Kopftuchverbot in Nordzypern: Ein Schlag gegen die Grundrechte muslimischer Schülerinnen

In einer als Rückschritt gewerteten Entscheidung hat das Oberste Gericht der Türkischen Republik Nordzypern (TRNZ) am Donnerstag ein kürzlich erlassenes Gesetz annulliert, das muslimischen Schülerinnen das Tragen von Kopftüchern in öffentlichen Schulen erlaubt hatte. Die Richter argumentierten, die Disziplinarregelungen der Schulen verbieten das Tragen solcher Kopfbedeckungen nicht ausdrücklich, erfordern jedoch eine parlamentarische Zustimmung für Änderungen. Damit kehrt Nordzypern zu einer de facto Verbotslage zurück, die seit Jahrzehnten als Symbol für veralteten Säkularismus und Diskriminierung kritisiert wird. Menschenrechtsaktivisten warnen, dieses Urteil verstärke die Unterdrückung religiöser Minderheiten und ignoriere internationale Standards zur Religionsfreiheit.

Die Kontroverse um das Kopftuch in Nordzypern reicht weit zurück in die kemalistische Tradition der Insel, die von der Mutterstadt Ankara geprägt ist. Bereits in den 2000er Jahren führten Verbote an Universitäten dazu, dass Studentinnen, die ihr islamisches Bekenntnis durch das Tragen eines Hijabs ausdrücken wollten, exmatrikuliert wurden. Im März 2025 versuchte die Regierung der TRNZ, diesen Kurs zu korrigieren. Eine Verordnung erlaubte einfarbige Kopftücher, die zur Schuluniform passen, unter der Bedingung einer elterlichen Antragstellung und psychologischer Beratung. Befürworter sahen darin einen lang überfälligen Schritt zur Gleichberechtigung und zum Schutz individueller Rechte – ein Echo des langjährigen Kampfes in der Türkei selbst, wo das Kopftuchverbot erst 2013 aufgehoben wurde.

Für die betroffenen Schülerinnen hat das Gerichtsurteil dramatische Konsequenzen. Eine 16-jährige Aktivistin, die anonym bleiben möchte, berichtet von tiefer Enttäuschung: „Ich wollte einfach nur zur Schule gehen, ohne mich verstecken zu müssen. Dieses Verbot zwingt uns, zwischen Bildung und Glauben zu wählen – eine Wahl, die Jungs nicht treffen müssen.“ Ähnliche Fälle hatten sich bereits im Mai 2025 gehäuft, als eine Schülerin wegen ihres Kopftuchs von der Schule ausgeschlossen wurde, was zu weiteren Demonstrationen führte. Internationale Organisationen wie Amnesty International haben das Urteil scharf verurteilt und eine Revision gefordert: „Das Tragen eines Kopftuchs ist ein grundlegendes Recht auf Religions- und Meinungsäußerungsfreiheit, wie es die Europäische Menschenrechtskonvention schützt. Nordzypern riskiert hier, sich weiter zu isolieren.“

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*