Völkermord an den Armeniern?

Gastkommentar von Mohammed Isa

Vor etwa zwei Wochen hat das US – Repräsentantenhaus die Massaker an den Armeniern als Genozid anerkannt. Welche Bedeutung hat diese Entscheidung? Keine. Armenophile und armenische Lobbyorganisationen versuchen schon seit Jahrzehnten unterschiedliche Parlamente dazu zu bewegen, die historischen Ereignisse von 1915 als Völkermord anerkennen zu lassen. Dabei hilft ihnen die zeitgenössische Türken- und Islamfeindlichkeit in den westlichen Ländern, sowie die finanziellen Zuwendungen der pro-armenischen Lobby.

Historie

Bestrebungen armenischer Nationalisten, einen unabhängigen armenischen Nationalstaat in Ostanatolien zu gründen, waren durch die russischen Eroberungen osmanischen Territoriums im Kaukasus und auf dem Balkan beeinflusst. Dabei spielten vor allem die erfolgreichen Kriege und die Etablierung von Nationalstaaten auf dem Balkan eine wichtige Rolle. Während die letzten Balkanstaaten 1912/13 ihre Unabhängigkeit errungen hatten, warteten die armenischen Nationalisten auf den richtigen Augenblick, um mit Hilfe des zaristischen Russlands, den eigenen Traum zu verwirklichen. Während Millionen von Muslimen seit 1821 aus ihrer Heimat vertrieben, ermordet und abgeschlachtet wurden, fand sich der vorläufige Höhepunkt der Massakrierungen und Vertreibung in den Balkankriegen (1912/1913) wieder. Zudem dürfen wir den imperialistischen Angriff der Italiener auf Tripolis (1911) und die Niederlage des Osmanischen Reichs nicht aus dem Auge verlieren.

Somit hatte das Reich innerhalb einer kurzen Zeit seine Territorien in Nordafrika und auf dem Balkan verloren.

Das Osmanische Reich befand sich im Sommer 1914 in einem desolaten Zustand. Mit dem Eintritt des Reiches in den Ersten Weltkrieg bot sich den armenischen Nationalisten und Revolutionären mit der Unterstützung des Zarenreichs, Großbritanniens und Frankreichs, die Möglichkeit im Zuge der ethnischen Säuberung Anatoliens von Muslimen, eine Mehrheit in einem Gebiet zu stellen, in der sie als Minderheit gelebt hatten. Nachdem Ostanatolien von Muslimen gesäubert gewesen wäre, hätte man dort einen unabhängigen armenischen Nationalstaat gründen können. Zu diesem Zweck kooperierten die armenischen Organisationen mit dem Zarenreich, den Briten und Franzosen.

Nach der Niederlage der osmanischen Truppen in Sarikamis begannen die armenischen Nationalisten, ihre Aktivitäten zu intensivieren. Ihre Hoffnung auf ein Nationalstaat begann endlich Früchte zu tragen, als der Aufstand in Van begann. Das osmanische Militär kämpfte an mehreren Fronten; im Osten gegen die rebellischen Armenier (Aufstand von Van) und ihren russischen Verbündeten, in Mesopotamien gegen die Briten und in Gallipoli gegen die Entente. Unter diesen Bedingungen startete die Zwangsumsiedlung der osmanischen Armenier. Hunderttausende Armenier starben im Ersten Weltkrieg unter widrigen Bedingungen. Genauso wie ca. 2,5 Mio. Muslime.

Zur Forschung

In den westlichen Mainstreammedien wird der Eindruck erweckt, dass die Genozid-Behauptungen unumstößlich wahr seien. Dabei verweist man oft auf Taner Akcam, einem ehemaligen Linksterroristen und Führer der Dev Yol. Doch welchen wissenschaftlichen Wert haben seine Bücher und Artikel?

Die Widerlegungen seiner unwissenschaftlichen Arbeiten sind immens und werden immer wieder vernachlässigt. Die bewusste Manipulation von Dokumenten, seine selektive Nutzung von Quellenmaterial, sowie die Übernahme von kontext-und sinnverzehrenden Zitaten deuten auf eine mangelhafte wissenschaftliche Ethik hin. [1]

Beispiel:

Am 22. April 2017 behauptete Taner Akcam in der New York Times [2], ein richtungweisendes Dokument gefunden zu haben, mit dem er endgültig darlegen würde, dass der osmanische Staat die Intention der Vernichtung hatte. Das Dokument wäre ein ‘smoking gun’ und würde ein Erdbeben in der Forschung auslösen.

