Hamburg: Rede des Freiheitsmarsches für Alparslan Kuytul

Am Samstag, den 20. Oktober, fand ein Freiheitsmarsch für den in der Türkei inhaftierten Gelehrten Alparslan Kuytul in Hamburg statt. Von dessen Fall hatten wie bereits mehrmals berichtet.

Nach dem Marsch in Hamburg haben am 03. November in Dortmund und am 04. November in Berlin hunderte erneut gegen das Unrecht, was dem Gelehrten widerfährt und für seine Freilassung demonstriert. Unserer Redaktion liegt nun die Rede der Kundgebung aus Hamburg vor und wir möchten diese ungekürzt mit Ihnen teilen.

Meine Damen und Herren,

als aller erstes möchte ich mich für die Einladung und für die Organisation bei den Veranstaltern dieses Freiheitsmarsches für Alparslan Kuytul bedanken.

Wir haben heute diesen Freiheitsmarsch veranstaltet, um das Unrecht lautstark bekannt zu machen, welches der muslimische Gelehrte Alparslan Kuytul und seine Freunde in der Türkei erleiden. Wir sind hier, um das Unrecht in jeder Ecke dieser Welt bekannt zu machen. Denn wer ein Unrecht nicht mit seinen Händen beseitigen kann, der soll dieses Unrecht zumindest überall verkünden.

Der Prophet Muhammad (Allahs Segen und Frieden auf ihm) sagte: „Wer von euch ein Übel sieht, soll es mit seiner Hand verändern. Und wenn er dies nicht vermag, dann mit seiner Stimme.“

Alparslan Kuytul ist ein islamischer Gelehrter in der Türkei, der sein ganzes Leben für das Wohl der Menschheit gearbeitet und die Stiftung Furkan Vakfi in der Türkei gegründet hat. Seit 1994 hat seine Stiftung in der Türkei den Menschen den Islam gelehrt. Er hat gelehrt, dass der Islam das ganze Leben eines Menschen erfüllt. Alparslan Kuytul und seine Stiftung haben hierbei den Islam stets friedlich gepredigt. Er tat seine Meinung mit Argumenten kund. Und seine Meinung gewaltlos zu äußern, darf niemals als kriminelle Tat gewertet werden.

Seit über 250 Tagen wird er völlig zu Unrecht in der Türkei ohne ein rechtskräftiges Gerichtsurteil mit Isolationshaft gefoltert. Verleumdungen und eine unehrliche Schmutzkampagne, die das Ziel hatte, den Ruf von Alparslan Kuytul und seiner Stiftung zu schaden, führten zu dieser ungerechten Inhaftierung.

Es muss mit aller Deutlichkeit folgendes klargemacht werden: Extremismus und das Schaden von Menschen wurden immer von Alparslan Kuytul kritisiert und mit Beweisen aus dem Qur’an und dem Leben des Propheten Muhammad widerlegt. Seine Stiftung hat seit 1994 Gutes im Volk getan und die türkischen Behörden haben der Stiftung immer ein gutes Zeugnis für ihr vorbildliches Verhalten ausgehändigt.

Alparslan Kuytul und seine Stiftung haben immer die islamische Überzeugung vertreten, dass Allah den Menschen erschaffen hat und dass dieser Schöpfer den Menschen lehrte, wie sie ihre Politik und ihre Gesellschaft gestalten sollten. Der Muslim glaubt nicht an einen Gott, der lediglich erschafft und danach nichts mehr zu sagen hat. Nein, der Muslim glaubt an einen Gott, der erschafft und dem Menschen zeigt, was richtig und was falsch ist. Er glaubt an einen Gott, der sich zu Themen wie Handelsrecht, Wirtschaftsrecht, Eherecht, Strafrecht und zu unzähligen politischen Themen äußert.

