Heute jährt sich ein wichtiger Todestag einer großen Persönlichkeit. Die Rede ist von Seyyid Qutb. Eine Person, die die islamische Welt ideell nachhaltig mitprägen sollte und Muslimen als Vorbild in der islamischen Arbeit gilt.
Am 29. August 1966, genau vor 53 Jahren, ist Seyyid Qutb hingerichtet worden und es passierte das, was seine Vollstrecker zu verhindern versuchten: die islamische Bewegung gewann an massiven Zulauf.
Lesen Sie von einer Person mit hohen Idealen.
Im Jahre 1906 wurde Seyyid Qutb im Dorf Muscha, in Ägypten geboren. Die Familie Qutb war als eine religiöse Familie bekannt und Seyyid Qutb und seine anderen drei Geschwister Amine, Hamide und Muhammed genossen in jungen Jahren islamische Erziehung. Seyyid Qutb lernte im jungen Alter den Koran auswendig; ein Buch, dass seine spätere Entscheidung Sprachwissenschaftler zu werden erheblich mitbestimmen sollte. Er verließ sein Dorf, um sich in der bekannten Al-Azhar in Kairo einzuschreiben. Später, nachdem auch seine Familie nach dem Tod seines Vaters nach Kairo umzieht, beginnt er Sprachwissenschaften und Literatur in der Darul-Ulum zu studieren und schloss 1933 als Jahrgangsbester ab. Einer seiner Professoren sagte über ihn: „Ich bin hoch erfreut darüber, einen Schüler wie Seyyid Qutb haben zu dürfen. Hätte ich keine anderen Schüler, aber Seyyid Qutb, hätte er mir als Schüler gereicht.“
Nach seinem Studium arbeitete Seyyid Qutb als Literaturwissenschatler und wird außerdem im ägyptischen Bildungsministerium tätig. Dem Lesen misst Seyyid Qutb in dieser Zeit sehr große Bedeutung bei und entwickelt nach einer jahrelangen Ausseinandersetzung zeitgenössischer Ideologien wie des Kommunismus und des Nationalismus ein islamisch-ausgeprägtes Bewusstsein, das dem Bildungsministerium ein Dorn im Auge war. Im Jahre 1948 veröffentlichte er sein Buch „Die soziale Gerechtigkeit im Islam“. Zu dieser Zeit sympathisiert er mit der Muslimbruderschaft (Ikhwani Muslimeen). Das Bildungsministerium schickt den Sprachwissenschaftler in Anbetracht dieser Entwicklung unter dem Vorwand, nutzbringende Erkenntnisse im Bereich der Erziehung und Bildung zu erlangen, in die USA. Hauptintention soll allerdings gewesen sein, Seyyid Qutb daran zu hindern, seine islamischen Ideen weiterzutragen und weiterzuentwickeln. Auf dem Weg in die USA soll Seyyid Qutb nach Erzählungen im Flugzeug eine Diskussion mit einem Nicht-Muslim geführt haben. Sein Diskussionspartner soll noch im Flugzeug zum Islam konvertiert sein.
Angekommen in den Vereinigten Staaten 1949 zeigt sich Seyyid Qutb ein schlimmes Schaubild einer „Gesellschaft, die fern vom Islam lebt“, wie er in einem wenig später veröffentlichten Buch berichtet. Er erlebt die Seperation zwischen der weißen und schwarzen Bevölkerung hautnah und lernt die schlimmsten Seiten des Rassismus kennen. Auch sieht er den Kapitalismus in seinen schlimmsten Facetten und berichtet von „materialistisch auf profitbedachten Menschen ohne jeglicher Moral“. Das Vorhaben des Bildungsministeriums Seyyid Qutb von islamischen Ideen abzubringen, erzielte eine komplett gegenteilige Wirkung und seine Ablehnung der „westlichen Lebensweise“ wurde schärfer. Nach zwei Jahren, im Jahre 1951, kehrte Seyyid Qutb nach Ägypten zurück und wurde aktives Mitglied der Muslimbruderschaft. Schon zuvor trat er in diese Bewegung ein. 1952 war er Chefredakteur der Bewegung. Er diskutierte mit vielen Personen über den Islam und versuchte seinem Gegenüber stets zu vermitteln, dass der Islam, die Lebensordnung eines allwissenden und feinfühligen Wesens, den zeitgenössischen Ideologien entgegentreten muss und als einzige Option den Menschen zu einem moralischen Leben führe. Dies sei die Folge eines Lebens in Gehorsam (Ta’a) zu Allah.
