Frankreich und der säkulare Extremismus

Teil 10: Atombomben in Algerien

Nach den USA, Russland und China verfügt Frankreich über das viertgrößte nukleare Waffenarsenal der Welt. Die Tests der Atombomben fanden nur 40 Kilometer von der algerischen Stadt Reggane statt. Bis heute leidet das Gebiet an den Folgen.

Am Morgen des 13. Februar 1960 sandte der französische Präsident Charles de Gaulle eine Nachricht an Verteidigungsminister Pierre Messmer und gab bekannt, dass sein Land ein wichtiges historisches Ereignis erreicht habe. Frankreich etablierte sich nach dem erfolgreichen Test einer Atombombe in der algerischen Wüste als die vierte Atommacht der Welt.

Frankreich feierte einen Erfolg, während in Algerien eine dunkle Zeit eintrat, in der es der größten radioaktiven Verschmutzung in seiner Geschichte ausgesetzt war und die Folgen bis heute noch spürbar sind.

Alles begann mit einem Dekret, das am 10. Mai 1957 im Amtsblatt von Frankreich veröffentlicht wurde. Im Dekret wurde angekündigt, dass eine Fläche von 108.000 Quadratkilometern, 40 Kilometer von der Stadt Reggane entfernt, für die Errichtung eines Militärzentrums bestimmt worden ist.

Die tatsächlichen Tests wurden am 13. Februar 1960 gestartet. Die französische Armee ließ die erste Atombombe namens “Gerboise Bleue” (Blaue Wüstenmaus), die viermal stärker ist als die US-Bombe in Hiroshima, detonieren.

In diesem Jahr wurden vier Bomben in der Luft gezündet. Dies waren “Grüne Wüstenmaus”, “Weiße Wüstenmaus” und “Rote Wüstenmaus”. Die Versuche gingen bis 1966 weiter.

Es gab 57 Experimente und Tests, und es wurden 17 Atombomben erfolgreich gezündet. Später, so das französische Verteidigungsministerium im Jahr 2010, wurden diese Gebiete nach dem Abbau der Anlagen im Juni 1967 an die algerischen Behörden zurückgegeben.

Die Detonation der 70-kT-Kernwaffe “Blauen Wüstenmaus” verursachte, laut einem 1998 veröffentlichten Bericht des französischen Senats, einen radioaktiven Niederschlag, der sich bis zur Hauptstadt des Tschad, Encemine und anderen afrikanischen Hauptstädten erstreckte. Dieser radioaktive Niederschlag erreichte am achten Tag die Hauptstadt Algeriens.

Französische Berichte besagen, dass der schwerste nukleare Unfall am 2. Mai 1962 während der Detonation der Bombe ‘Peryl’ auf dem Arak-Berg aufgetreten ist.

Zu diesem Zeitpunkt wurde radioaktives Material aufgrund eines unterirdischen Lochs, das in der Gegend nicht ordnungsgemäß geschlossen war, in die Atmosphäre freigesetzt.

Eine Explosion erschütterte die umliegenden Städte und führte dazu, dass auf dem Berg radioaktives Material austrat. Der Unfall verursachte einen großen radioaktiven Niederschlag, der sogar Libyen erreichte.

Darüber hinaus hat die algerische Menschenrechtsverteidigungsvereinigung die Anzahl der Personen, die dieser Strahlung direkt ausgesetzt waren auf ungefähr 42.000 geschätzt, darunter 150 algerische Gefangene, die aus dem Gefängnis von Sidi Belabbas im Westen des Landes gebracht wurden.

Diese Algerier wurden als Labormäuse eingesetzt, nachdem sie in der Nähe des Explosionsgebiets festgehalten worden waren, um die Auswirkung von großen Mengen an Kernstrahlung zu untersuchen, der sie ausgesetzt waren.

Die algerische Völkerrechtsforscherin Fadela Melhak wies darauf hin, dass französische Atomprozesse humanitäre und Umweltkatastrophen verursacht haben.

Laut Melhak leidet die Region immer noch unter Luftverschmutzung durch Kernstrahlung, Wasserverschmutzung, Missbildungen bei Neugeborenen und der Ausbreitung von Krebskrankheiten.

Die Tests führten auch dazu, dass Tier- und Pflanzenarten verschwanden.

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Teil 4: Mit Militärgewalt gegen die Unabhängigkeit

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Teil 7: Pressefreiheit

Teil 8: Geburt der modernen Folter

Teil 9: Polizeigewalt

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