INTERVIEW: Einblicke in eine Reise nach Mekka

Und Allah steht es den Menschen gegenüber zu, daß sie die Pilgerfahrt zum Hause unternehmen – (diejenigen,) die dazu die Möglichkeit haben. [3:97]

Mit diesem Quranvers beginnen wir unser Interview mit einem jungen Mann, der im Frühling 2018 die Umra vollzogen hat. Tariq Z. hat sich mit zwei weiteren Personen auf dem Weg gemacht das bedeutenste islamische Gotteshaus, die Kaaba, zu besuchen. Verbunden mit gewaltigem Lohn aus göttlicher Seite, berichtet Tariq uns, weshalb er die Umra unternommen hat, was für Lehren er mitnimmt und gibt Lesern, die eventuell in naher Zukunft die Umra vollziehen wollen, wertvolle Tipps.

Lesen Sie selbst!

ISLAMICNEWS: Würden Sie sich unseren Lesern kurz vorstellen?

Tariq: Assalamu alaikum, mein Name ist Tariq Z., ich bin 27 Jahre alt und komme aus Herne (NRW).

ISLAMICNEWS: Was waren Ihre Beweggründe? Warum haben Sie sich für die Umra entschlossen?

Tariq: Ich habe viele Beweggründe gehabt. Zum einen, dass ich Allah sehr nah sein wollte, aber auch persönliche Gründe, die sehr lange in mir waren. Ich meine damit Dinge, die sehr lange in meinem Herzen waren, die man immer mit sich getragen hat und die man dann bei der Umra ausschütten konnte. Vor allem waren auch Beweggründe dabei, wie das Hoffen auf Vergebung. Ich meine wir alle sind nicht perfekt, wir machen Fehler und das war natürlich auch einer der Gründe, weshalb ich auch da war. Aber ich war auch dort, um mal alles gesehen zu haben. Man hat ja die Sira gelesen und man möchte dann natürlich wissen, wo war unser Prophet sas., was hat er gemacht; man kennt ja die ganzen Geschichten. Und außerdem ist es natürlich ein sehr schönes Gefühl, die Umra zu vollziehen, Tawaf zu machen; das sind alles sehr schöne Dinge, die mich dazu verleitet haben, dorthin zu gehen. Allein schon die Vorstellung war ziemlich schön. Es ging mir auch darum einige Einblicke zu bekommen, da ich in Zukunft die Hadsch beabsichtige; damit man halt besser informiert ist und vielleicht ein sicheres Gefühl hat, da man weiß, wo was ist.

ISLAMICNEWS: Wir haben erfahren, dass Sie die Umra nicht alleine vollzogen haben, sondern mit zwei Freunden. Haben Sie und Ihre Freunde auf dem Weg zur Umra, auf dem Weg nach Mekka bestimmte Ereignisse erlebt, von denen Sie uns berichten möchten?

Tariq: Es ist sehr schön, diese Erlebnisse zu teilen. Vorweg möchte ich noch sagen, dass allein von der Vorbereitung, alles was damit zu tun hatte und die Vorfreude auf die Umra mit anderen zu teilen, sehr schön ist. Somit sind die Gefühle viel stärker und intensiver. Wir haben schöne Dinge erlebt, z.B. als wir das erste Mal die Prophetenmoschee in Medina gesehen haben oder als wir das erste Mal auf dem Platz des Schlachtfeldes von Uhud waren. Wir standen in einer Reihe wie die Sahaba und haben in die Richtung geschaut, in die einst unser Prophet sas. geschaut hatte. Wir haben uns gemeinsam in die Lage versetzt, in der einst unser Prophet sas. und  seine Gefährten waren. Es waren alles Brüder in der Religion und man konnte dadurch viel mehr Emphatie empfinden.

Und auch die Reise von Mekka nach Medina – ich glaube es waren so 500/600km – da sind wir im Bus gefahren. Da haben wir uns gemeinsam Gedanken darüber gemacht: „Diesen ganzen Weg ist unser Prophet mit Abu Bakr zu Fuß gelaufen“.
Und auch dieses Zusammensein, man teilt die Gedanken, macht zusammen Erfahrungen, man erinnert sich gegenseitig, diese und jene Dua zu machen und dazu ist man mit mehreren besser ausgerüstet. Natürlich alleine ist es auch schön, aber zusammen ist es viel schöner.

Ein anderes Ereignis, das ich als sehr außergewöhlich empfunden habe, war, als wir in Mekka angekommen waren. Man hat den Clock Tower gesehen und wusste, dass unter diesem die Kaaba ist. Dann habe ich nach oben zum Mond geschaut, der sehr stark gestrahlt hat und es sah wirklich so aus, als hätte der Mond auf die Kabaa geschaut. Das war ein sehr schöner Anblick, den man erlebt haben muss.

