#GazaGenozid: Warum wird Booking.com boykottiert?

Die Online-Buchungsplattform steht zunehmend in der Kritik, da sie Unterkünfte in völkerrechtlich illegalen israelischen Siedlungen im besetzten Westjordanland anbietet. Angesichts der eskalierenden Gewalt im Gazastreifen und der damit verbundenen Völkermordvorwürfe gegen Israel rufen Aktivisten weltweit zum Boykott des Unternehmens auf. Dieser Artikel beleuchtet die Verbindungen zwischen Booking.com, Israel und den Boykottaufrufen.

Die Kritik an Booking.com gründet auf einem Bericht von Amnesty International aus dem Jahr 2019. Dieser dokumentiert, dass die Plattform hunderte Unterkünfte und touristische Aktivitäten in israelischen Siedlungen im besetzten Westjordanland, einschließlich Ostjerusalems, anbietet. Diese Siedlungen gelten nach internationalem Recht, insbesondere gemäß Artikel 49 der Vierten Genfer Konvention, als illegal, da sie einen Bevölkerungstransfer in besetztes Gebiet darstellen und somit ein Kriegsverbrechen sind. Amnesty International fordert deshalb, dass Booking.com – ebenso wie die Plattformen Airbnb, Expedia und TripAdvisor – diese Angebote aus seinem Portfolio entfernt, da sie zur Aufrechterhaltung und zum Ausbau der Siedlungen beitragen.

Die UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese hat in einem aktuellen Interview mit der niederländischen Zeitung „Volkskrant” vom 13. August 2025 die Geschäftspraktiken von Booking.com scharf kritisiert. Sie bezeichnete das Angebot von Unterkünften in Siedlungen als Teil einer „Ökonomie des Genozids”, da es die israelische Besatzungspolitik wirtschaftlich unterstütze. Albanese deutete an, dass Booking.com für diese Aktivitäten rechtlich belangt werden könnte, auch wenn derzeit kein konkretes Verfahren in diesem Zusammenhang bekannt ist.

Die Boykottaufrufe gegen Booking.com stehen in engem Zusammenhang mit den Völkermordvorwürfen im Gazastreifen, die seit der Eskalation des Konflikts am 7. Oktober 2023 an Intensität gewonnen haben. Laut unabhängigen Schätzungen wurden über 61.700 Palästinenser getötet, 90 Prozent der Bevölkerung Gazas sind Binnenvertriebene und die humanitäre Lage wird als katastrophal beschrieben.

Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International, Human Rights Watch und die israelische NGO B’Tselem werfen Israel vor, durch seine Kriegsführung, die Blockade humanitärer Hilfe und den Einsatz von Hunger als Waffe Handlungen zu begehen, die unter die Definition des Völkermords nach der UN-Völkermordkonvention fallen. Südafrika hat im Januar 2024 eine Klage vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) eingereicht, in der Israel des Völkermords beschuldigt wird. Der IGH hat Israel wiederholt aufgefordert, Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung zu ergreifen.

In diesem Kontext hat die palästinensische Boykottbewegung BDS (Boycott, Divestment, Sanctions) das Unternehmen Booking.com als Ziel ausgemacht. Aktivisten werfen der Plattform vor, durch ihre Geschäftstätigkeit in den Siedlungen die israelische Besatzung und Apartheid zu unterstützen. Auf Social-Media-Plattformen wie X wird Booking.com neben Airbnb als Komplize der Besatzung kritisiert, da die Plattform Übernachtungen auf „gestohlenem palästinensischem Land” ermöglicht. Die Aufrufe zum Boykott haben sich seit 2023 verstärkt, insbesondere nach der Veröffentlichung von Berichten von Amnesty International und der Verschärfung des Konflikts.

Die Boykottaufrufe gegen Booking.com sind Teil einer breiteren Bewegung, die auch andere Unternehmen wie McDonald’s, Starbucks und Unilever betrifft. Diese werden wegen ihrer Aktivitäten in Israel oder ihrer Unterstützung der israelischen Politik kritisiert. In Deutschland ist die BDS-Bewegung jedoch umstritten. So hat der Bundestag im Jahr 2019 eine Resolution verabschiedet, die BDS als antisemitisch einstuft. Dies erschwert die rechtliche Lage für Boykottaufrufe. Dennoch haben Gerichte in Deutschland und Europa klargestellt, dass solche Aufrufe von der Meinungsfreiheit gedeckt sind.

Booking.com steht wegen seiner Geschäftstätigkeit in illegalen israelischen Siedlungen im Fokus von Boykottaufrufen. Diese haben im Kontext der Völkermordvorwürfe im Gazastreifen an Bedeutung gewonnen. Die Debatte um Booking.com verdeutlicht die komplexen Verflechtungen zwischen Wirtschaft, Politik und Menschenrechten im Nahost-Konflikt und macht deutlich, wie schnell Unternehmen in globalen Konflikten ins Kreuzfeuer geraten können.

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