Ibn Battūta: Der Weltenbummler

Menschen hegen seit jeher den Traum in verschiedene Länder zu reisen. Dabei gibt es stets unterschiedliche Motive. Die Einen lernen gerne neue Menschen und Kulturen kennen, Andere suchen lieber Bildung oder betreiben Handel. Heute sind die Möglichkeiten so vielseitig, günstig und in der Regel auch so bequem, dass viele Menschen problemlos an ihren persönlichen Wunschort gelangen können. Allerdings ist das keine Selbstverständlichkeit. Denn bis vor wenigen Jahrhunderten war das nur ein Traum, den nur Menschen mit einem hohen finanziellen, politischen und sozialen Status begrenzt verwirklichen konnten. So auch zu Zeiten des Forschungsreisenden Abū ʿAbdallāh Muhammad Ibn Battūta, der auf seiner Reise im 14. Jahrhundert 120.000 km zurücklegte.

Mit seiner Pilgerfahrt nach Mekka im Alter von 20 bzw. 21 Jahren begann er sein Abenteuer durch die gesamte islamische Welt und ging sogar über dessen gewaltige Grenzen hinaus.

Dabei ging er sehr viele Risiken ein, die häufig sein Leben gefährdeten. Beispielsweise musste er bereits seine erste Reise, die Pilgerfahrt nach Mekka, vorübergehend unterbrechen und sich neue Routen überlegen. Auf dem Weg dorthin hatten sich nämlich gesellschaftliche Unruhen und Aufstände in der damaligen Hafenstadt der Mamluken namens Aidhab (Ägypten) ergeben, weswegen er kurz nach seiner Ankunft die Stadt wieder verlassen musste. Für Ibn Battūta, der sich zum Islam bekannte und schon in jungem Alter eine islamische Bildung genoss, waren diese Gefahren aber nicht größer als sein Vertrauen auf seinen Schöpfer. Zurück in Kairo suchte er deshalb unbeirrt nach einer Alternative, um sein festgesetztes Ziel zu erreichen und zielte diesmal auf den Weg über die damals ebenfalls mamlukische Region Damaskus ab, von der er sich zu Recht eine größere Sicherheit versprach.

Seine Reise ist jedoch nicht nur für große Gefahren und seine persönliche Opferbereitschaft bekannt. Auch viele Erfahrungen und sogar Wohlstand gehören zu Ibn Battūtas Schicksal. Als er eines Tages in Indien ankam, war sein Wohlstand und Ansehen so hoch, dass er vom regionalen Sultan Muhammad bin Tughluq zum sogenannten ,,Qādī”,  einem hohen Richter in einem islamischen Rechtsstaat, ernannt wurde. Dass er in den Augen des Sultans dieser Aufgabe gewachsen schien, war nicht zuletzt seinem Studium in Mekka zu verdanken. Doch wie das Schicksal eines jeden Menschen war auch das Ibn Battūtas von einer Wechselbeziehung zwischen guten und schlechten Erlebnissen gekennzeichnet. So fühlte er sich bereits kurze Zeit später zur Abreise von dem Einflussbereich des zweifelhaften Sultans gezwungen, weshalb er ihn um die Erlaubnis für eine weitere Pilgerreise bat. Als der Sultan das hörte, schlug er Ibn Battūta eine Alternative vor: die Reise nach China als des Sultans persönlicher Botschafter. Für einen leidenschaftlichen Wanderer, wie Ibn Battūta, konnte es sich hierbei auf den ersten Blick nur um die beste Art von Flucht handeln, die er hätte ergreifen können.

Doch das Schicksal sollte sich wieder einmal als unberechenbar erweisen. Denn genau auf dieser Reise fielen Ibn Battūta und seine Gefährten einem Raubüberfall von Hindu-Rebellen zum Opfer. Er selbst kam beinahe ums Leben. Nichtsdestotrotz setzte er die Reise fort und holte seine Begleiter mit Vorsprung ein, von denen er im Zuge des Überfalls getrennt wurde und erreichte über einen Umweg über die Malediven endlich das Kaiserreich China.

Nach seiner Reise durch China erlebte Ibn Battūta den mongolischen Bürgerkrieg und landete daraufhin abermals in Mekka. Danach besuchte er seine Heimat, Tanger (Marokko). Dort erfuhr er vom Tod seines Vaters, was er indes gar nicht gewusst hatte. Immerhin waren fast 25 Jahre vergangen bis er wieder seinen Geburtsort sah und es hatten sich inzwischen viele Dinge geändert. Auch seine Mutter verstarb wenig später und mittlerweile schwappte die Pest von Europa auch in arabische Gebiete über. Doch trat er noch eine letzte Reise an, um das damals islamische Spanien (al-Andalus) vor der Bedrohung durch Alfons XI. zu verteidigen. Auch diese Reise dehnte sich sehr aus und fand in seiner Heimat ihr Ende. All seine Erlebnisse wurden schriftlich in seinem Werk „Geschenk für diejenigen, welche die Wunder von Städten und den Zauber des Reisens betrachten“ (häufig: “Rihla”) festgehalten. Trotz mancher fiktiver Inhalte gilt sie als übersichtlichste Quelle seiner verwirrenden Routen und als ein bedeutendes literarisches Werk, das nach seiner Wiederentdeckung im 19. Jahrhundert in viele Sprachen übersetzt wurde.

Letztendlich holte sein Schicksal ihn daheim wieder einmal ein und die Reise durch das Leben endete für Ibn Battūta 1368 bzw. 1377, als der Tod ihn ereilte.

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