
Schwere Vorwürfe gegen die indischen Behörden erschüttern die internationale Gemeinschaft: Rohingya-Flüchtlinge sollen in Delhi entführt, auf die Andamanen und Nikobaren gebracht und von dort ins Meer geworfen worden sein, um sie zurück nach Myanmar zu schicken – das Land, aus dem sie vor einem Völkermord geflohen sind. Die Vereinten Nationen und Menschenrechtsorganisationen fordern sofortige Aufklärung, während die indische Regierung schweigt.
Am 6. Mai 2025 wurden laut Berichten von The Wire und Maktoob Media zwischen 38 und 43 Rohingya-Flüchtlinge, darunter Frauen, Kinder und Kranke, in Delhi unter dem Vorwand der Erfassung biometrischer Daten festgenommen. Viele von ihnen besaßen UNHCR-Karten, die ihren Flüchtlingsstatus belegten. Nach ihrer Verlegung in das Haftzentrum Inderlok wurden sie am 7. Mai nach Port Blair geflogen und auf ein Schiff der indischen Marine gebracht.
Überlebende schildern grausame Details: Gefesselt, mit verbundenen Augen und teilweise geschlagen, wurden sie in der Nähe myanmarischer Gewässer ins Meer geworfen. „Sie gaben uns Schwimmwesten und sagten, wir sollten zu einer Insel schwimmen“, berichtet ein Flüchtling. Nach etwa 12 Stunden im Wasser erreichten sie Myanmar – ein Land, in dem sie Verfolgung und Tod fürchten. Berichte über sexuelle Übergriffe auf Frauen und die Trennung von Kindern von ihren Müttern verstärken die Empörung.
Die UNO reagierte scharf: Sonderberichterstatter Tom Andrews nannte die Vorfälle „empörend“ und leitete eine Untersuchung ein. Das UNHCR forderte Indien auf, das Non-Refoulement-Prinzip zu respektieren, das die Rückführung von Flüchtlingen in gefährliche Länder verbietet. Amnesty International verurteilte das Vorgehen als „unmenschlich“.
Indien hat die Genfer Flüchtlingskonvention nicht unterzeichnet, ist aber nach Völkergewohnheitsrecht und der eigenen Verfassung (Artikel 21) zum Schutz von Flüchtlingen verpflichtet. Anwälte kritisieren die Aktionen als rechtswidrig und verweisen auf frühere Zusagen der Regierung, Abschiebungen nur nach einem legalen Verfahren durchzuführen.
Eine Petition von zwei Rohingya-Flüchtlingen vor dem Obersten Gerichtshof fordert die Rückführung der Deportierten, Entschädigung und Schutz für UNHCR-Karteninhaber. Das Gericht, das am 8. Mai eine Anhörung abhielt, lehnte jedoch einen sofortigen Stopp der Abschiebungen ab, da die Regierung „rechtmäßige Verfahren“ versprochen hatte. Sicherheitsbedenken und die Einstufung der Rohingya als „illegale Einwanderer“ prägten die Debatte.
Die Vorfälle sind Teil einer zunehmend antimuslimischen Politik der BJP-Regierung. Der Citizenship Amendment Act (CAA) von 2019, der Muslime wie die Rohingya ausschließt, wird als diskriminierend kritisiert. Auf Plattformen wie X ist die öffentliche Meinung gespalten: Während einige die Deportationen als „Modell“ feiern, verurteilen andere die Brutalität und verweisen auf die Notlage der Rohingya.
Das indische Marineministerium und das Außenministerium lehnten eine Stellungnahme ab. Myanmar, das die Rohingya nicht als Staatsbürger anerkennt, macht diplomatische Abschiebungen nahezu unmöglich. Die Rückführung in ein Land, in dem Völkermord droht, gilt als klarer Verstoß gegen internationale Normen.
Forderung nach Gerechtigkeit
Die Zukunft der Rohingya, von denen etwa 40.000 in Indien leben, ist ungewiss. Ohne ein nationales Flüchtlingsgesetz bleibt ihre Lage prekär. Menschenrechtsgruppen fordern ein Ende der willkürlichen Inhaftierungen und Abschiebungen sowie die Anerkennung als Flüchtlinge.
Es ist unklar, wie viele der Deportierten überlebt haben und wo sie sich befinden. Der Fall wirft ein schlechtes Licht auf den Umgang Indiens mit Flüchtlingen.
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