An den Hochschulen und Universitäten in Deutschland gibt es seit einigen Jahren eine für Muslime besorgniserregende Entwicklung: Immer mehr Universitäten schließen die Gebetsräume für Muslime und sorgen so für Aufregung und Unverständnis. Nachdem schon in Berlin, Duisburg, Essen, Wuppertal und auch an der Hochschule Bochum die Gebetsräume geschlossen wurden, scheint es nun auch an der als besonders offen und tolerant geltenden Ruhr-Universität in Bochum so weit zu sein.
Wie wir aus den Informationen aus den letzten Freitagsgebeten an der Universität und einer Veranstaltung der islamischen Studierendenvereinigung ISV Bochum zu diesem Thema in den vergangenen Tagen mitbekommen haben, habe die Universität bekannt gegeben, dass die Muslime in Kürze den Gebetsraum im NA-Gebäude nicht mehr benutzen dürfen. Der Grund sei folgender: Im Rahmen umfangreicher Renovierungs- und Sanierungsarbeiten wird in Kürze auch das Gebäude NA, in welchem sich der Gebetsraum, auch Musalla genannt, am Ende des Wintersemesters geschlossen. Der Gebetsraum existiert bereits seit 30 Jahren. Die Fakultäten, Lehrstühle und die Bibliothek für Mathematik in diesem Gebäude ziehen schon in die neu errichteten IA und IB Gebäude um, sodass das NA-Gebäude bald leer stehen wird.
Im Rahmen der Umzüge und der Sanierungsarbeiten wurde den Verwaltern des Gebetsraumes auf Anfrage mitgeteilt, dass aufgrund des Eigenbedarfs der Lehre und Forschung an der Universität kein Gebetsraum mehr angeboten werden könne. Zudem sei ein Gebetsraum nicht Teil von Lehre und Forschung und solle daher auch nicht von den Geldern der Universität finanziert werden. Anstelle des Gebetsraums soll ein überkonfessioneller „Raum der Stille“ eingerichtet werden, den Anhänger aller Religionen nutzen können.
In Anbetracht dessen, dass solch ein Raum die Bedürfnisse von hunderten bzw. tausenden Muslimen nicht erfüllen wird, stehen die Muslime vor einer Problematik, die gelöst werden muss. Dass die Universität einen seit über 30 Jahren bestehenden Raum nicht gebührend ersetzt und dies mit „Platzmangel“ begründet, erscheint fragwürdig. So waren der Raum und die Muslime, die den Gebetsraum betreut haben, auch stets in einem guten Kontakt mit den umliegenden Bereichen der Universität. Man bot Informationsveranstaltungen und auch Führungen durch den Gebetsraum an, und hat tausenden muslimischen Studenten über die Jahre hinweg große Dienste erwiesen.
Auch wird im Gebetsraum das Freitagsgebet mit zahlreichen Teilnehmern angeboten, die dazu beitragen, dass der Gebetsraum bis auf den letzten möglichen Platz gefüllt ist. Die nächsten Moscheen zur Universität sind min. 5 km weiter entfernt und nicht zu Fuß erreichbar. Zwischen Vorlesungen und Seminaren oder vor Klausuren ist es somit nicht mehr möglich, das Freitagsgebet zu verrichten, ohne dass man Veranstaltungen verpasst.
Die Universität will sich jedoch trotz offenen Gesprächen und Anfragen seitens der Gebetsraum-Verwalter nicht davon überzeugen lassen, eine seit über 30 Jahren reibungslos funktionierende Zusammenarbeit fortzusetzen. In Gesprächen mit Universitätsverwaltern, u.a. mit dem Leiter des Dezernats für Personal und Recht, A. V, wurde den Muslimen gesagt: „Setzt euch doch mehr für eure Religion ein und geht die Entfernungen (5km) zur Moschee.“, wie berichtet wird.
Unter Umständen kann in dem naheliegenden Uni-Center ein Raum angemietet werden, welchen man als Gebetsraum benutzen kann, jedoch müssten die muslimischen Studenten die Kosten dafür selbst tragen. Die Gespräche mit der Universität werden noch fortgeführt. Auch der Vorstand des Gebetsraums und der ISV Bochum haben mitgeteilt, dass weitere Maßnahmen eingeleitet werden, damit die muslimischen Studenten weiterhin ihre Gebete am Campus verrichten können, wie es schon seit mehreren Jahren der Fall ist.
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