Da der Islam auch zu politischen Themen eine Ansicht hat, ist es selbstverständlich logisch, dass ein islamischer Gelehrter wie Alparslan Kuytul auch zu aktuellen politischen Ereignissen seine Ansicht dem Volk mitteilt. So hat er schon am Anfang des Syrienkrieges über das Übel vom IS gesprochen und deutlich gemacht, dass ihre Handlungen nicht mit dem Islam vereinbar sind. Daraufhin hat der IS Alparslan Kuytul auf ihre Todesliste gesetzt und ihn mit dem Tode bedroht. Auch kritisierte Alparslan Kuytul die islamischen Länder, als diese aktiv die USA dabei unterstützten, Länder wie Syrien und Irak zu bombardieren. Die Unterstützung dieser Kriege kann von keinem Menschen befürwortet werden, denn die Zerstörung von ganzen Ländereien und die Gräueltaten an Menschen können niemals im Islam erlaubt sein. Alparslan Kuytul sah es immer als seine Pflicht, gegen das Unrecht zu reden.

Unbegründeter Weise wurde Alparslan Kuytul ohne Beweise inhaftiert mit der Begründung, dass er und seine Stiftung angebliche Verbindungen zu Terrorgruppen wie dem IS hätten. Unbegründet ist diese Behauptung deshalb, weil Alparslan Kuytul aufgrund seiner Kritik am IS ja selber auf der Todesliste des IS steht.

Auch dass Alparslan Kuytul seine Ansicht zu politischen Themen geäußert hat, führte zu seiner Inhaftierung. Man wollte ihn zum Schweigen bringen. Aber jeder Mensch sollte das Recht haben, seine Überzeugung friedlich mit Argumenten darzulegen.

In den Prozessakten kam vor einigen Wochen heraus, dass selbst der türkische Geheimdienst zum Ergebnis kam, dass Alparslan Kuytul und seine Stiftung keinerlei Verbindungen zu Terrorgruppen haben und dass er es ablehnt, dass Muslime in die Kriegsgebiete auswandern. Es wurde dadurch bewiesen, dass er und seine Stiftung friedlich handeln.

Wir fragen: Wenn selbst der Geheimdienst Alparslan Kuytul davon freispricht, Verbindungen zu Terrororganisationen zu haben und außerdem bewiesen wurde, dass er seine Überzeugung stets auf friedliche Weise kundgetan hat, warum ist er seit über 250 Tagen in Isolationshaft? Am 8. November ist sein Gerichtstermin und es kann nur ein gerechtes Urteil geben: Freiheit und Freispruch für Alparslan Kuytul.

Alparslan Kuytul hat immer jene verteidigt, die nach dem Maßstab des Qur‘ans im Recht sind, ganz gleich ob es sich um Muslime oder Nichtmuslime handelte. Dies ist und war für viele ein Dorn im Auge. Er folgt hierbei stets unvoreingenommen den Prinzipien des Islams.

Jeder Muslim ohne Ausnahme glaubt daran, dass Allah, unser aller Schöpfer, sich zu politischen Themen im Qur’an geäußert hat. Jeder islamische Gelehrte wird dies bestätigen. Alparslan Kuytul hat diese Wahrheit immer angesprochen, weil dies die Lehre des Islams ist. Aber es scheint so, dass man die Menschen der Wahrheit zum Schweigen bringen möchte. Doch wir werden nicht schweigen!

Ausnahmslos jeder Mensch hat das Recht so zu glauben, wie er will, denn Allah sagt im edlen Qur’an: Es gibt keinen Zwang im Glauben.

Jeder soll an das glauben, wovon er überzeugt ist. Jeder soll seine eigene Meinung haben. Wichtig ist, dass wir Menschen uns ehrlich und aufrichtig die Wahrheit und unsere Überzeugungen ins Gesicht sagen können und auf eine gute Weise miteinander mit Argumenten diskutieren können.

