldstrafen verbot man sowohl Kharsanov als auch Manu jeglichen zukünftigen Unterricht.

Ein Beamter der Staatsanwaltschaft sagte, dass religiöser Unterricht an Orten, die der Staat nicht genehmigt hat, illegal ist.

Weitgehende Gesetzesänderungen, die den Religionsunterricht noch weiter einschränken und Strafen erhöhen könnten, werden momentan im Oberhaus des Parlaments verhandelt.

Ungeachtet seiner internationalen Menschenrechtsverpflichtungen verbietet Kasachstan Einzelpersonen, ihren Glauben Kindern zu lehren, es sei denn, sie haben eine staatliche Genehmigung. Ebenfalls verboten ist die nicht genehmigte Veröffentlichung und Verbreitung von religiöser Literatur, die keiner vorherigen staatlichen Zensur unterzogen wurde.

Gerichte erlassen routinemäßig Geldstrafen und Verbote, um die Ausübung der Religions- oder Glaubensfreiheit ohne Zustimmung des Staates zu bestrafen. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2018 sind in ganz Kasachstan über 80 Verwaltungsstrafen verhängt worden. Dies um Einzelpersonen, Religionsgemeinschaften und Unternehmen, die Religionsunterricht anbieten, zu bestrafen.

Aidar Kharsanov, 39, und die 34-jährige Zarina Manu leben im Dorf Masanchi im Kordai Distrikt in der südlichen Jambyl Region. Das Dorf liegt nur 8 km nördlich des Flusses Chu, der die Grenze zwischen Kasachstan und Kirgisistan bildet.

Am 7. Juli gab es von der Polizei des Bezirks Kordai eine Razzia im Haus von Kharanow und Manu. Die Beamten fanden das Paar vor Ort vor. Zu dieser Zeit unterrichtete das Paar 48 Mädchen im Schulalter.

Kharsanov und Manu sagten, sie hätten am 23. Juni begonnen, Quranstunden zu geben. Dies wäre ungefähr vier Wochen nach Beginn der Schulferien gewesen. Das Paar brachte Kindern, mit Erlaubnis ihrer Eltern, den Glauben bei.

In getrennten Anhörungen am Morgen des 6. August und ohne Vertretung eines Anwalts befand der Richter Baiterekov vom Bezirksgericht Kordai sowohl Manu als auch Kharsanov für schuldig.

Manu sagte dem Gericht:

,, Ich wusste nicht, dass man den Quran an Kindern nicht beibringen soll, da ich keine höhere Bildung habe und ich selbst [den Islam] von einer Frau im Dorf Sortobe gelernt habe „, heißt es in der Gerichtsentscheidung.

Sie bereute, was sie getan habe und bat darum, nicht hart bestraft zu werden.

Kharsanov sagte dem Gericht, dass niemand ihm die Erlaubnis gegeben habe, den Quran zu lehren. Er lehrte diesen Kindern auch Dua`s [muslimische Bittgebete], die er selbst gesammelt und als Broschüren vorbereitet habe bei, heißt es in der Gerichtsentscheidung. Er bereute das, was er getan hatte und bat ebenfalls darum, nicht hart bestraft zu werden.

Sowohl Manu als auch Kharsanov legten Rechtsmittel beim Landgericht Jambyl ein. Die Fälle wurden Richter Samat Tolesbai zugewiesen, teilte das Gericht am 22. August mit.

Richter Tolesbai wird am Nachmittag des 3. September in getrennten Anhörungen die Berufungen des Paares anhören.

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