#GazaGenozid: Warum wird Airbnb boykottiert?

In den letzten Monaten hat sich die Debatte um einen Boykott von Airbnb im Zusammenhang mit dem Hashtag #GazaGenozid verschärft. Aktivisten, Menschenrechtsorganisationen und Teile der Öffentlichkeit werfen dem Unternehmen vor, durch seine Geschäftspraktiken die israelische Besatzung palästinensischer Gebiete zu unterstützen. Doch was genau steckt hinter diesen Vorwürfen, und warum fordern Gruppen wie die US-Bürgerrechtsorganisation CODEPINK und die UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese einen Anzeigenstopp für Airbnb?

Im Zentrum der Kritik steht Airbnbs fortgesetzte Listung von etwa 350 Unterkünften in illegalen israelischen Siedlungen im besetzten Westjordanland und Ostjerusalem. Diese Siedlungen gelten nach internationalem Recht, einschließlich der Vierten Genfer Konvention, als illegal, da sie auf Land errichtet wurden, das Palästinensern durch Besatzungspolitiken entzogen wurde. Laut einer Untersuchung des The Guardian (2024) werden solche Unterkünfte auf Plattformen wie Airbnb als Ferienhäuser vermarktet, oft ohne den besetzten Status des Landes zu erwähnen. Viele Listings geben fälschlicherweise an, sich in Israel zu befinden, was die palästinensische Souveränität untergräbt.

Ein prominentes Beispiel ist das Dorf Jalud im Westjordanland, wo palästinensisches Land beschlagnahmt wurde, um Siedlungen wie Kida zu errichten. Auf diesen Flächen werden nun Unterkünfte über Airbnb vermietet, ohne die gewaltsame Enteignung der ursprünglichen Eigentümer zu thematisieren. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Al-Haq werfen Airbnb vor, durch diese Praxis Kriegsverbrechen zu unterstützen, da die Einnahmen die illegale Besatzung wirtschaftlich stärken.

2018 kündigte Airbnb an, etwa 200 Listings in Siedlungen im Westjordanland zu entfernen, nachdem Menschenrechtsgruppen Druck ausgeübt hatten. Diese Entscheidung wurde jedoch 2019 nach Klagen von Siedlern und US-Bürgern, die Diskriminierungsvorwürfe erhoben, zurückgenommen. Airbnb erklärte, die Gewinne aus diesen Listings an humanitäre Organisationen zu spenden, ohne jedoch Transparenz über die Höhe oder Empfänger dieser Spenden zu bieten. Diese Kehrtwende wurde von der BDS-Bewegung (Boycott, Divestment, Sanctions) scharf kritisiert, die Airbnb als „wissentlich komplizenhaft“ bei der Besatzung bezeichnet.

Im Juli 2024 erklärte der Internationale Gerichtshof (IGH) die israelische Besatzung palästinensischer Gebiete für illegal und forderte Staaten auf, Handel und Investitionen in diesen Gebieten zu beenden. Dennoch führt Airbnb weiterhin Listings in Siedlungen, was zu rechtlichen Schritten in Ländern wie Irland, Großbritannien und den Niederlanden geführt hat. Aktivisten argumentieren, dass die Einnahmen aus diesen Unterkünften gegen Anti-Geldwäsche-Gesetze verstoßen könnten, da sie als Erlöse aus illegalen Aktivitäten betrachtet werden.

Darüber hinaus wird Airbnb vorgeworfen, durch diskriminierende Praktiken palästinensische Nutzer auszuschließen. Viele Unterkünfte in Siedlungen sind für Palästinenser unzugänglich, da sie durch Checkpoints, Zäune und militärische Einschränkungen abgeschnitten sind. Dies wird als Verstärkung der Apartheid-Politik kritisiert.

Auf Plattformen wie X verstärken Nutzer wie @partei_dkp und @berlinSTOPwar den Druck auf Airbnb. Sie verweisen auf die Kritik der UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese, die große Reiseplattformen für ihre Geschäfte in besetzten Gebieten verurteilt. Die US-Bürgerrechtsgruppe CODEPINK hat ebenfalls einen Anzeigenstopp gefordert, um Airbnb zu zwingen, seine Politik zu überdenken.

Die Boykottaufrufe werden durch den Hashtag #GazaGenozid verstärkt, der auf die umfassendere Kritik an Unternehmen abzielt, die mit der israelischen Besatzung in Verbindung stehen. Neben Airbnb werden auch Unternehmen wie HP, Siemens und McDonald’s für ihre Geschäftsbeziehungen zu Israel kritisiert.

Die Boykottkampagne hat bereits Auswirkungen. Einige Reisende und Gastgeber suchen nach Alternativen wie Expedia, Tripadvisor oder Vrbo, die ähnliche Dienstleistungen anbieten.

Der Boykott von Airbnb im Kontext von #GazaGenozid ist eine Reaktion auf die Listung von Unterkünften in illegalen israelischen Siedlungen und die damit verbundene Unterstützung der Besatzung. Während Airbnb auf Neutralität pocht, sehen Aktivisten und Menschenrechtsgruppen die Plattform als Teil eines Systems, das palästinensische Rechte verletzt. Die Debatte zeigt, wie eng Wirtschaft, Politik und Ethik in diesem Konflikt verknüpft sind. Ob der Boykott Erfolg haben wird, hängt davon ab, ob der öffentliche Druck ausreicht, um Airbnb zu einer Änderung seiner Politik zu bewegen.

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