Leider mussten wir feststellen, dass einige Medien im Vorfeld dieses Freiheitsmarsches „ISLAMISTEN GEHEN IN DER INNENSTADT AUF DIE STRASSE!“ getitelt haben. Dabei haben sie den Begriff Islamist verwendet! Dabei liest man in den Medien, dass ein Islamist jener sei, der Politik und Religion nicht voneinander trennt. Wie schon erwähnt, glaubt jeder Muslim daran, dass sich Allah im Qur’an zu politischen Themen wie Eherecht, Wirtschaftsrecht oder Strafrecht geäußert hat und dem Menschen gelehrt hat, wie er seine Politik und Gesellschaft gestalten soll. Diese Tatsache kann kein Muslim oder Islamwissenschaftler ernsthaft bestreiten. Diese Tatsache hat nichts mit Islamisten zu tun, sondern ist ein Fundament der islamischen Glaubenslehre und somit auch der Glaube der Muslime. Wenn der Mensch davon überzeugt ist dass es einen Gott gibt, und dass der Qur’an von diesem einen Gott offenbart wurde, dann ist es nur logisch, dass der Mensch all seine Angelegenheiten von diesem einen Gott bestimmen lässt, da er weiß, dass dieser eine Gott alle Menschen erschaffen hat, dass er alle Menschen versorgt, dass Er die Zukunft kennt und dass Er aufgrund Seines Wissens und Seiner Macht der fähigste ist, den Menschen einen passenden Lebensweg und Regeln zu bestimmen. Kein Mensch wird dann so überheblich sein und denken, dass er es besser wüsste als der Erschaffer aller Menschen.

Die Überzeugung, die wir vertreten ist tiefgründiger als es vielen Menschen in den Sinn kommt.

Wir sind nur ehrlich zu den Menschen und teilen unsere Überzeugung friedlich mit. Niemand wird gezwungen uns zuzustimmen. Unser Schöpfer hat jedem die Möglichkeit gegeben, ihn abzulehnen.

Vor unserem Freiheitsmarsch haben sich einige Medien nicht richtig informiert. So schreibt eine Zeitung: „Die westlichen Länder gelten als Feindbilder der Gemeinschaft!“ Dies ist eine Lüge. Wir alle haben nichtmuslimische Nachbarn, mit denen wir uns trotz unterschiedlicher Religionen und Sichtweisen verstehen. Wir sind in diesem Land groß geworden und sind trotz unserer islamischen Überzeugung selber ein Teil dieses Landes. Die Feinde sind nur jene, welche die Feinde der Menschheit sind und einen Krieg nach dem anderen verursachen und die Ländereien ins Chaos stürzen, wo unschuldige Frauen und Kinder durch Drohnenangriffe und Bomben ermordet werden. Die Feinde der Menschheit sind jene, welche andere Menschen unterdrücken und anderen Menschen ihre eigene Überzeugung aufzwingen wollen.

Wir leben Tür an Tür mit unseren nichtmuslimischen Nachbarn, und unsere Nachbarn werden von uns Muslimen geschätzt. Denn unser Prophet Muhammad sagte: “Wer satt zu Bett geht, während sein Nachbar hungert, der gehört nicht zu uns!”

Und der Prophet sagte: „Bei Allah, er glaubt nicht! Bei Allah, er glaubt nicht!“ Der Prophet wurde daraufhin gefragt: „Wer glaubt nicht, oh Gesandter Allahs!?“ Er sagte: „Einer, dessen Nachbar nicht sicher ist vor seiner Bosheit.“

Anstatt zu recherchieren schüren viele Medien Ängste in der Bevölkerung und lassen es zu, dass Teile der Bevölkerung rechtsradikal werden. So schauen wir uns an, was für Kommentare unter einigen Artikeln zu diesem heutigen Freiheitsmarsch von einigen Bürgern verfasst wurden.

Ich zitiere:

Kommentar Nummer 1:

„da kann Hamburg mal die Wasserwerfer testen, mal sehen, wie schnell die Zickenbärte rennen!“

Kommentar Nummer 2:

„die beste zeit sie alle einsacken und nach hause schicken.“

Kommentar Nummer 3:

„Naja vielleicht sprengen sie ja sich und ihre Antifa Freunde in die Luft.“

Und Kommentare dieser Art werden durch Titel wie „Verfassungsschutz warnt vor Islamisten-Demo“ gefördert. Vor was warnt der Verfassungsschutz? Wir sind offen und haben nichts zu verbergen. Denn wir sind nicht kriminell noch schaden wir den Menschen. Unsere Überzeugung teilen wir jedem stolz und selbstbewusst mit, da wir durch rationale Überlegungen zu unserer Überzeugung gelangt sind. Und unsere Überzeugung können wir jedem mit rationalen Argumenten darlegen.