Einer seiner Diskussionspartner war Jamal Abdel Nasser, mit dem er einigen Angaben zufolge bis zu zwölf Stunden am Tag diskutierte. Abdel Nasser war sozialistisch geprägt und gehörte der Bewegung „Freien Offiziere“ an. Seyyid Qutb besaß eine solide Beziehung zu Abdel Nasser, wusste aber nicht das jene Person sich als einer seiner größten Feinde erweisen sollte.
Am 23. Juli 1952 kam es zu einem Militärputsch seitens Jamal Abdel Nasser und seiner Bewegung. Die Muslimbruderschaft freute sich zunächst über diesen Putsch, da nun die britische Kolonialmacht verdrängt wurde, doch Abdel Nasser zeigte nun sein wahres Gesicht und ließ seine Maske fallen. Er verbot die Muslimbruderschaft und unterdrückte diese. Die islamische Bewegung war für den Sozialisten eine große Gefahr. Ein am 26. November 1954 gescheitertes Attentat, schrieb Abdel Nasser der Muslimbruderschaft zu und nutzte dies als Vorwand hochrangige Anhänger der Muslimbruderschaft zu inhaftieren und ließ diese im Gefägnis foltern, darunter auch Seyyid Qutb. Seyyid Qutb erhielt eine Freiheitsstrafe von 15 Jahren, durfte das Gefängnis aber nach einem Schreiben aus dem Irak nach elf Jahren 1965 verlassen. In seiner Zeit im Gefängnis schrieb er seine Koranexegese „Im Schatten des Koran“, zum Teil sogar mit Blut, wie erzählt wird, da ihm die Tinte ausging.
Nach seiner Freilassung veröffentlichte Qutb das Buch „Zeichen auf dem Weg“, das als sein bekanntes Werk gilt. Jenes Buch sorgte allerdings nach seiner kurzen Zeit in Freiheit dafür, dass er auf Druck der Sowjetunion erneut inhaftiert wurde. Man entschied im Fall Seyyid Qutb am 22. August 1966 auf Todesstrafe. Die islamische Welt antwortete daraufhin mit großen Protesten und Aufruhen. Das Gefängnis in dem Qutb sich befand wurde schwerbewaffnet bewacht.
Am 29. August 1966 vollzog die ägyptische Regierung die Hinrichtung Seyyid Qutbs. Er starb an diesem Tag, aber blieb mit seinen gewaltigen Worten in den Köpfen der Menschen lebendig und beständig.
„Wenn ich durch Allahs Gesetze verurteilt worden bin, dann bin ich zufrieden mit dem Urteil Allahs. Wenn ich jedoch mit den Gesetzen der Falschheit verurteilt worden bin, werde ich die falschen und heuchlerischen Menschen nicht um Vergebung bitten, da ich Ideen befolge, die weitaus überlegener sind, als ihre.
Nach 15 Jahren Anstrengung auf diesem Weg, habe ich alhamdulillah diese Stufe erreicht. Ich entschuldige mich für nichts, was ich auf Allahs Weg getan habe!“
Die „Schari´ajustiz“ ist nicht barbarisch, und die „Islamherrscher“ haben in der Regel auch nicht nach den Vorschriften der islamischen Schari´a geherrscht, sondern gegen diese verstoßen. Was „barabarisch“ ist, unterliegt meist der subjektiven Einstellung des Einzelnen. Was die US-amerikanischen Soldaten in ihren völkerrechtswidrigen Angriffskriegen auf Afghanistan und den Irak und während der Besetzung dieser Länder getan haben, verdient viel eher die Bezeichnung „barbarisch“. Solange Leute wie Sie das islamische Rechtssystem als „barbarisch“ bezeichnen, lasse ich es mir nicht nehmen, die US-Amerikaner (und auch noch die Europäer dazu) als Barbaren anzusehen und sie auch so zu nennen!