
Mehrere israelische Rüstungsunternehmen haben Berichten zufolge Verträge über den Verkauf von Waffen, Munition, Cybertechnologie und moderner militärischer Ausrüstung an Katar unterzeichnet. Die Deals, die am 10. Juni 2025 von der israelischen Nachrichtenseite Maariv enthüllt wurden, sollen mit der ausdrücklichen Zustimmung von Premierminister Benjamin Netanjahu erfolgt sein – trotz fehlender offizieller diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und dem Golfstaat.
An den Verträgen, die einen Wert von über 100 Millionen US-Dollar haben sollen, sind Unternehmen wie Elbit Systems, Rafael Advanced Defense Systems und Israel Aerospace Industries beteiligt. Sie umfassen unter anderem Cyber-Tools sowie militärische Ausrüstung, die für offensive und defensive Zwecke genutzt werden kann. Die Genehmigung für diese sensiblen Exporte wurde vom israelischen Verteidigungsministerium, dem Verteidigungsnachrichtendienst und dem Außenministerium erteilt, wobei Netanjahu die endgültige Entscheidung traf.
Die Geschäfte sind besonders kontrovers, da Israel Katar wiederholt vorgeworfen hat, die Hamas zu unterstützen, die von Israel als Terrororganisation eingestuft wird. Netanjahu selbst hatte Katar im Mai 2025 scharf kritisiert und dem Land vorgeworfen, „mit seiner Doppelzüngigkeit beide Seiten auszuspielen”. Dennoch scheint die israelische Regierung die Verträge genehmigt zu haben, was Fragen nach den Beweggründen aufwirft.
Weder die israelische Regierung noch die katarischen Behörden haben die Geschäfte öffentlich bestätigt, was Spekulationen über die strategischen Hintergründe anheizt. Auf Plattformen wie X wird die Entscheidung als Widerspruch zu Israels öffentlicher Haltung gegenüber Katar diskutiert. Einige Nutzer weisen auf die „komplexe Natur“ der Beziehungen zwischen den beiden Ländern hin, während andere die Verträge als „heuchlerisch“ kritisieren.
Experten vermuten, dass die Verträge Teil einer Annäherung an Katar sein könnten, um Einfluss in dem Golfstaat zu gewinnen oder dessen Unterstützung für die Hamas zu verringern. Katar spielt eine zentrale Rolle als Vermittler in Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas, etwa bei Waffenstillständen oder der Freilassung von Geiseln. Wirtschaftlich stärken die Deals die israelische Rüstungsindustrie, die mit Unternehmen wie Elbit und Rafael global eine führende Rolle einnimmt. Insbesondere die Cybertechnologie könnte langfristige Abhängigkeiten schaffen oder Israel Einblicke in katarische Systeme ermöglichen.
Die Enthüllungen erfolgen zu einem Zeitpunkt, in dem Netanjahu wegen seiner Kriegsführung in Gaza und der Ablehnung bestimmter Waffenstillstandsvereinbarungen international unter Druck steht. Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) hat Haftbefehle gegen Netanjahu und den ehemaligen Verteidigungsminister Joaw Galant wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen erlassen. Dies befeuert die Debatte über Waffenexporte weiter.
Kritiker werfen Netanjahu vor, eine widersprüchliche Politik zu verfolgen. Die Verträge könnten die Spannungen innerhalb von Netanjahus Regierungskoalition verschärfen, da rechtsextreme Mitglieder wie der Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir und der Finanzminister Bezalel Smotrich bereits gegen andere Kompromisse protestiert haben.
Ohne offizielle Bestätigung bleiben die Berichte über die Rüstungsdeals spekulativ, doch sie beleuchten die komplexen geopolitischen Beziehungen zwischen Israel und Katar. Während Katar als Vermittler in der Region unverzichtbar bleibt, werfen die Geschäfte Fragen nach Transparenz und Kohärenz in Israels Außenpolitik auf.
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