Osman Batur: Held des Widerstands gegen Kolonialisierung

Osman Batur (1899-1951) war ein kasachischer Widerstandsführer, Militärkommandant und eine der zentralen Figuren im Unabhängigkeitskampf der Turkvölker in Ostturkestan. Sein unermüdlicher Einsatz für die Freiheit der Kasachen und anderer Turkvölker im Altaigebirge machte ihn zu einem Nationalhelden und zu einer inspirierenden Legende, deren Vermächtnis in der Region bis heute nachklingt.

Geboren 1899 als Osman Islamuly im Dorf Öngdirkara in der Region Köktogay, wuchs Osman in einer bäuerlichen Familie der Mittelschicht auf. Sein Vater, Islam Bey, war ein angesehener Mann in der Gemeinde. Osman erhielt eine Grundausbildung und zeigte schon früh Führungsqualitäten sowie eine tiefe Verbundenheit mit den Traditionen und der Lebensweise der kasachischen Nomaden. Der Ehrentitel „Batur“, was auf Türkisch „Held“ oder „Tapferer“ bedeutet, wurde ihm später von seinen Anhängern in Anerkennung seines unerschütterlichen Mutes und seiner Entschlossenheit verliehen.

In den 1930er Jahren begann Osman als Anführer einer kleinen Gruppe, die sich gegen die zunehmende Unterdrückung der einheimischen Bevölkerung durch die chinesischen Behörden und ihre sowjetfreundlichen Gouverneure zur Wehr setzte. Ostturkestan stand damals unter der Kontrolle des Gouverneurs Sheng Shicai, dessen Politik der Enteignung von Weideland zugunsten chinesischer Siedler die Lebensgrundlage der kasachischen Nomaden bedrohte. Osman Batur wurde schnell zu einer Symbolfigur des Widerstands gegen dieses Unrecht.

Der entscheidende Wendepunkt im Leben von Osman Batur kam 1940, als ein großer kasachischer Aufstand gegen das Regime von Sheng Shicai ausbrach. Osman Batur stellte sich an die Spitze dieser Bewegung und organisierte den bewaffneten Widerstand im Altai-Gebirge. Sein Ziel war klar: die Befreiung der Altairegion und ganz Ostturkestans von chinesischer und russischer Herrschaft. Mit strategischem Geschick und charismatischer Führung gelang es ihm, Tausende von Kämpfern, darunter Kasachen, Uiguren und andere Turkvölker, um sich zu scharen.

Zwischen 1941 und 1943 intensivierte Osman Batur seinen Kampf und erhielt zeitweise Unterstützung aus der Sowjetunion und der Mongolei, die ein Interesse daran hatten, die Macht Sheng Shicais zu schwächen. 1943 wurde er in einer feierlichen Zeremonie in Bulgun zum „Khan“ der Altai-Kasachen ernannt, ein Titel, der seine Rolle als politischer und militärischer Führer unterstrich. Unter seiner Führung kontrollierten die Rebellen zeitweise weite Teile der Altai-Region und fügten den chinesischen Truppen schwere Verluste zu.

Die politische Situation in Ostturkestan war komplex und Osman Batur musste sich in einem Netz wechselnder Allianzen behaupten. 1944 unterstützte er zunächst die mit sowjetischer Hilfe in Ili gegründete Zweite Ostturkestanische Republik (ETR). Ideologische Differenzen und die sowjetische Dominanz in der ETR führten jedoch zu Spannungen. Osman Batur, der eine vollständige Unabhängigkeit anstrebte, brach 1946 mit der ETR und schloss sich der Kuomintang-Regierung an, die ihm militärische Unterstützung versprach.
Dieser Seitenwechsel brachte jedoch neue Herausforderungen mit sich. Die Kuomintang war selbst durch den chinesischen Bürgerkrieg geschwächt und die Unterstützung für Osman Baturs Truppen blieb begrenzt. Gleichzeitig intensivierten die kommunistischen Truppen der Volksbefreiungsarmee nach 1949 ihre Bemühungen, Ostturkestan unter ihre Kontrolle zu bringen. Osman Baturs Truppen, die einst mehrere zehntausend Mann zählten, schrumpften durch Verluste und Desertionen bis 1950 auf etwa 4.000 Mann.

Im März 1951 geriet Osman Batur in der Region Kanambal in einen Hinterhalt und wurde von Truppen der Volksrepublik China gefangen genommen. Er wurde nach Urumqi gebracht, wo er gefoltert und einem Schauprozess unterzogen wurde. Am 29. April 1951 wurde Osman Batur öffentlich hingerichtet. Mit seinem Tod endete eine Ära des bewaffneten Widerstands im Altaigebirge, doch sein Mut und seine Entschlossenheit haben ihn in den Herzen vieler Turkvölker unsterblich gemacht.

Osman Batur bleibt eine zentrale Figur in der Geschichte Ostturkestans. Für Kasachen, Uiguren und andere Turkvölker ist er ein Symbol des Widerstands gegen Fremdherrschaft und ein Held, der sein Leben für die Freiheit seines Volkes geopfert hat. Sein Kampf inspirierte zahlreiche Erzählungen, Lieder und Schriften, die seinen Mut und seine Opferbereitschaft feiern. Noch heute wird Osman Batur in der Region und in der türkischen Diaspora als Vorbild für Unabhängigkeit und Selbstbestimmung verehrt.

Sein Leben ist ein Zeugnis für die Widerstandskraft eines Volkes, das trotz überwältigender Widrigkeiten für seine Rechte und seine Identität gekämpft hat. Osman Batur, der „Held von Altai“, wird als unvergessliche Ikone der Freiheit in die Geschichte eingehen.

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