
Teil 8: Ägyptens Zementexporte nach Israel explodieren
Die Zementlieferungen von Ägypten nach Israel haben im Jahr 2024 ein beispielloses Niveau erreicht. Laut Berichten von „Al-Araby Al-Jadeed” stieg der Exportwert um das 29-fache und das Volumen um das 45-fache im Vergleich zu den Jahren vor dem Gaza-Krieg. Mit rund 2,4 Millionen Tonnen Zement zu einem Durchschnittspreis von 59,8 US-Dollar pro Tonne spielt Ägypten eine zentrale Rolle im israelischen Bausektor. Doch die gestiegenen Lieferungen werfen Fragen zu ihren geopolitischen und wirtschaftlichen Implikationen auf.
Ägypten verfügt über eine der größten Zementindustrien der Region mit einer jährlichen Produktionskapazität von über 90 Millionen Tonnen. Im Finanzjahr 2023/24 lag die lokale Nachfrage jedoch bei nur 40,5 Millionen Tonnen, was zu Überkapazitäten führt. Gleichzeitig hat sich die Türkei, ein ehemals bedeutender Zementlieferant Israels, aufgrund von Handelsbeschränkungen aus dem Exportgeschäft zurückgezogen. Ägyptische Unternehmen, darunter solche, die mit der National Service Projects Organization (NSPO) des Verteidigungsministeriums verbunden sind, sprangen in die Bresche.
Dabei sanken die Preise für ägyptischen Zement deutlich: von 93,3 US-Dollar pro Tonne im Jahr 2022 auf 59,8 US-Dollar im Jahr 2024.
Dies machte ägyptischen Zement für Israel attraktiv – insbesondere für Großprojekte wie den Ausbau des Philadelphi-Korridors. Dabei handelt es sich um eine umstrittene Pufferzone entlang der Grenze zum Gazastreifen.
Die massiven Lieferungen stoßen jedoch auf Kritik, da unklar ist, wofür der Zement in Israel verwendet wird. Während einige Quellen, darunter Beiträge auf der Plattform X, spekulieren, dass der Zement für militärische Infrastruktur oder den Siedlungsbau genutzt wird, gibt es keine offiziellen Bestätigungen. Gleichzeitig blockiert Ägypten Berichten zufolge den Export von Baumaterialien, einschließlich Zement, in den Gazastreifen, da Israel befürchtet, dass diese von der Hamas für den Tunnelbau oder andere militärische Zwecke verwendet werden könnten. Diese Doppelmoral hat in der Region zu Spannungen geführt.
Für Ägypten sind Exporte ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Überkapazitäten der Zementindustrie bieten in Zeiten wirtschaftlicher Herausforderungen die Möglichkeit, Devisen zu generieren. Dennoch steht die Regierung in Kairo vor einem Dilemma: Einerseits stärkt die Zusammenarbeit mit Israel die Handelsbilanz, andererseits könnte sie innenpolitisch und in der arabischen Welt kritisch gesehen werden.
Israel wiederum profitiert von einer stabilen und kostengünstigen Versorgung, die für den Wiederaufbau und Infrastrukturprojekte von entscheidender Bedeutung ist. Die Abhängigkeit von ägyptischem Zement birgt jedoch langfristig geopolitische Risiken, insbesondere angesichts der angespannten Lage in der Region.
Die sprunghaft angestiegenen Zementlieferungen von Ägypten nach Israel verdeutlichen die komplexen wirtschaftlichen und politischen Verflechtungen in der Region. Während Ägypten von seiner Produktionsstärke profitiert, werfen die Lieferungen Fragen nach ihrer Verwendung und den damit verbundenen ethischen Implikationen auf. Offizielle Stellen beider Länder schweigen bislang zu den Details, was Spekulationen weiter befeuert. Um genaue Informationen zu erhalten, wird empfohlen, Daten von der ägyptischen Zentralbank oder internationalen Handelsorganisationen zu konsultieren.
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