
Zwei britische Wohltätigkeitsorganisationen, der Kasner Charitable Trust und UK Toremet, stehen im Zentrum einer Kontroverse. Bekannt wurde, dass sie zwischen 2017 und 2021 insgesamt 5,7 Millionen Pfund an eine Schule in der illegalen israelischen Siedlung Susya im Westjordanland überwiesen haben. Die von der britischen Charity Commission genehmigten Spenden werfen Fragen zur Unterstützung von Siedlungsaktivitäten auf, die unter internationalem Recht als illegal gelten.
Die Siedlung Susya im besetzten Westjordanland ist ein Brennpunkt im israelisch-palästinensischen Konflikt. Palästinensische Bewohner wurden aus der Region vertrieben und auf ihrem Land wird nun mit finanzieller Unterstützung gebaut. Kritiker, darunter das International Centre for Justice for Palestinians (ICJP), bezeichnen diese Finanzierung als Unterstützung von Landraub und fordern eine Untersuchung. „Das ist keine Wohltätigkeit, sondern die Finanzierung von Völkerrechtsverstößen”, erklärte ein Sprecher des ICJP.
Die Spenden flossen an die Bnei Akiva Yeshiva High School in Susya, vermittelt über UK Toremet, einen sogenannten Donor Advised Fund. Die für die Regulierung von Wohltätigkeitsorganisationen in Großbritannien zuständige Charity Commission hat die Transaktionen genehmigt, prüft den Fall nun jedoch und hat die Angelegenheit an die Metropolitan Police weitergeleitet. Zudem wurde der Attorney General um rechtlichen Rat gebeten.
Die Charity Commission betont, dass Aktivitäten in besetzten Gebieten nicht automatisch illegal sind, solange sie den wohltätigen Zwecken der Organisation entsprechen. UK Toremet bestreitet, direkt an Siedlungen gespendet zu haben, und erklärt, die Gelder seien an anerkannte gemeinnützige Organisationen gegangen. Dennoch hat die Organisation bereits in der Vergangenheit für Kontroversen gesorgt, da sie Gelder für andere umstrittene Gruppen wie „Im Tirtzu” und „Torat Lechima” sammelte, die teilweise sanktioniert wurden.
Das Völkerrecht stuft die israelischen Siedlungen im Westjordanland als illegal ein. Dies wurde zuletzt 2024 durch ein Gutachten des Internationalen Gerichtshofs bestätigt. Kritiker werfen der britischen Regierung vor, durch die Duldung solcher Spenden die Besatzungspolitik indirekt zu unterstützen. „Die Charity Commission hat durch ihre Genehmigung eine ethische Grenze überschritten”, sagte ein Aktivist auf der Plattform X.
Die Enthüllungen haben eine Debatte über die Rolle von Wohltätigkeitsorganisationen in Konfliktregionen ausgelöst. Die britische Regierung, die die Illegalität der Siedlungen offiziell anerkennt, steht unter Druck, strengere Kontrollen einzuführen. Gleichzeitig betonen Siedlungsvertreter wie der rechtsextreme israelische Finanzminister Bezalel Smotrich ihr „historisches Recht“ auf das Land, was die Spannungen weiter verschärft.
Im Westjordanland leben derzeit etwa 700.000 israelische Siedler unter drei Millionen Palästinensern. Die Siedlungen und die damit verbundene Infrastruktur zerschneiden das palästinensische Gebiet und erschweren eine Zwei-Staaten-Lösung. Berichte über Gewalt durch Siedler, wie der Angriff auf Susya im Februar 2025, bei dem Häuser und Fahrzeuge zerstört wurden, verstärken die Kritik an der Unterstützung solcher Gemeinschaften.
Die Charity Commission kündigte an, ihre Richtlinien für Spenden in Konfliktgebiete zu überprüfen. Die laufenden Untersuchungen könnten weitreichende Konsequenzen für die betroffenen Organisationen haben, einschließlich des Entzugs ihres Wohltätigkeitsstatus. Gleichzeitig fordert die internationale Gemeinschaft, zu der auch die EU gehört, ein Verbot des Handels mit Siedlungen, um die völkerrechtlichen Verpflichtungen zu erfüllen.
Die Kontroverse um die britischen Spenden macht deutlich, wie stark die Verflechtungen zwischen Wohltätigkeitsorganisationen und geopolitischen Konflikten sein können. Für die vertriebenen Palästinenser in Susya bleibt die Situation jedoch unverändert: Ihr Land ist besetzt und die Aussicht auf Gerechtigkeit schwindet.
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