
Die Beziehungen der USA zu Katar stehen im Zentrum einer neuen Kontroverse, die alte Wunden aufreißt und aktuelle diplomatische Spannungen verschärft. Nur Tage nach einem israelischen Luftangriff auf einen Hamas-Führer in der katarischen Hauptstadt Doha, der angeblich mit einem „grünen Licht“ von Präsident Donald Trump erfolgte, erinnern Kritiker an Trumps frühere Unterstützung einer harten Blockade gegen Katar im Jahr 2017: Trotz der Existenz des größten US-Militärstützpunkts in der Region, der Al-Udeid Air Base, hatte Trump Katar damals als „Terrorfinanzier“ diffamiert. Ironischerweise erhielt Trump in diesem Jahr ein luxuriöses Boeing-747-Flugzeug als Geschenk von Katar, das als neues Air Force One dienen soll. Diese Entwicklungen werfen Fragen zur Konsistenz der US-Außenpolitik auf und nähren Vorwürfe der Heuchelei.
„Grünes Licht“ von Trump?
Am 9. September 2025 erschütterten Explosionen das diplomatische Viertel von Doha, der Hauptstadt Katars. Israelische Streitkräfte führten einen präzisen Luftangriff auf ein Treffen hochrangiger Hamas-Führer durch, darunter Khalil al-Hayya, Khaled Mashaal und Zaher Jabarin. Der als „Operation Summit of Fire“ bezeichnete Angriff tötete sechs Personen, darunter den Sohn eines Hamas-Führers und Sicherheitskräfte. Die Hauptziele überlebten jedoch. Die Hamas verurteilte den Angriff als „gescheiterten Attentatsversuch“, während Israel ihn als notwendigen Schlag gegen die Verantwortlichen des Massakers vom 7. Oktober 2023 feierte.
Laut israelischen Quellen, die in Medien wie Channel 12 und The Times of Israel zitiert werden, gab US-Präsident Trump dem israelischen Premier Benjamin Netanjahu ein „grünes Licht“ für den Angriff. Ein hochrangiger israelischer Beamter bestätigte, dass Trump nur zwei Tage zuvor auf Truth Social eine „letzte Warnung“ an die Hamas gerichtet hatte. Das Weiße Haus räumte ein, dass die US-Militärs die Trump-Administration vorab informiert hatten, distanzierte sich jedoch: „Dies war eine Entscheidung von Netanjahu, nicht von mir“, schrieb Trump auf Truth Social und nannte den Angriff „nicht förderlich für Israels oder Amerikas Ziele“. Dennoch sehen Kritiker, darunter der ehemalige US-Diplomat Robert Malley, darin eine stillschweigende Billigung, die die Vermittlungsrolle Katars untergräbt. Katar beherbergt seit 2012 mit US-Zustimmung Hamas-Führer, um Geisel-Deals zu erleichtern.
Katar reagierte scharf: Der Emir Tamim bin Hamad Al Thani und Premierminister Scheich Mohammed bin Abdulrahman Al Thani bezeichneten den Angriff als „Staatsterrorismus” und „Verrat” an einem US-Verbündeten. Doha suspendierte alle Vermittlungen im Gaza-Konflikt und drohte mit rechtlichen Schritten gegen Israel vor dem UN-Sicherheitsrat. Die internationalen Reaktionen waren einhellig kritisch: Die EU, Großbritannien, Frankreich und Deutschland verurteilten die Verletzung der Souveränität, während der Iran und die Türkei sie als „Terror als Staatsdoktrin“ brandmarkten.
Die Ereignisse in Doha rufen Erinnerungen an die diplomatische Krise von 2017 wach, als Saudi-Arabien, die VAE, Bahrain und Ägypten eine Blockade gegen Katar verhängten. Vorwürfe: Katar finanziere Terrorismus (z. B. Hamas und die Muslimbruderschaft) und pflege zu enge Beziehungen zu Iran. Präsident Trump unterstützte die Maßnahme aktiv und beanspruchte sogar Kredit dafür. In Tweets vom 5. und 9. Juni 2017 schrieb er: „Die USA haben eine harte Haltung gegenüber Katar eingenommen. Sie haben historisch Terrorismus auf sehr hohem Niveau finanziert.“ Trump sah in der Blockade den „Anfang vom Ende des Terrors“ und forderte Katar auf, seine Finanzierung zu stoppen.
Diese Haltung stand im krassen Widerspruch zu US-Strategischen Interessen: Katar beherbergt die Al-Udeid Air Base, die größte US-Militärbasis im Nahen Osten mit über 10.000 Truppen. Von dort aus wurden Operationen gegen den IS in Syrien, Irak und Afghanistan koordiniert. Trotzdem warnte Trump in einem Interview mit dem Christian Broadcasting Network im Juli 2017, die USA seien bereit, die Basis zu verlassen – eine Drohung, die Verteidigungsminister James Mattis und Außenminister Rex Tillerson alarmierte. Die Blockade dauerte bis Januar 2021 und führte zu humanitären Engpässen in Katar, doch sie wurde letztlich durch US-Vermittlung (u. a. von Jared Kushner) aufgehoben. Kritiker wie der Guardian warfen Trump vor, die US-Außenpolitik zu spalten und Allianzen zu gefährden.
Trotz dieser Geschichte hat Katar Trump ein spektakuläres Geschenk gegeben. Im Mai 2025 akzeptierte die Trump-Administration ein luxuriöses Boeing-747-8-Flugzeug im Wert von rund 400 Millionen US-Dollar als „Geschenk“ an das US-Verteidigungsministerium. Das Flugzeug, bekannt als „Palast in der Luft“, soll als neues Air Force One umgerüstet werden und Trump während seiner Amtszeit dienen. Trump besichtigte das Jet im Februar 2025 in Florida und nannte es eine „transparente Transaktion“, die Steuergelder spare: „Warum zahlen, wenn wir es umsonst bekommen?“
Das Geschenk löste jedoch einen Sturm der Kritik aus. Demokraten wie Senator Chuck Schumer nannten es „nackte Korruption“ und „Auslandseinfluss mit Extra-Beinfreiheit“, während Republikaner Bedenken hinsichtlich nationaler Sicherheit äußerten – etwa Abhörgeräte im Jet. Rechtsexperten bezweifeln die Legalität unter dem Foreign Gifts and Decorations Act und der Emoluments-Klausel der Verfassung, da Trump plant, das Flugzeug nach seiner Amtszeit seiner Präsidentenbibliothek zu spenden – was als persönlicher Vorteil gesehen wird. Katar investierte zudem über 1 Billion Dollar in US-Geschäfte, inklusive Boeing-Bestellungen, was den Kontext des Geschenks unterstreicht.
Diese Entwicklungen illustrieren die Widersprüchlichkeiten in Trumps Nahost-Politik: Von der Unterstützung einer Blockade trotz vitaler US-Interessen bis hin zu einem „grünen Licht“ für Angriffe auf einem Verbündeten und einem teuren Geschenk. Experten wie Mohamad Bazzi im Guardian sehen darin einen „muskulösen“ Ansatz, der Katar als Vermittler entfremdet und die Region destabilisiert. Während Trump Katar als „starken Alliierten“ lobt, warnen Kritiker vor langfristigen Schäden für US-Diplomatie. Der Konflikt in Gaza eskaliert weiter, und Katars Rolle als Mediator scheint vorerst passé. Ob das Flugzeug je als Air Force One fliegt, hängt von Kongress und Gerichten ab – doch die Debatte um Einfluss und Ethik tobt weiter.
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