Altkleidersammlung: Segen oder Fluch für Afrika?

Der Weiterverkauf von Altkleidern in afrikanischen Ländern hat die lokale Textilindustrie zerstört. Laut Oxfam landen mehr als 70% der weltweit gespendeten Kleidung in Afrika. Allein in Kenia werden pro Jahr rund 100.000 Tonnen Secondhand-Kleidung, Schuhe und Accessoires importiert, viele davon wurden ursprünglich für Wohltätigkeitsläden im Westen gespendet. Einfuhrverbote für gebrauchte Kleidung haben nicht viel geändert. Was ist der Grund hierfür?

Um zwei Beispiele aufzuführen, allein in Kenia waren laut lokalen Medienberichten 500.000 Menschen in der Textilindustrie beschäftigt. Heute ist diese Zahl um mehr als 96% auf rund 20.000 gesunken. Der Niedergang der kenianischen Textilindustrie begann in den frühen 1980er Jahren, als die von der Weltbank initiierte Marktliberalisierungspolitik die lokale Wirtschaft für Secondhand-Kleidung öffnete. Zuvor waren sie kostenlos unter den Armen verteilt worden. In Nigeria gab es 350.000 Beschäftigte der Textilindustrie, heute sind nur noch 25.000 Textilbeschäftigte übrig. Als Konsequenz haben Nigeria und Simbabwe bereits ein Einfuhrverbot für Altkleider. Kenia, Uganda, Tansania, Ruanda und Burundi wollen bis zum Jahr 2019 der Entscheidung folgen.

Die Textilindustrie hat Vier Hürden die sie überwinden muss, um wieder auf die Beine zu kommen.

Die erste Hürde ist der Altkleider-Schmuggel. Beispielsweise wird der nigerianische Markt mit Secondhand-Kleidung trotz Importverbot überschwemmt. Das Verbot steht rein auf Papier, der Import von Altkleidern, durch das korrupte System, ist aktuell noch gegeben.

Die zweite Hürde bildet die chinesische Textilindustrie. Die Unternehmen bieten Textilien zu Preisen an, zu denen die inländischen Textilindustrien nicht mithalten können. In Bezug auf die Preiswirtschaft sind nicht inländische Textilunternehmen nicht konkurrenzfähig was die Preise anbelangt.

Die dritte Hürde ist der lokale Arbeitsmarkt. Paradoxerweise könnte ein Verbot eine andere Gruppe von Händlern ruinieren. Jene, welche auf den Secondhand-Kleiderhandel angewiesen sind, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Auch Arbeiter und Gelegenheitsarbeiter, die auf diese Jobs angewiesen sind, könnten mit negativen Folgen rechnen müssen. Mann müsste einen Auffangplan erstellen, um diese Personengruppen durch die dann entstehende und wachsende Textilindustrie aufzufangen.

Die vierte Hürde ist die USA, da sie über den größten Altkleidermarkt mit durchschnittlich 35 Kilogramm weggeworfener Kleidung pro Person im Jahr verfügt. Die USA verdient mit den Export von Gebrauchtkleidung jährlich etwa eine halbe Milliarde Euro. Das gemeinsame Handelsabkommen AGOA wird durch Importverbot verletzt, so die USA. Das gemeinsame Handelsabkommen AGOA regelt den EAC-Ländern überwiegend zollfreien Export in die USA, die USA profitiert im Gegenzug durch Importerleichterungen für US-Produkte.

Nicht nur die Textilindustrie auch andere Industrien, wie die Fleischindustrie, sind von Billigimporten betroffen.Hühnerfleisch aus Amerika und Europa wird nach Afrika verkauft und dies zu konkurrenzlosen Preisen. Lokale Hühnerbauern müssen Arbeitskräfte kündigen und ihre Farmen schließen.

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