Russland: Dritte Verurteilung in diesem Jahr wegen Studierens des Islams

Ein Krasnojarsker Gericht veruteilte den 27-jährigen Sabirzhon Kabirzoda am 14. August zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe, weil er sich mit anderen getroffen hatte, um seinen Glauben anhand der Werke des Theologen Said Nursi zu studieren. Er ist der dritte Muslim, der im Jahr 2018 verurteilt wurde. In derselben Region laufen noch weitere Prozesse gegen zwei weitere Muslime.

Ein anderer Muslim in Krasnojarsk wurde 2018 wegen Beteiligung an ,,Extremismus” verurteilt, weil er sich zum Studium der Werke des verstorbenen türkischen Theologen Said Nursi mit Weiteren getroffen hatte. Der 27-jährige Sabirzhon Kabirzoda erhielt am Ende eines über sechs Monate andauernden Prozesses eine zweijährige Bewährungsstrafe. Zwei vom FSB-Sicherheitsdienst sogenannte Experten behaupteten, Kabirzoda habe in verdeckten FSB-Aufnahmen Hass geschürt, weil er jene, die den muslimischen Propheten Mohammed lieben, denen gegenüber gestellt habe, die das nicht tun. Sie fügten hinzu, dass seine Liebe zum Lesen des Korans ein Zeichen der Propaganda der Exklusivität des Korans enthalte.

Zwei weitere Muslime, die inhaftiert wurden, weil sie mit Nursis Werken ihren Glauben studieren wollten, sitzen nun ihre Freiheitsstrafen ab, nachdem ihre Verurteilungen in Kraft getreten sind. 
Viele von Nursis Büchern wurden in Russland verboten, obwohl sie nicht zu Gewalt oder Hass rufen. Strafverfolgungsbeamte interpretieren das Lesen und diskutieren über die Werke als Aktivitäten der sogenannten Nurdzhular, einer verbotenen angeblich extremistischen Organisation.

Zwei weitere Muslime aus der gleichen Region, die Nursis Werke gelesen haben, befinden sich noch in einem laufenden Prozess, Andrei Rekst in Krasnojarsk und Jewgeni Sucharew in der Stadt Scharypowo. Wann diese Verfahren enden, ist noch nicht bekannt. Unterdessen hat Ilgar Aliyev, der im Mai die längste bekannte Haftstrafe wegen angeblicher Nurdzhular-Beteiligung erhalten hatte, seine Berufung gegen seine Verurteilung verloren. Imam Komil Odilov, der im Juni in Novosibirsk zu zwei Jahren in einer Strafkolonie verurteilt wurde, hat keine Berufung eingelegt. Trotz ihrer Forderung nach einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren haben die Staatsanwälte in Novosibirsk das Urteil des Richters nicht angefochten.

Muslime, die Nursis Werke lesen, treffen sich in der Regel in Wohnungen, um den Islam zu studieren, wobei einer oder mehrere die Schriften des Theologen erläutern. Sie beten, essen und trinken zusammen Tee. Die Strafverfolgungsbehörden interpretieren solche Treffen als organisierte Aktivitäten von den Nurdzhular, die darauf abzielen würden Hass in der Gesellschaft anzuregen und die verfassungsmäßige Ordnung in Russland zu untergraben.

Die sogeannten Nurdzhular (abgeleitet aus dem Türkischen für ,,Nursi-Anhänger”) wurden 2008 vom Obersten Gerichtshof als extremistisch eingestuft, obwohl Muslime in Russland sagen, dass ein solcher Zusammenschluss niemals existiert hätte. Viele russische Übersetzungen von Nursis Büchern wurden sowohl vor als auch seit dem Verbot verboten, obwohl sie keine Gewalt oder die Verletzung von Menschenrechten fordertenEs ist bekannt, dass sich derzeit sechs Männer im Gefängnis befinden, die der Beteiligung an Nurdzhular für schuldig befunden wurden.

Der muslimische Nursi-Leser Sabirzhon Shamsidinovich Kabirzoda (geboren am 4. Mai 1991) wurde am 14. August 2018 wegen Beteiligung an den Aktivitäten einer verbotenen extremistischen Organisation (Artikel 282.2 Strafgesetzbuch, Teil 2) für schuldig befunden. Nach 23 Anhörungen in mehr als sechs Monaten verhängte Richterin Marina Shtruba vom sowjetischen Bezirksgericht in Krasnojarsk eine zweijährige Bewährungsstrafe. Die Staatsanwälte hatten um eine Haftstrafe von drei Jahren und sechs Monaten gebeten. Ein schriftliches Urteil liegt noch nicht vor.

Kabirzoda ist ein in Tadschikistan geborener russischer Staatsbürger, der anscheinend als Stukkateur in Krasnojarsk arbeitet. Er ist ein Freund von Andrei Rekst und Andrei Dedkov, die im März 2016 festgenommen und der Beteiligung an Nurdzhular angeklagt wurden. FSB-Ermittler haben Kabirzoda im Dezember 2016 als Verdächtigen in ihrem Fall benannt, ihn aber nicht verhaftet. Am 20. November 2017 wurde der Name der Ermittler in die Liste der Terroristen und Extremisten aufgenommen, deren Vermögenswerte die Banken einfrieren müssen. Die Staatsanwaltschaft reichte am 22. Dezember 2017 beim sowjetischen Bezirksgericht Krasnojarsk Klage ein.

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