Blut an den Händen

Teil 6: Die Türkei gehört zu den fünf größten Exporteuren nach Israel

Wie eine Analyse von Al Jazeera auf Basis von Daten der Vereinten Nationen (UN Comtrade) zeigt, gehört die Türkei im Jahr 2024 zu den fünf größten Exporteuren nach Israel. Trotz der angespannten politischen Beziehungen zwischen Ankara und Tel Aviv sowie wiederholter verbaler Kritik der türkischen Regierung an der Politik Israels, insbesondere im Gaza-Konflikt, floriert der Handel zwischen beiden Ländern weiter. Dies sorgt in der Türkei und international für Kontroversen, wie aktuelle Diskussionen auf Plattformen wie X verdeutlichen.

Laut UN Comtrade belief sich der Wert der türkischen Exporte nach Israel im Jahr 2024 auf etwa 5,3 Milliarden US-Dollar. Damit nimmt die Türkei den fünften Platz unter den Exportnationen ein. Zu den wichtigsten Exportgütern zählen Mineralprodukte, chemische Erzeugnisse, Maschinen und Elektronik. Insbesondere die türkische Stahlindustrie spielt eine bedeutende Rolle, da Israel große Mengen an Baumaterialien und Metallen importiert. Im Gegenzug importierte die Türkei Waren im Wert von rund 1,9 Milliarden US-Dollar aus Israel, darunter vor allem chemische Produkte, Elektronik und landwirtschaftliche Erzeugnisse. Der Handelsüberschuss zugunsten der Türkei unterstreicht die wirtschaftliche Bedeutung dieser Beziehung.

Die fortlaufenden Handelsbeziehungen stehen jedoch im Widerspruch zu den scharfen rhetorischen Angriffen der türkischen Regierung unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan gegen Israel. Erdoğan hat wiederholt die israelische Offensive in Gaza verurteilt und die Notwendigkeit humanitärer Hilfe betont. Dennoch hat die Türkei keine umfassenden Handelssanktionen gegen Israel verhängt. Dies wird in der türkischen Öffentlichkeit und in den sozialen Medien wie X kritisch diskutiert. Ihnen wird Doppelmoral vorgeworfen, da sie sich öffentlich für die palästinensische Sache einsetzen, aber wirtschaftlich weiterhin eng mit Israel kooperieren.

Die Türkei steht mit ihrer ambivalenten Haltung nicht allein da. Andere Länder wie China, die USA, Indien und Deutschland gehören ebenfalls zu Israels Top-Handelspartnern, wobei die EU insgesamt Israels größter Handelspartner bleibt. Angesichts der humanitären Krise in Gaza, wo 93 Prozent der Bevölkerung laut Berichten unter akutem Nahrungsmangel leiden, wächst jedoch der internationale Druck, die Handelsbeziehungen mit Israel zu überdenken. Die EU hat beschlossen, ihr Handelsabkommen mit Israel aufgrund der Lage in Gaza zu überprüfen. Länder wie Großbritannien und Kanada haben dagegen bereits konkrete Maßnahmen ergriffen, wie die Aussetzung von Handelsgesprächen.

In der Türkei bleibt die Diskussion über den Handel mit Israel ein heikles Thema. Die Regierung betont, dass der Export von Gütern wie Stahl und Baustoffen keine direkte Unterstützung der israelischen Politik darstelle. Kritiker fordern jedoch ein stärkeres Signal, etwa durch Handelsbeschränkungen. Die Frage, wie die Türkei ihre wirtschaftlichen Interessen mit ihrer politischen Haltung in Einklang bringen kann, bleibt vorerst unbeantwortet und wird weiterhin hitzig debattiert.

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