Die Arakan Army (AA), eine der mächtigsten buddhistischen Rebellengruppen in Myanmar, steht im Mittelpunkt schwerer Vorwürfe internationaler Menschenrechtsorganisationen. Laut einem Bericht von Amnesty International aus dem Jahr 2025 hat die AA in den von ihr kontrollierten Gebieten des nördlichen Rakhine-Staats systematische Misshandlungen an der muslimischen Rohingya-Minderheit begangen. Dazu gehören Zwangsarbeit, Folter, willkürliche Festnahmen und drakonische Bewegungseinschränkungen, die zu Nahrungsknappheit und Todesfällen bei Kindern führen. Die Organisation warnt, dass eine Repatriierung von Rohingya-Flüchtlingen aus Bangladesch unter diesen Bedingungen „katastrophal” wäre.
Systematische Zwangsarbeit und physische Misshandlungen
In Interviews mit 15 geflüchteten Rohingya, die zwischen Juli 2024 und Juli 2025 aus Regionen wie Maungdaw und Buthidaung flohen, dokumentiert Amnesty International, dass die AA Zivilisten zu unbezahlter Zwangsarbeit zwang. Die Betroffenen mussten Steine und Ziegel zu Checkpoints transportieren, Schlachtfelder aufräumen – einschließlich der Entsorgung von Leichen in Flüssen – und Wachdienste leisten. Sogar Kinder ab zehn Jahren und Menschen bis 70 Jahre wurden einbezogen. Jede Familie war verpflichtet, mindestens fünfmal monatlich Mitglieder im Alter von 15 bis 70 Jahren zur Verfügung zu stellen. Verweigerungen resultierten in brutalen Schlägen. Die Opfer mussten sich bäuchlings hinlegen und wurden mit Gewehrkolben traktiert. Ein 25-jähriger Überlebender berichtete, dass sein Bruder während einer Zwangsumsiedlung angeschossen wurde, weil er zu langsam ging. Zu anderen Vorfällen zählten Landminenexplosionen während erzwungener Märsche, die zu Amputationen führten. In IDP-Lagern (Internally Displaced Persons) kam es zu willkürlichen Festnahmen und Verschleppungen, um Verbindungen zu bewaffneten Gruppen der Rohingya wie der Arakan Rohingya Salvation Army (ARSA) zu überprüfen. Die AA bestreitet diese Vorwürfe weitgehend und bezeichnet die Arbeiten als „freiwillig” oder „Gemeinschaftsarbeit” aus Sicherheitsgründen. Dennoch fehlen laut Amnesty International konkrete Maßnahmen zur Rechenschaftspflicht.
Drakonische Einschränkungen und Diskriminierung
Seit der AA-Kontrolle im Jahr 2024 gelten strenge Bewegungseinschränkungen: Rohingya benötigen eine bezahlte Genehmigung (2.000–3.000 Kyat, etwa 1–1,50 USD), die nur zwei Tage gültig ist. Das Verlassen des Hauses ist auf eine Stunde beschränkt und Bewegungen zwischen Dörfern sind verboten. Fischfang und der Zugang zu Flüssen, die für die Ernährung lebenswichtig sind, sind untersagt – im Gegensatz zu ethnischen Rakhine-Bewohnern. Dies führt zu akuter Nahrungsknappheit, Unterernährung und Todesfällen bei Kindern durch Durchfallerkrankungen. In IDP-Lagern gibt es nur sporadisch Reis und verschmutztes Wasser, während humanitäre Hilfslieferungen blockiert werden.
Diskriminierung ist an der Tagesordnung: Rohingya werden abwertend als „Bengalis” oder „Muslime” bezeichnet und unter Verdacht der Kollaboration gestellt. Ein 60-jähriger Betroffener zitierte AA-Mitglieder: „Das ist nicht euer Land … Nichts hier gehört euch.“ Solche Äußerungen und Drohungen mit Vertreibung verstärken die Angst der Menschen und treiben Tausende zur Flucht nach Bangladesch – über 150.000 in den letzten 20 Monaten.
Kontext der anhaltenden Krise
Diese Misshandlungen sind Teil der breiteren Verfolgung der Rohingya, die seit dem Militärputsch im Jahr 2021 eskaliert ist. Die AA, die gegen die myanmarische Junta kämpft, hat im Rakhine-Staat zwar territoriale Gewinne erzielt, doch ihre Kontrolle hat zu neuen Misshandlungen geführt, einschließlich extrajudizieller Hinrichtungen und Folter. Amnesty International und die Vereinten Nationen warnen, dass die Lage der Rohingya unter der AA schlimmer ist als unter der Junta. Im Rahmen der Operation 1027 und anderer Konflikte werden zudem Zwangsrekrutierungen und willkürliche Angriffe verzeichnet.
Internationale Reaktionen und Forderungen
Amnesty International fordert dringend Schutzmaßnahmen für die Rohingya, bevor es zu einer Repatriierung kommt, und appelliert an die AA, Inklusivität zu gewährleisten, Propaganda zu stoppen und humanitäre Zugänge zu ermöglichen. Die Organisation betont, dass der Norden des Rakhine-Staates derzeit nicht sicher für Rückkehrer ist. Auch die UN und Gruppen wie Human Rights Watch haben ähnliche Misshandlungen dokumentiert und fordern Untersuchungen zu Kriegsverbrechen. Bangladesch, das bereits über eine Million Rohingya-Flüchtlinge beherbergt, wehrt sich gegen weitere Zuzüge und betont, dass Myanmar die Bedingungen für eine Rückkehr verbessern muss. Ohne Veränderungen droht eine weitere Eskalation in einer Region, die bereits von jahrelanger Gewalt geprägt ist.
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