Dies widerlegte der irische Historiker Sean Patrick Smyth. Er bewies, dass dieses Dokument seit den „Istanbuler Prozessen“ bekannt ist und in der Forschungsliteratur seit den 80-Jahren , insbesondere von Verfechtern der Genozid-These, genutzt wird. In seiner Kritik wies er auf die Fragwürdigkeit der Authentizität hin, stellte Akcams Interpretation in Frage und ordnete Bahattin Şakir und seine Rolle in den historischen Kontext ein.[3]

Wie lange wollen die Historiker seine unwissenschaftlichen Werke noch preisen? Wie lange will man die wissenschaftlichen Kritiken noch ignorieren?

Schlussgedanke

Schlussendlich müssen wir festhalten, dass es nicht die Aufgabe von Parlamenten ist, historische Ereignisse zu bewerten. Vielmehr ist es die Aufgabe der Wissenschaft, Licht ins Dunkle zu schaffen. Sicherlich werden mir viele Armenier widersprechen. Schließlich berufen sie sich auf parlamentarische Entscheidungen, um die Massen zu täuschen. „Schau, dieser und jener Staat hat den Völkermord anerkannt!“ Ist dem so? Werden die Armenier also die Entscheidungen von Parlamenten als historische Wahrheit akzeptieren? Dann sollten die Armenier die Massaker von Chodschali als Völkermord anerkennen. Schließlich haben bereits mehrere Staaten die Ereignisse als Völkermord eingestuft. Oder wollen die Armenier die Aufarbeitung der Geschichte lieber den Historikern überlassen?

Weiterführende Literatur:

  1. Cannon, Brendon J.: Konstruiert, Instrumentalisiert, Politisiert: Geschichte im Fadenkreuz der armenischen Lobby, Manzara Verlag 2018
  2. Hacısalihoğlu, Mehmet: Die Jungtürken und die Mazedonische Frage (1890-1918), Verlag Oldenbourg 2003.
  3. Hanioğlu, M. Şükrü: A Brief History of the Late Ottoman Empire, Princeton University Press 2010.
  4. Lewy, Guenter: Der armenische Fall: Die Politisierung von Geschichte – Was geschah, wie es geschah und warum es geschah, Wieser Verlag 2009.
  5. McCarthy, Justin: Death and Exile: The Ethnic Cleansing of Ottoman Muslims 1821 – 1922, Darwin Press 1996.
  6. Salt, Jeremy: The Last Ottoman Wars: The Human Cost, 1877-1923, University of Utah Press 2019.
  7. Warndorf, Nicholas: Unconventional Warfare in the Ottoman Empire: The Armenian Revolt and the Turkish Counterinsurgency, Manzara Verlag 2017.

[1] Sahin, Erman: „Review Essay: A Scrutiny of Akçam’s Version of History and the Armenian Genocide“, Journal of Muslim Minority Affairs, Vol. 28, No. 2, August 2008; https://drive.google.com/file/d/0B-RU08P6-fyIZmZkNDE2NGUtNDJjMC00NWI0LTg4MzItODJmY2ViOTE0YWI5/view Sahin, Erman:“Review Essay: The Armenian Question,” Middle East Policy, XVII-1, Spring 2010. https://www.mepc.org/review-essay-armenian-question ; Gauin, Maxime: Review Essay“Proving”a“Crime against Humanity”?, Journal of Muslim Minority Affairs, 2015 Vol. 35, No. 1 https://www.academia.edu/11715403/Review_Essay_Proving_a_Crime_against_Humanity_; Lütem,Ömer Engin: “An Assessment on Aram Andonian, Naim Efendi and Talat Pasha Telgrams,” Review of Armenian Studies, 34 (2016), 129-156. https://avim.org.tr/images/uploads/Yayin/Review-of-Armenian-Studies-34-final.pdf

[2] ‘Sherlock Holmes of Armenian Genocide’ Uncovers Lost Evidence‘ https://www.nytimes.com/2017/04/22/world/europe/armenian-genocide-turkey.html

[3] FROM SMOKING GUN TO MUDDIED WATERS: THE ALLEGED TELEGRAPH OF BAHAEDDIN ŞAKIR https://avim.org.tr/en/Analiz/FROM-SMOKING-GUN-TO-MUDDIED-WATERS-THE-ALLEGED-TELEGRAM-OF-BAHAEDDIN-SAKIR?fbclid=IwAR33Q5nRUGPhG8HyNfo7mdnwID2rGvvh31mwFtKz0iPtu7dAp1emdNuZ7Xc

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*