
Ab dem 12. Juni 2025 planen Tausende Aktivistinnen und Aktivisten aus 31 Ländern den „Global March to Gaza“. Mit dieser friedlichen Protestaktion wollen sie auf die humanitäre Krise im Gazastreifen aufmerksam machen und die seit März 2025 verschärfte Blockade durch Israel durchbrechen. Die Teilnehmenden wollen vom ägyptischen Kairo aus zur Rafah-Grenze marschieren, um humanitäre Hilfe zu liefern und internationalen Druck für die Öffnung der Grenzübergänge zu erzeugen.
Der „Global March to Gaza“ ist eine zivile, unpolitische Graswurzelbewegung, die sich eigenen Angaben zufolge für Gerechtigkeit, Menschenwürde und Frieden einsetzt. Ziel ist es, die Blockade zu beenden, die laut Hilfsorganisationen bereits jetzt zu einer Hungersnot und einem Zusammenbruch des Gesundheitssystems in Gaza geführt hat. Seit dem 2. März 2025 hat Israel die Grenzübergänge geschlossen, wodurch die Versorgung mit Lebensmitteln, Medikamenten und Treibstoff verhindert wird. Laut den Gesundheitsbehörden in Gaza wurden seit Oktober 2023 über 53 700 Menschen getötet und mehr als 122 900 Menschen verletzt.
„Wir können nicht länger zusehen, wie die Menschen in Gaza hungern und isoliert werden”, sagt Melanie Schweizer, eine Sprecherin der Initiative. „Unser Marsch ist ein Akt des zivilen Widerstands, um die Welt an ihre Verantwortung zu erinnern.“ Die Organisatoren betonen, dass die Aktion friedlich bleiben wird und dass keine Grenzen gewaltsam durchbrochen werden sollen. Stattdessen wird mit den ägyptischen Behörden verhandelt, um die Öffnung des Rafah-Übergangs zu ermöglichen.
Logistik und internationale Unterstützung
Die Teilnehmenden treffen am 12. Juni in Kairo ein und reisen anschließend nach Al-Arisch weiter. Von dort aus beginnt am 13. Juni der Marsch. Für den 15. Juni ist ein großer Protest an der Rafah-Grenze geplant, dem sich ein mehrtägiger Zeltprotest bis zum 20. Juni anschließt. Über 100 Organisationen weltweit unterstützen die Aktion, darunter in Deutschland „Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost“ und „Palästina spricht“. In Deutschland sollen sich etwa 200 Personen der Delegation anschließen.
Dr. Hüseyin Durmaz, ein türkischer Arzt und Mitglied der International Health Initiative, betont die Dringlichkeit der Situation: „Die Gesundheitslage in Gaza ist katastrophal. Internationale Institutionen haben versagt, die humanitäre Hilfe zu sichern. Wir wollen Druck aufbauen, damit die Grenzen geöffnet werden.”
Die Organisatoren sind sich der Gefahren bewusst. Das Gebiet vor Rafah ist eine ägyptische Militärzone und es besteht die Möglichkeit eines Eingreifens der israelischen Armee. Der „Global March to Gaza“ verweist auf den Angriff auf die Gaza Freedom Flotilla im Mai 2025, bei dem Aktivistinnen und Aktivisten auf hoher See attackiert wurden. Dennoch bleibt die Bewegung entschlossen: „Wir lassen uns nicht einschüchtern. Ein Angriff auf uns wäre ein klarer Verstoß gegen das Völkerrecht”, erklärt Schweizer.
Ein internationales Anwaltsteam bereitet sich auf rechtliche und diplomatische Herausforderungen vor, um die Sicherheit der Teilnehmenden zu gewährleisten. Gleichzeitig wird die Unterstützung von NGOs, Diplomaten und humanitären Organisationen gesucht, um den Marsch zu ermöglichen.
Kontroverse um die Gaza-Blockade
Die Blockade des Gazastreifens durch Israel und Ägypten besteht seit 2007, dem Jahr der Machtübernahme der Hamas. Israel begründet sie mit Sicherheitsbedenken, da die Hamas als Terrororganisation eingestuft wird und Raketenangriffe auf israelisches Gebiet verübt hat. Kritiker werfen Israel hingegen vor, die Zivilbevölkerung kollektiv zu bestrafen und Hunger als Kriegswaffe einzusetzen. Die UN warnen vor einer beispiellosen Hungersnot, von der die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens bedroht ist.
Erst kürzlich, nach internationalem Druck, ließ Israel begrenzte Hilfslieferungen zu. Laut Tom Fletcher, dem UN-Nothilfekoordinator, reichen diese jedoch bei weitem nicht aus. „Es ist ein Tropfen auf den heißen Stein“, so Fletcher.
Der „Global March to Gaza“ ist nicht nur ein Protest, sondern auch ein Aufruf an die internationale Gemeinschaft, Verantwortung zu übernehmen. Die Organisatoren hoffen, dass der Marsch die Aufmerksamkeit auf die Notlage der Menschen in Gaza lenkt und Regierungen dazu bewegt, die Blockade zu beenden. „Wir marschieren für das Leben, für die Menschlichkeit und für Gerechtigkeit“, heißt es auf der offiziellen Website der Bewegung.
Die Welt schaut auf Rafah – und auf die Menschen, die bereit sind, für eine Veränderung einzutreten.
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