Wenn von Flugmaschinen die Rede ist, denken einige Menschen an Da Vincis Experimente mit Flugtechnik oder daran, dass die Gebrüder Wright das erste motorisierte Flugflugzeug erfunden haben. Jedoch wissen viele nicht, dass der muslimische Gelehrte Abbas Ibn Firnas bereits im 9. Jahrhundert Flügel aus Seide, Holz und Federn gebaut hatte.
Abbas Ibn Firnas wurde 810 in Al-Andalus (dem heutigen Spanien) geboren. Er stammte vom Stamm der Berber ab, die Spanien unter der Führung von Tariq Bin Ziyad eroberten. Spanien war eine blühende Zentrale der Wissenschaft und Technologie. Abbas lebte im Emirat Cordoba, einem der wichtigsten Lernzentren während des Kalifats der Umayyaden. Er wurde in Naturwissenschaften, Astrologie und Medizin ausgebildet. Seit seiner Kindheit interessierte sich Abbas dafür, Maschinen zu zerlegen und wieder zusammenzubauen, um mehr über deren Konstruktion und Funktionsweise zu erfahren.
Man geht davon aus, dass die Erfinder des Objektes, dass in die Luft flog, zwei chinesischen Philosophen, Mozi und Lu Ban, waren. Sie ließen wahrscheinlich als erste Flugdrachen in die Luft fliegen und dies etwa vier bis fünf Jahrhunderte vor Christus. Abbas Ibn Firnas war jedoch der der erste Flieger, der mit einer Maschine geflogen ist, die schwerer als Luft ist.
Ibn Firnas war fasziniert von der Idee, dass Menschen den Himmel erreichen. Daher machte er sich an die Arbeit, das Gebiet des Fliegens weiter zu erforschen und zu erweitern. 23 Jahre später entwarf Abbas seine erste Flugmaschine.
In den frühen 850er Jahren kletterte Firnas auf die Spitze des höchsten Minaretts der Moschee in Cordoba. Er sprang mit den Flügeln vom Minarett. Zuerst stürzte er zu Boden. Dann blähte sich die Flugmaschine gerade noch rechtzeitig auf und verlangsamte seinen Abstieg. Später, in den 870er Jahren, sprang Ibn Firnas vom Jabal Al-Arus im Jemen von einer Klippe. Er schwebte in der Luft und blieb mindestens zehn Minuten im Flug. Leider kam es zu einer Bruchlandung, weil er die Landemechanik vernachlässigt hatte. Dies ließ ihn verständlicherweise verletzt und enttäuscht zurück.
In den nächsten zwölf Jahren seines Lebens studierte Ibn Firnas das Verhalten von Vögeln und fand heraus, dass eine langsame Landung durch die Zusammenarbeit von Schwanz und Flügeln erreicht werden konnte. Daher ist Firnas der Mann, der für die Theorie verantwortlich ist, die zur Entwicklung des Ornithopters führte, eines Flugzeugs, das den Flug von Vögeln nachahmt, indem es mit den Flügeln schlägt. Seine Flugmaschinendiagramme bildeten später die Grundlagen der Luftfahrttechnik.
Darüber hinaus führte Ibn Firnas’ Interesse an Wissenschaft und Technologie dazu, dass er wasserbetriebene Uhren erfand. Er experimentierte mit Sand und Quarzkristallen, um die Natur dieser Materialien zu verstehen. Nach verschiedenen historischen Berichten wird Firnas die Herstellung von transparentem Glas mit diesen Materialien zugeschrieben. Er ist außerdem der wahrscheinliche Erfinder der berühmten andalusischen Brille, die noch heute gefragt und verwendet wird. Auch Sehbehinderte profitieren von ihm, da ihm die Herstellung von Linsen zugeschrieben wird, die beim Lesen helfen.
Es war Firnas, der als erster Flügel aus Holzbrettern baute, die mit Seide und Vogelfedern umwickelt waren. Jahrhunderte später führte die Inspiration von Firnas dazu, dass ein osmanischer Türke Ahmed Celebi 1630 erfolgreich über den Bosporus flog und landete. Heute gibt es mehrere Flughäfen, Brücken, Hügel, Parks, Alleen und wissenschaftliche Einrichtungen, die nach dem verstorbenen und großen Firnas benannt sind, insbesondere in Ländern mit muslimischer Mehrheit. Eine Statue von ihm steht in der Nähe des Flughafens von Bagdad und eine Brücke über den Fluss Guadalquivir in Cordoba, Spanien, ist ebenfalls nach ihm benannt. Firnas ist eines der zahlreichen Beispiele für große muslimische Intellektuelle aus dem Goldenen Zeitalter des Islam.
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