ISLAMICNEWS: Sie sprachen von einem Mond, den sie über der Kaaba erblickten, der diese förmlich ansah und strahlte. Sie haben auch über Ihre Gefühle berichtet. Was uns aber noch interessieren würde, ist, wie Ihre Reaktion war, als Sie die Kaaba, das islamische Gotteshaus zum ersten Mal erblickten. In den sozialen Medien findet man viele Beiträge und Videos, die die Reaktionen der einzelnen Menschen festhalten. Zum Teil werden diese sehr emotional und weinen sogar beim Anblick der Kabaa. Wie war es bei Ihnen? Was für ein Gefühl verspürten Sie? Wurden Sie emotional?

Tariq: Ich erinnere mich an den allerersten Moment, als ich die Kaaba gesehen hatte. Es war jetzt nicht solch ein Moment, bei dem ich so emotional wurde und weinen musste. Ich konnte garnicht weinen. Der Anblick war unwirklich. Ich habe garnicht realisiert, dass die Kaaba vor mir war. Ich habe mich für die Reise und alles Weitere vorbereitet und plötzlich stand ich vor der Kaaba. Ganz plötzlich wurde ich damit konfrontiert. Als sich dieser Zustand in mir gelockert hat, ging es langsam in die Richtung, dass ich die Kaaba vor mir realisiert habe und dann auch emotional wurde. Ich bin eigentlich nicht der Typ, der vor anderen weint, aber dort musste ich schon richtig mit mir kämpfen und bin mit gesenktem Kopf umhergelaufen.

ISLAMICNEWS: Danke für diesen persönlichen Einblick! Viele Erfahrungen haben Sie während Ihrer Reise und bei der Umra gemacht. Haben Sie auch viele Lehren mitnehmen können? Wenn ja, was war die größte?

Tariq: Ich konnte einige Lehren mitnehmen. Zuerst würde ich die Geduld erwähnen. Man muss sich vorstellen, dass Menschen aus den verschiedensten Kontinenten zur Umra kommen und jeder hat quasi seine eigenen Verhaltensweisen mitgebracht. Jeder hat halt seine Ecken und Kanten. Zum Beispiel mit der Geduld will ich noch ganz klar den Tawaf, die Umrundung der Kaaba erwähnen. Es gab halt leider Besucher, die sich vordrängelten und  geschubst haben. Ich will das Ganze jetzt auch nicht so dramatisieren, aber es ist halt Fakt, dass dort Bedrängnis herrscht. Dort muss man halt gelassen sein, darauf kommt’s an. Das lernt man dort dann auch. Die Geduld mit seinen Mitmenschen und dass man halt lieber sagt:

„Ya Allah, ich vergebe diesem Menschen, auch wenn er mir gerade meinen Platz weggenommen hat, bitte vergib auch Du diesem Menschen.“

Eine andere Sache ist z.B. auch die Opferbereitschaft, die man mitbringt. Man opfert Zeit, Nerven, Geduld und Geld, das man sich erarbeitet hat. Bezüglich des Geldes kann ich noch was mitgeben:
Man sollte sich über das Geld keine Gedanken machen, ob man es hat oder nicht hat, denn wenn Allah dich zur Kaaba einlädt, kommst du schon irgendwie hin. Wenn ich z.B. darüber nachdenke, wie es bei mir war: Ich hatte es ganz anders geplant zu einem späteren Zeitpunkt, aber Allah hat mir gezeigt, dass es besser ist, die Umra früher anzutreten. Mir ist aufgefallen, dass viele Faktoren plötzlich mitgespielt haben und es sich dann ergeben hat. Viele würden von Zufall sprechen, aber nein: Das war Allahs Plan und es zeigt, dass Allah besser plant. Also die größte Lehre, die ich daraus ziehe, ist, Allah zu vertrauen und sich der Sache hinzugeben. Natürlich daneben auch Lehren wie Geduld und Opferbereitschaft.

ISLAMICNEWS: Viele schöne Lehren, die man aus einer solchen Reise ziehen kann. Danke!
Zu guter Letzt würden wir uns über einen Rat freuen, den Sie unseren Lesern mitgeben können, die evt. beabsichtigen, die Umra in naher Zunkunft anzutreten.

Tariq: Jeder, der ansatzweise ambitioniert ist, ein besserer Mensch zu werden, sollte auf jeden Fall die Umra vollziehen. Es ist ein schöner erfolgreicher Schritt sich statt schlechten gute Gewohnheiten anzutrainieren. Wenn man die Absicht fasst, die Umra anzutreten, sollte man immer darauf achten, die Absicht reinzuhalten und sich nicht auf Dinge wie Zeit und Geld fixieren. Denke darüber einfach nicht nach, würde ich jedem Einzelnen ans Herz legen. Nehme einfach die feste Absicht und begebt euch dorthin! Die Entschlossenheit ist hierbei sehr wichtig. Achtet auf euer Herz, habt Aufrichtigkeit (Ikhlas) und vollzieht die Absichten, die ihr euch vornimmt.

ISLAMICNEWS: Vielen Dank für das Interview! Möge Ihre Umra angenommen sein.

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