
Ein schwerwiegender Vorfall in einem Regionalexpress von Mannheim nach Frankfurt sorgt für Empörung: Ein Zugbegleiter soll am Freitag, dem 23. Mai, bei einem Zwischenhalt in Darmstadt über die Lautsprecheranlage rassistische und islamfeindliche Beleidigungen ausgesprochen haben. Insbesondere Frauen mit Kopftuch wurden dabei massiv diskriminiert. Die Deutsche Bahn hat den Vorfall als „völlig inakzeptabel“ bezeichnet, sich entschuldigt und eine gründliche Untersuchung angekündigt.
Nach Berichten von Fahrgästen, darunter dem 34-jährigen Studenten Moaad B., begann der Vorfall, als sich der Zugbegleiter über blockierte Zugtüren beschwerte. „Plötzlich sagte der Zugbegleiter voller Wut in die Sprechanlage etwas von Analphabeten“, berichtete Moaad B. dem Hessischen Rundfunk. In einer zweiten Durchsage soll er von „Vollpfosten” und „Kopftuchgeschwadern” gesprochen haben, die den bereits verspäteten Zug an der Weiterfahrt hinderten. „Dann war erst einmal Stille“, beschreibt Moaad B. die schockierte Reaktion im Zug.
Drei weitere Zeugen, Studierende aus Frankfurt im Alter von 23 und 26 Jahren, bestätigten die Vorwürfe. Sie berichteten, der Zug sei voll gewesen und habe Verspätung gehabt. Die Durchsagen seien aggressiv und für alle Fahrgäste hörbar gewesen. Eine der Zeuginnen, die selbst eine Migrationsgeschichte hat, sagte, sie habe aus Angst vor Eskalation nicht lautstark reagiert. „Die meisten Passagiere waren wie eingefroren, viele starrten auf ihre Handys“, sagte sie. Ein anderer Fahrgast habe jedoch behauptet, der Zugbegleiter habe recht.
Moaad B., der unter anderem als Anti-Rassismus-Coach arbeitet, nahm über den Sprechknopf Kontakt zum Lokführer auf und beschwerte sich über die Beleidigungen. Der Lokführer bestätigte, die Durchsage gehört zu haben, und versprach, den Vorfall intern zu melden. Während der Fahrt habe dennoch kein anderer Bahnmitarbeiter reagiert oder sich entschuldigt, kritisierte Moaad B. Er forderte Konsequenzen und betonte: „Die Fälle von antimuslimischem Rassismus in Deutschland nehmen seit Jahren stark zu. Deshalb war es mir wichtig, einzuschreiten.“
Die Deutsche Bahn reagierte auf die Beschwerden, die unter anderem über Instagram öffentlich gemacht wurden, und erklärte: „Kulturelle Vielfalt, Offenheit, Toleranz und Respekt sind Grundwerte der Deutschen Bahn. Rassistische und fremdenfeindliche Äußerungen widersprechen unseren Unternehmenswerten.“ Am Mittwoch entschuldigte sich das Unternehmen bei den betroffenen Fahrgästen und betonte: „Die Äußerungen unseres Mitarbeiters waren nicht nur unprofessionell, sondern auch diskriminierend und werden entsprechend geahndet.“ Welche Maßnahmen konkret ergriffen werden, ließ die Bahn zunächst offen.
Hessens Verkehrsminister Kaweh Mansoori (SPD) schaltete sich ebenfalls ein und forderte eine schnelle Aufklärung: „Unter Druck auch im Ton daneben zu greifen, ist menschlich. Rassistisch zu beleidigen, ist jedoch auch durch Stress nicht zu rechtfertigen. Im öffentlichen Raum gilt dafür genau eine Haltung: Null Toleranz.“
Die Zeugen hoffen auf eine Sensibilisierung der Bahnmitarbeiter:innen und eine öffentliche Entschuldigung. „Wir können die Ansichten der Menschen nicht ändern, aber es ist inakzeptabel, andere im öffentlichen Raum derart zu beleidigen”, sagte eine der Studierenden. Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf das Thema antimuslimischer Rassismus in Deutschland und macht die Notwendigkeit deutlich, diskriminierendes Verhalten konsequent zu ahnden.
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