Dass es Menschen gibt, die sich als Demokraten bezeichnen und ein Verbot dieses Freiheitsmarsches gefordert haben, zeigt, dass diese Menschen eigentlich jene sind, die feindlich gegenüber ihrer eigenen Verfassung sind. Denn die deutsche Verfassung garantiert jedem deutschen Bürger das Recht, solch einen Freiheitsmarsch zu organisieren. Und an dieser Stelle möchte ich mich bei den Behörden und auch bei der Polizei bedanken, die uns diesen Freiheitsmarsch ermöglicht haben.

Wir sind heute mit unseren Familien und mit unseren Kindern hier, um ein Unrecht anzusprechen. Dies ist unsere eindeutige Absicht. Und ein Unrecht ansprechen zu dürfen, sollte das Recht eines jeden Menschen sein.

Die falsche Verwendung dieser Begriffe wie „Islamist“ zeigt, dass die Mehrheitsgesellschaft und die Muslime sich besser kennenlernen müssen. Wir als Muslime müssen den Bürgern dieses Landes unsere Religion bekannt machen. Dabei müssen Muslime und Nichtmuslime nicht immer einer Meinung sein. Aber sie müssen in diesem Land friedlich leben. Von uns Muslimen kann nicht gefordert werden, unsere Überzeugungen aufzugeben. Denn wir müssen nicht einer Meinung sein. Wir können uns darauf einigen, nicht einer Ansicht zu sein. Was man aber von den Muslimen verlangen darf, ist das, was man von jedem Bürger in Deutschland verlangen darf. Und zwar, dass keiner dem anderen schadet und dass keiner straffällig wird. Denn viele hier bei diesem Freiheitsmarsch sprechen die deutsche Sprache perfekt, haben eine gute Bildung genossen, zahlen hier ihre Steuern und kamen niemals mit dem Gesetz in Konflikt. Dass wir eine andere Überzeugung als die Mehrheitsgesellschaft haben, stand niemals und steht niemals einem friedlichen Miteinander entgegen.

Gewiss wird es Menschen geben, welche die Ansichten von Alparsan Kuytul, seiner Stiftung und welche den Ansichten im Islam grundsätzlich nicht zustimmen werden. Dass die Menschen ihre eigene Ansicht haben, das ist ihr gutes Recht. Es ist sogar das Recht, welches Allah jedem Menschen gab. Jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung. Aber was nicht sein darf, ist, dass man Menschen durch Verleumdungen und Schmutzkampagnen in den Dreck zieht, einer sachlichen Diskussion aus dem Weg geht und stattdessen die Menschen ohne Recht mit Gefängnis bestraft und sie verleumdet.

Es ist ein Unrecht, dass Menschen eingesperrt werden, wenn sie ihre Meinung frei und friedlich äußern. Und deshalb stehen wir hier. Wir stehen dafür, dass Alparslan Kuytul und jeder zu Unrecht inhaftierte Mensch auf der Welt freigelassen wird.

Und deshalb sind meine letzten Worte in dieser Rede: Freiheit für Alparslan Kuytul!

DUA: Ya Allah, es gibt keinen Gott außer dir, du hast keinen Partner, du ähnelst niemandem und du hast Macht über alle Dinge. Du kennst das Verborgene und du kennst Deine Schöpfung am besten. Befreie Alparslan Kuytul Hocaefendi und seine Brüder. Befreie alle zu Unrecht inhaftierten Menschen auf der ganzen Welt. Ermögliche es, dass sie wieder mit ihren Familien und Freunden vereint werden.

Subhana rabbika rabbilizzati amma yasifun wa salamun alal mursalin wal hamdulillahi rabbil ‘alamin”

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit. Vielen Dank an alle, die diesen Straßenzug ermöglicht haben.

Die Demonstration ist hiermit offiziell beendet.

Bildquelle: Furkandeutschland/ Facebook

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