
Mit dem Kauf des israelischen Arrow-3-Raketenabwehrsystems hat Deutschland einen historischen Rüstungsdeal über etwa 4,3 Milliarden Euro abgeschlossen. Während die Regierung diesen Schritt als notwendige Stärkung der Verteidigung feiert, mehren sich die kritischen Stimmen, die die strategische Relevanz, die Kosten und die politischen Implikationen des Deals infrage stellen.
Die Entscheidung, das hochentwickelte System zu erwerben, wurde offiziell mit der Sicherheitslage nach Russlands Invasion in der Ukraine begründet. Das Arrow-3-System soll ballistische Raketen in bis zu 100 Kilometern Höhe abfangen können und bis Ende 2025 einsatzfähig sein. Doch Experten zweifeln, ob die Bedrohung durch ballistische Raketen für Deutschland derzeit realistisch ist. Das Frankfurter Peace Research Institute (PRIF) argumentiert beispielsweise, dass Russland aktuell keine solchen Waffen gegen europäische Ziele einsetzt, wodurch die Notwendigkeit des Systems fraglich wird. Stattdessen könnte der Fokus auf kostengünstigere und flexiblere Lösungen wie das bewährte IRIS-T-System liegen.
Der Preis von rund 4,3 Milliarden Euro, der aus dem Sondervermögen der Bundeswehr finanziert wird, stellt einen erheblichen finanziellen Aufwand dar. Besonders umstritten ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis: Jede einzelne Arrow-3-Rakete soll mehrere Millionen Euro kosten. Damit wäre sie für den Einsatz gegen günstige Drohnen oder kleinere Raketen ungeeignet – Bedrohungen, die in modernen Konflikten wie in der Ukraine dominieren. Zudem gibt es Bedenken bezüglich möglicher Engpässe bei der Versorgung mit Abfangraketen, die die langfristige Einsatzfähigkeit des Systems gefährden könnten.
Der Deal wird auch vor dem Hintergrund der deutsch-israelischen Beziehungen diskutiert. Während Verteidigungsminister Boris Pistorius und sein israelischer Amtskollege Joav Gallant die Zusammenarbeit als „historischen Moment” preisen, sehen Kritiker darin eine einseitige Unterstützung Israels – insbesondere vor dem Hintergrund des laufenden Konflikts im Nahen Osten. Menschenrechtsorganisationen werfen Deutschland vor, durch den Kauf indirekt an der Militarisierung einer ohnehin schon angespannten Region teilzuhaben. Zudem bleibt unklar, wie der Deal mit den deutschen Waffenexportrichtlinien vereinbar ist, die strenge ethische Standards vorgeben.
Die öffentliche Meinung scheint gespalten. Während Regierungsvertreter den Schutz der Bevölkerung betonen, zeigen Umfragen, wie die des ZDF vom 6. Juni 2025, dass 77 % der Deutschen Waffenlieferungen an Israel – einschließlich solcher Deals – aussetzen wollen. Diese Skepsis wurde durch Berichte über den Einsatz des Systems durch Israel gegen iranische Raketen im April 2024 verstärkt. Dabei wurden Fragen zur Exportkontrolle und zur Verwendung der Technologie aufgeworfen.
Der Arrow-3-Deal könnte zwar die Verteidigung Deutschlands modernisieren, doch die Kritik legt nahe, dass er eher ein politisches Signal als eine dringende militärische Notwendigkeit ist. Ohne klare Beweise für eine unmittelbare Bedrohung und angesichts der hohen Kosten bleibt die Frage offen, ob die Milliarden nicht besser in soziale oder klimapolitische Projekte investiert werden sollten. Bis die ersten Systeme 2025 einsatzbereit sind, wird die Debatte um den Deal sicher weiter anheizen.
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