 
Die Entscheidung, Tal Shalev als neue Senior-Reporterin in ihrem Jerusalem-Büro einzustellen, hat eine Welle der Empörung ausgelöst. Die am 3. September getroffene Ankündigung wird von Kritikern als weiterer Beweis für eine pro-israelische Voreingenommenheit des Senders gewertet – insbesondere angesichts Shalevs Vergangenheit als Soldatin der israelischen Streitkräfte (IDF) und ihrer öffentlichen Aussagen. Die Kontroverse wirft ein Schlaglicht auf die anhaltenden Vorwürfe, CNN würde im Israel-Palästina-Konflikt einseitig berichten.
Am 3. September gab CNN die Besetzung von zwei neuen Positionen in seinem Jerusalem-Büro bekannt, um die Berichterstattung in einer „maßgeblichen Phase“ des Nahostkonflikts zu intensivieren. Tal Shalev, eine erfahrene israelische Journalistin, wurde als Senior-Reporterin eingestellt, um über Politik und Gesellschaft in Israel zu berichten. Sie bringt fast zwei Jahrzehnte Erfahrung aus Medienhäusern wie Walla! News, i24NEWS und Haaretz mit. Zusammen mit Zeena Saifi, die als Field Producerin ernannt wurde, soll Shalev unter der Leitung von Bürochef Oren Liebermann die Berichterstattung stärken. Andrew Roy, General Manager EMEA bei CNN, lobte die Einstellung: „Tal und Zeena bringen unverzichtbare Perspektiven und Expertise mit, um unsere Berichterstattung zu vertiefen.“
Doch die Begeisterung hielt nicht lange an. Kurz nach der Ankündigung gruben Nutzer auf der Plattform X alte Fotos und Aussagen von Shalev aus, die sie als „stolze ehemalige israelische Soldatin“ zeigen. Kritiker – darunter pro-palästinensische Aktivisten – werfen ihr vor, an IDF-Operationen in Gaza beteiligt gewesen zu sein, bei denen Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, getötet wurden. In einem Bericht vom 13. September brandmarkte Quds News Network (QNN) Shalev als „Besatzungssoldatin, die Kinder und Frauen in Gaza getötet hat“ und bezeichnete die Einstellung als „eine Schande für den Journalismus“.
Die Debatte explodierte auf X, wo Beiträge von Accounts wie @receipts_lol (Zionism Observer) mit über 9.300 und @AbujomaaGaza mit 2.900 Likes Shalevs militärische Vergangenheit anprangern. Ein virales Bild zeigt Shalev in IDF-Uniform, begleitet von Kommentaren wie: „Das ist Tal Shalev, CNNs neue Senior-Reporterin in Jerusalem.“ Andere Nutzer:innen, darunter @MosabAbuToha, fordern CNN auf, die Entscheidung zurückzunehmen, und werfen dem Sender vor, „Völkermord zu fördern”. Die Vorwürfe stützen sich auf Shalevs öffentliche Unterstützung für israelische Reservisten, die sich Operationen in Gaza anschlossen. Dies wird als Beweis für ihre mangelnde Neutralität gewertet.
Während einige pro-israelische Stimmen, etwa bei Israel National News, Shalevs Expertise als Bereicherung für CNN loben, bleibt die überwältigende Reaktion auf X kritisch. Die Debatte hat Tausende von Interaktionen generiert und Hashtags wie #CNNBias sind in pro-palästinensischen Kreisen viral gegangen.
Die Ernennung von Shalev reiht sich in eine Kette von Vorwürfen gegen CNN bezüglich dessen Berichterstattung über den Israel-Palästina-Konflikt ein. Ein Artikel der Zeitung The Guardian aus dem Jahr 2024 enthüllte interne Richtlinien, die palästinensische Perspektiven einschränken. Demnach werden Berichte aus Gaza häufig vom Jerusalem-Büro zensiert, Zitate der Hamas oder von anderen palästinensischen Quellen unterliegen strengen Vorgaben und israelische Stellungnahmen werden oft unkritisch übernommen. Seit dem 7. Oktober 2023 steht CNN in der Kritik, weil der Sender unbelegte Geschichten verbreitet hat, beispielsweise über „40 enthauptete Babys“, während palästinensische Opferzahlen heruntergespielt wurden. Laut QNN wurden seit Oktober 2023 246 palästinensische Journalisten von Israel getötet, oft unter dem Vorwurf der Terrorverbindung – ein Kontext, der die Empörung über Shalevs Einstellung verschärft.
Kritiker sehen in der Einstellung einer ehemaligen IDF-Soldatin einen weiteren Schritt hin zu einer pro-israelischen Ausrichtung. „CNN stellt eine Soldatin ein, die in Gaza aktiv war, und erwartet, dass wir das als neutralen Journalismus akzeptieren?“, fragte ein Nutzer auf X. Die Freedom of the Press Foundation warnte, dass solche Entscheidungen das Vertrauen in die Medien weiter untergraben – insbesondere in einer Region, die objektive Berichterstattung dringend benötigt.
Bislang hat CNN keine offizielle Stellungnahme zu den Vorwürfen veröffentlicht. Die mangelnde Transparenz über Shalevs militärische Vergangenheit und deren mögliche Auswirkungen auf die Berichterstattung nährt die Kritik.
Die Ernennung von Tal Shalev wirft grundlegende Fragen zur journalistischen Integrität von CNN auf. In einer Zeit, in der unparteiische Berichterstattung über den Nahostkonflikt von entscheidender Bedeutung ist, wird die Einstellung einer ehemaligen IDF-Soldatin, die sich wiederholt pro-israelisch geäußert hat, als Provokation empfunden. Die Debatte auf X und in alternativen Medien zeigt, dass das Vertrauen in die Berichterstattung von CNN weiter schwindet. Ohne eine klare Antwort des Senders drohen Boykott-Aufrufe und ein weiterer Imageschaden. Für viele bleibt die Frage offen: Kann CNN in Jerusalem objektiv berichten – oder ist dies ein weiterer Schritt in Richtung Voreingenommenheit?
 
		 
		 
		
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