Kasachstan verschärft Kontrolle religiöser Kleidung – Niqab-Verbot im Fokus

In Kasachstan hat die Untere Parlamentskammer ein Gesetz gebilligt, das das Tragen des Niqab in öffentlichen Räumen mit Warnungen und Geldstrafen belegt. Menschenrechtsorganisationen und Beobachter kritisieren den Schritt als Teil einer breiteren politischen Strategie in Zentralasien, religiöse Ausdrucksformen zu kontrollieren – mit besonderem Druck auf muslimische Frauen und die Ausübung islamischer Identität.

Das Gesetz reiht sich ein in eine Serie staatlicher Eingriffe, mit denen Präsident Kassym-Jomart Tokajew religiöse Ausdrucksformen zunehmend unter staatliche Kontrolle stellt. Bereits 2025 hatte er ein landesweites Verbot von Gesichtsbedeckungen in öffentlichen Räumen unterzeichnet und den Niqab öffentlich als „archaisch“ und „von radikalisierten Kräften aufgezwungen“ bezeichnet. Menschenrechtsorganisationen und islamische Verbände werten diese Aussagen als klar islamfeindliche Rhetorik, die gesellschaftliche Vorurteile verstärke und religiöse Minderheiten politisch delegitimiere. Ähnliche Tendenzen finden sich seit Jahren in mehreren zentralasiatischen Staaten.

Menschenrechtsexperten warnen, dass das neue Gesetz einen direkten Eingriff in die Religionsfreiheit darstellt, die sowohl durch den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte als auch durch regionale Verpflichtungen Kasachstans geschützt ist. Indem der Staat religiöse Kleidung gezielt als Sicherheitsrisiko darstellt, verschiebt sich der politische Rahmen: Nicht die individuelle Freiheit steht im Vordergrund, sondern staatliche Kontrolle über religiöse Identität. Beobachter sehen darin ein Muster, das sich in Zentralasien verstärkt – von restriktiven Kleidungsregeln bis hin zu Kampagnen gegen sogenannte „untraditionelle“ Formen islamischer Praxis.

Das Verbot hat unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. In Kasachstan äußern muslimische Verbände Besorgnis, dass Frauen, die freiwillig Niqab oder Burka tragen, zunehmend unter Druck geraten könnten. Lokale Medien berichten, dass Bürgerinnen Angst vor Strafen und sozialer Stigmatisierung haben. International betrachten Beobachter das Gesetz als Beispiel dafür, wie säkulare Regierungen in Zentralasien religiöse Praktiken politisch kontrollieren. Experten betonen, dass ähnliche Maßnahmen in der Region oft Frauen und religiöse Minderheiten besonders treffen und die gesellschaftliche Integration erschweren.

Das Gesetz verdeutlicht, wie staatliche Politik in Zentralasien religiöse Kleidung strategisch reguliert. Indem Gesichtsbedeckungen als Sicherheitsrisiko dargestellt werden, verschiebt sich der Fokus von individueller Freiheit hin zu Kontrolle und gesellschaftlicher Normierung. Für muslimische Frauen bedeutet dies nicht nur eine rechtliche Einschränkung, sondern auch erhöhte gesellschaftliche Aufmerksamkeit und Stigmatisierung. Beobachter sehen darin ein Muster, das zeigt, wie Regierungen Religion nutzen, um nationale Identität zu formen und oppositionelle oder „nichttraditionelle“ Ausdrucksformen einzuschränken.

Quellen

APA News – Bericht über das Niqab-Verbot in Kasachstan:
https://en.apa.az/cis-countries/kazakhstan-bans-face-coverings-in-public-places-471764

Tengrinews – Gesetzliche Änderungen und gesellschaftliche Reaktionen:
https://en.tengrinews.kz/laws_initiatives/kazakhstan-introduces-fines-for-wearing-face-covering-270332

Halal Times – Kritik von muslimischen Gruppen und Berichterstattung über Betroffene:
https://www.halaltimes.com/kazakhstan-bans-face-covering-attire-niqab-in-public

TimesCA – Politische Einordnung und regionale Vergleiche:

Kazakhstan Moves to Ban Face-Coverings in Public

Amnesty International – Generelle Kritik an Schleierverboten (internationaler Kontext):
https://www.amnesty.ch/de/themen/frauenrechte/dok/2015/verschleierungsverbot-und-menschenrechte

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