Nike kündigt Vertrag mit Grace Tame wegen pro-palästinensischer Posts

Der Sportartikelriese hat seinen Vertrag mit der australischen Aktivistin und Ultramarathonläuferin Grace Tame beendet. Der im Januar 2025 unterzeichnete Vertrag über 100.000 US-Dollar wurde am 6. Juni 2025 aufgelöst, nachdem Tames pro-palästinensische Social-Media-Posts eine Kontroverse ausgelöst hatten. Nike begründete die Entscheidung mit der Aussage, dass das Unternehmen „keine Form von Diskriminierung, einschließlich Antisemitismus, toleriere“.

Grace Tame, die 2021 zur Australierin des Jahres ernannt wurde, weil sie sich für Überlebende sexueller Gewalt einsetzt, engagiert sich seit Oktober 2023 zunehmend für die palästinensische Sache. In ihren Beiträgen auf Plattformen wie Instagram kritisierte sie Israels Militäraktionen in Gaza und bezeichnete sie als „Genozid“. Ein besonders umstrittener Beitrag, in dem sie die Ermordung von zwei israelischen Mitarbeitern in Washington als Reaktion auf „israelische Aggression“ darstellte, wurde von Kritikern als antisemitisch eingestuft. Diese Beiträge führten laut der Daily Mail zu einer Untersuchung durch Nike, die am 3. Juni 2025 begann.

Nike bestätigte die Trennung mit einer kurzen Erklärung: „Wir haben uns einvernehmlich getrennt. Wir wünschen Grace alles Gute für ihre weitere Laufbahn.“ Tame selbst hat bis zum heutigen Tag, dem 23. Juni 2025, keine offizielle Stellungnahme abgegeben. Ihr Team blieb gegenüber Anfragen von Medien wie der „Daily Mail“ stumm, nachdem sie alle Verweise auf Nike aus ihrem Instagram-Profil entfernt hatte.

Die Kündigung hat eine hitzige Debatte ausgelöst. Pro-israelische Kommentatoren, darunter die Zeitung The Australian, kritisierten Tames Beiträge als „einseitig und entzündlich“. Eine von Steven Gosch initiierte Petition auf Change.org forderte Nike auf, Tame als Botschafterin zu entlassen, und warf ihr antisemitische Rhetorik vor. Unterstützer verteidigen hingegen Tames Recht auf freie Meinungsäußerung und sehen ihre Beiträge als legitime Kritik an der Politik Israels im Nahostkonflikt.

Die Kontroverse wird durch die Verbindung von Nike zu Israel verstärkt. In Australien werden alle Nike-Geschäfte von der Fox Group betrieben, einem israelischen Unternehmen, das an der Tel Aviv Stock Exchange notiert ist. Diese Partnerschaft könnte den Druck auf Nike erhöht haben, eine neutrale Haltung einzunehmen, wie Arab News berichtet.

Grace Tame ist in der öffentlichen Debatte keine Unbekannte. Neben ihrem Engagement für Palästina sorgte sie im Januar 2025 für Schlagzeilen, als sie bei einem Event mit Premierminister Anthony Albanese ein T-Shirt mit der Aufschrift „F**k Murdoch“ trug – eine Kritik an der australischen Medienlandschaft. Ihre Teilnahme am „Feminism in the Time of Gaza“-Forum im Mai 2025 und ihre Unterstützung einer globalen Waffenstillstands-Petition von Oxfam unterstreichen ihre Rolle als politische Aktivistin.

Die Kündigung durch Nike stellt jedoch eine Herausforderung für Tames Karriere dar. Als Ultramarathonläuferin und ehemalige Markenbotschafterin könnte die Trennung ihr öffentliches Image beeinflussen, insbesondere in einem polarisierten politischen Umfeld.

Für Nike verdeutlicht die Entscheidung die Herausforderungen, denen sich globale Marken in geopolitischen Konflikten gegenübersehen. Die Kündigung könnte in einigen Kreisen als Einschränkung der Meinungsfreiheit wahrgenommen werden, was sich negativ auf das Markenimage in bestimmten Märkten auswirken könnte.

Die Beendigung des Vertrags zwischen Nike und Grace Tame zeigt, wie eng Aktivismus, Unternehmenswerte und geopolitische Spannungen miteinander verknüpft sind. Während Tame weiterhin für ihre Überzeugungen eintritt, bleibt die öffentliche Debatte über ihre Posts und die Reaktion von Nike gespalten. Die Angelegenheit wirft Fragen über die Rolle von Markenbotschaftern in politischen Diskussionen auf und wird die Diskussion über Meinungsfreiheit und Unternehmensverantwortung in Australien und darüber hinaus weiter anheizen.

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