Verblüffende Entscheidung in der Türkei: Ausgangsperre über die Festtage!

Im Zuge der Corona-Krise hat sich in der Türkei ein Szenario eingestellt, in der sich immer mehr Muslime Fragen über die Angemessenheit und Plausibilität der ergriffenen Maßnahmen stellen:

Nach anfänglich sehr lockerer Haltung zum Corona-Virus, die u.a. von der Leugnung eines solchen Virus und auch anderen Verschwörungstheorien hinsichtlich des Themas geprägt waren, hat die Regierung nun im Zuge der Krise und den ersten Fällen im Land eine andere Richtung eingeschlagen und wie weltweit auch, wurden Maßnahmen ergriffen, um die Verbreitung des Virus einzudämmen.

So wurden in der Türkei ab dem 13. März 2020 jegliche Gemeinschaftsgebete einschließlich des Freitagsgebets verboten, da man bei der Zusammenkunft in Moscheen die Verbreitung des Virus befürchtete, wie es auch an vielen anderen Orten und Regionen der Welt der Fall war.

Was bereits damals verwunderte war jedoch, dass in der Moschee am Präsidentenpalast ein repräsentatives Gebet mit Abstand, Masken und anderen Vorkehrungen in geschlossener Gesellschaft verrichtet wurde. Dieses von Kritikern als „VIP-Gebet“ bezeichnete Gebet sorgte für berechtigte Fragen danach, ob denn nicht in allen Moscheen unter entsprechenden Vorkehrungen Freitagsgebete ermöglicht werden könnten. Wieso sollten nicht auch an anderen Orten die gleichen Maßnahmen ergriffen werden können, wie in Ankara?

Bis heute hat aber die zuständige Behörde für Religionsangelegenheiten keine Reaktion auf die Kritik gezeigt, außer, dass abwechselnd in einer der 81 Provinzen der Türkei ein „repräsentatives Freitagsgebet“ verrichtet wurde, bei denen Vorkehrungsmaßnahmen ergriffen wurden.

Gleichzeitig wurden aber große Versammlungen anlässlich der staatlichen Feiertage am 23. April und am 19. Mai zugelassen und unter Teilnahme Hunderter Politiker und Abgeordneter durchgeführt, bei denen weder auf den Sozialen Abstand, noch auf die zu dem Zeitpunkt herrschende Ausgangssperre in den Großstädten der Türkei geachtet wurde.

Im Zuge des Normalisierungsprozesses wurden zudem Shoppingmalls und Märkte wieder geöffnet, in denen sich große Menschenmengen auf dichtetesten Raum versammeln, teils sogar ohne Maskenpflicht. Auch sind Busse voll und Straßen wieder belebter, jedoch ist von einer Moscheeöffnung unter entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen nicht im Ansatz die Rede. Im Gegenteil: Im Monat Ramadan hat es an den Wochenenden Ausgangsperren gegeben und Moscheen und ähnliche Einrichtungen blieben weiterhin geschlossen. Auch für den Ramadan übliche und trotz Pandemie umsetzbare Programme wurden untersagt, wie beispielsweise die traditionellen Muqabala, Leuchtreklame zur Begrüßung des Ramadan etc.

Grotesk ist eben dieser Widerspruch: Andere Verbote, wie die Ansammlung auf Märkten oder in Shoppingmalls oder bei staatlichen Festen, die zudem offen auch im Lichte des Kemalismus stehen, werden erlaubt, aber das Freitagsgebet ist verboten, die Moscheen sind geschlossen und aktuell wurde eine Ausgangssperre an den drei Festtagen des Eid-ul Fitr verhängt. Keine Familienbesuche, keine Nachbarschaftsbesuche, kein Festtagsgebet…

Wenn man bedenkt, dass in vielen anderen Ländern, sowohl in der islamischen Welt als auch im Westen, Moscheen wieder öffnen (auch hier in Deutschland), stellt sich die berechtigte Frage, wieso in einem Land, in dem 99% der Menschen Muslime sind und welches laut offiziellen Zahlen den Virus “gut im Griff” hat, islamische Rituale und auch das Ramadanfest unter dem Deckmantel der „Virusbekämpfung“ weiterhin verboten oder einschränkt werden.

Wenn man zudem bedenkt, dass es Meldungen von Festnahmen gegeben hat, weil Menschen Banner an ihre Balkone mit der Aufschrift „Herzlich Willkommen Ramadan“ angebracht haben, dass Muslimen der Zugang zu Moscheen verweigert wurde und manche Bürger beim Verrichten des Tarawih-Gebets im Privaten sogar von der Poilzei beobachtet wurden, stellt sich die Frage nach dem „Quo Vadis“: Wohin driftet die Türkei? Wollen etwa islamfeindliche Kräfte im Land die Pandemie nutzen, um islamische Entwicklungen und Aktivitäten einzuschränken?

Es ist auf jeden Fall an der Zeit, dass sich die Muslime in der Türkei, aber auch weltweit nicht unbemerkt ihrer religiösen Rechte und Pflichten berauben lassen.

Wir werden diese Entwicklung weiter beobachten. Noch gesegnete letzte Ramadantage wünschen wir Ihnen.

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