Tadschikistan setzt weiterhin die Bart- und Hijabverbote fort und hat ein Paar zur Scheidung gezwungen. Die Polizei richtete eine Straßensperre ein, um die Verbote durchzusetzen. Diese Verbote gelten auch in Schulen und Universitäten. Es gibt keinen rechtlichen Grund für die Verbote.
Unter wiederholtem Druck der Behörden ließ sich ein Mann aus Tadschikistans nördlicher Region Sogd 2017 nach sieben Ehejahren von seiner Frau scheiden. Die Polizei hatte ihn wiederholt aufgefordert, seine Frau davon abzuhalten, den Hijab zu tragen. Unter großem Druck der Polizei hat der Ehemann der Frau sie aus ihrem Haus geworfen und sie öffentlich beleidigt.
“Eine normale und glückliche Familie musste sich trennen”, sagte die Menschenrechtsverteidigerin Faizinisso Vokhidova. “Die Frau weigerte sich, den Hijab abzulegen, weil sie einen starken Glauben hat. In Tadschikistan gibt es viele solcher Tragödien. Viele Frauen sind es, sie wollen nicht aufhören, den Hijab zu tragen, aber sie wollen ihre Fälle nicht öffentlich machen, dies könnte ihr Leben zu Hölle machen. Sie haben Angst, dass sie als Terroristen gebrandmarkt werden und ins Gefängnis kommen können”.
Hijabtragenden Frauen wurde auch Beschäftigung und medizinische Versorgung verweigert. Auf die Frage, warum, behauptete das Gesundheitsministerium, dass es “nicht für Krankenhäuser verantwortlich sei”.
Am 28. September 2018 stellte die Polizei eine Straßensperre in der Nähe der Hauptstadt Duschanbe auf der Straße von Vahdat, westlich von Duschanbe, auf, um Autos zu stoppen, in denen Männer mit Bärten und Frauen mit Hijabs waren. Die Polizei zwang Männer mit Bärten in einen Friseursalon, um sich die Bärte abschneiden zu lassen, und Frauen wurden gezwungen, Hijab abzulegen und diesen als Schal um dem Hals zu tragen.
Die Universitäten setzen auch das Verbot von Bärten und Hijab durch. Eine Universität hat Frauen sogar verboten, einen traditionellen tadschikischen Schal zu tragen. Die Polizei in Duschanbe erzwingt das Verbot auch an Schulen.
Der Pressesprecher des Innenministeriums bestätigte, dass es kein Gesetz gibt, das Hijabs oder Bärte verbietet. Allerdings weigerte er sich zu erklären, warum die Behörden versuchen, dies trotzdem zu verbieten.
In Weißrussland wurde ein barttragender Ex-Profi-Fußballer verhaftet, dieser soll nach Tadschikistan ausgeliefert werden. “Wir denken, dass die Behörden verärgert waren, dass er für seine religiösen Überzeugungen stand und seine berufliche Karriere aufgab”, so Verwandte des Spielers. “Wir denken, dass die Behörden besorgt sind, dass er als ehemaliger Fußballprofi bekannt ist, und dadurch andere tadschikisch Männer inspiriert werden, seinem Beispiel zu folgen “.
Im Jahr 2011 disqualifizierte der tadschikische Fußballverband den Profifußballer Parviz Tursunov von professionellen Fußballligen, weil er sich weigerte, sich den Bart abzurasieren. Zusammen mit seiner Familie verließ er Tadschikistan und wanderte in die Vereinigten Arabischen Emirate aus, wo er bis vor kurzem lebte. “Er plante mit seiner Familie, aus Weißrussland nach Polen zu gehen, um Asyl in Europa zu beantragen”, erklärten Verwandte, die aus Angst vor staatlichen Repressalien anonym bleiben wollten.
Die weißrussischen Grenzsoldaten verhafteten Tursunow auf Tadschikistans Bitte und beschuldigten ihn des “Extremismus und der Mitgliedschaft in der verbotenen Tadschikistan-Salafi-Bewegung”, sagte Tursunows Ehefrau Sayyora Subhanova am 23. September gegenüber RFE (Radio Free Europe). “Salafi-Gedanken” sind in Tadschikistan verboten.
Angehörige von Tursunow erklärten, dass “wir nicht wissen, ob er noch in Weißrussland ist oder bereits ausgeliefert wurde”.
“Wir wissen nicht genau, was die Behörden mit ihm machen werden, wenn er ausgeliefert wird, und wir wissen nicht, welche genauen Anklagen gegen ihn erhoben werden”, sagten Angehörige.
Tursunow “sprach nie öffentlich gegen die tadschikischen Behörden”, behaupteten Verwandte. Sie sagten, dass er ein friedlicher Mann sei und in Dubai als Bäcker arbeitete.
Die Menschenrechtsverteidigerin Faizinisso Vokhidova und ein anderer Menschenrechtsverteidiger, der aus Angst vor staatlichen Repressalien anonym bleiben möchte, erklärten: “Jede Woche hören wir Geschichten von Menschen, die wegen Bärten und Hijabs verfolgt werden.” Vokhidova fügte hinzu, dass “es in Tadschikistan immer schlimmer werde. Die Menschen haben Angst davor, über Religions- und Glaubensfreiheit zu sprechen, geschweige denn, diese Freiheit auszuüben. Es ist wie eine Rückkehr in die Sowijetzeit.”
Im Jahr 2000 heirateten ein muslimischer Mann und eine Frau in der nördlichen Region Sogd. Die Frau, die aus Angst vor staatlichen Repressalien anonym bleiben möchte, stammte aus einer frommen muslimischen Familie und hatte seit ihrer Kindheit einen Hijab getragen, sagte die Menschenrechtsaktivistin Faizinisso Vokhidova. Die Hochzeit fand unter islamischen Riten statt und “die Familie lebte glücklich, in gegenseitigem Verständnis und Liebe. Sie hatten drei Kinder.”
2016 jedoch stoppte die Sogd-Polizei die Frau auf der Straße, brachte sie zu einer Polizeiwache und forderte sie auf, ihren Hijab abzulegen. Sie weigerte sich, “Beamte riefen ihren Mann zur Polizeistation, wo er unter Druck gesetzt wurde, sie zu überreden, den Hijab nicht mehr zu tragen”, erklärte Vokhidova.
Die Kampagne des Regimes, Frauen, die den Hijab tragen, und Männer daran zu hindern, Bärte zu tragen, begann im März 2015 mit einer Rede von Präsident Emomali Rahmon.
Die Polizei begann, “den Ehemann ständig zu rufen und ihn unter Druck zu setzen, seine Frau davon zu überzeugen, den Hijab nicht mehr zu tragen”, erklärte die Menschenrechtsverteidigerin Vokhidova. “Schließlich, im Jahr 2017, brach der Ehemann zusammen und ließ sich von ihr scheiden. Er hat sie auch aus ihrem Haus geworfen.”
Anfang 2018, nach der Scheidung und dem Rauswurf aus ihrem Haus, bat die Frau die lokale Vormundschaftsabteilung ihrer Bezirksverwaltung um Hilfe, damit sie Unterstützung von ihrem Ehemann bekommt. Auch ein Gerichtsverfahren sollte ihr Helfen, ihre Rechte an der Wohnung zurückzuerlangen. “Sowohl die Vormundschaftsabteilung als auch der Gerichtshof sagten ihrem Anwalt inoffiziell, dass sie ihr helfen können, wenn sie aufhöre, den Hijab zu tragen”, erklärte Vokhidova.
Unter dem starken Druck der Polizei begann der Ehemann, die Frau öffentlich zu beleidigen. “Auf der Straße hat er geschrien, dass alle Frauen, die den Hijab tragen, diesen dazu benutzen, unmoralische Handlungen zu verbergen und Prostituierte sind.” Diese Beleidigung, die ohne Beweise gemacht wurde, wurde auch von Präsident Rahmon verwendet. Es ist möglich, dass der Ehemann von der Polizei unter Druck gesetzt wurde, diese Beleidigung öffentlich zu rufen.
Eine Absolventin der tadschikischen nationalen Universität, die aus Angst vor staatlichen Repressalien anonym bleiben wollte, sagte: “Sobald die Arbeitgeber mich in einem Hijab sahen, wenn ich zum Vorstellungsgespräch kam, lehnten sie mich ab.”
“Laut der offiziellen Kleiderordnung des Ministeriums sei es nicht möglich, solche Frauen zu beschäftigen”, sagte Narzullo Mirzoaliyev, Leiter der Personalabteilung des Gesundheitsministeriums.
Die Frau sagte auch, dass sie einmal in einem staatlichen Krankenhaus von keinem Arzt behandeln werden durfte, weil ich mich weigerte, meinen Hijab abzulegen.” Auf die Frage, warum dies möglich sei, antwortete Mirzoalijew vom Gesundheitsministerium, dass das Ministerium “nicht für Krankenhäuser verantwortlich sei”.
Der Sekretär des Innenministeriums, Umarjon Emomali, sagte im Oktober 2017: “Wir wollen ein entwickeltes Land sein, wir wollen nicht, dass Gäste den falschen Eindruck erhalten und uns als unordentliche Menschen betrachten.” Auf die Frage, was das mit einem entwickelten Land zu tun hat, antwortete er: “Wir sind nicht gegen Bärte, sondern müssen kultivierter und gepflegter aussehen”. Er sagte auch, dass “Männer mit Bärten nicht zivilisiert aussehen und Kinder erschrecken”.
Die tadschikische staatlich-pädagogische Universität in Duschanbe gab am 30. September bekannt, dass Studentinnen keine Vorlesungen mit einem traditionellen tadschikischen Schal, der den Kopf bedeckt, besuchen können. Aussagen von Mirzabek Sharipov, Dekan der Fakultät für Biologie, wurden von tadschikischen Nachrichtenagenturen wie akhbor.com ausführlich berichtet.
Der Dekan der biologischen Fakultät der tadschikischen Nationaluniversität in Duschanbe, Akobir Karimov sagte: “Frauen dürfen absolut keinen Hijab an Universitäten tragen, das widerspricht unseren Traditionen”.
Auch an Schulen werden Kinder und Jugendliche unter Druck gesetz. Eine Familie in Duschanbe, die aus Angst vor staatlichen Repressalien anonym bleiben wollte, erzählte, dass ihre Tochter ihren Hijab mehrere hundert Meter von ihrer Schule entfernt ablegen würde. Die Tochter tut das, weil die Familie mit den Behörden nicht in Schwierigkeiten geraten will.
Ein ungenannter Schulleiter einer Schule in Duschanbe sagte gegenüber RFE (Radio Free Europe), dass Lehrer befürchten, dass die Einmischung der Polizei in Schulen zunehmen werde. “Manche Offiziere fragen nach dem Schullehrplan”, soll er gefragt worden sein.
Die staatlichen Einschränkungen der Religions- und Glaubensfreiheit von Lehrern und Schülern nehmen zu. Am 1. September 2017 wurde Lehrern der Besuch einer Moschee am muslimischen Festtag Id al-Adha (Opferfest) verboten. Die Lehrer und Schüler mussten die Schule besuchen, obwohl der Staat das Fest zu einem Feiertag erklärt hatte. Beamte verboten auch Hajj-Rückkehrern, festliche Mahlzeiten zu halten.
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